40. Unangemessenes Verhalten

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Elia

Der Schnee glänzte auf den Wiesen, wie hunderte kleine Edelsteine. Die Vögel flogen von Baum zu Baum und zwitscherten heiter ihre Lieder. Das Schneegestöber hatte nachgelassen, nur noch feine Flocken rieselten vom Himmel. Bei jedem Schritt knirschte der Schnee unter unseren Füßen und hinterließ unsere Spuren im Schnee.

,, Reitet ihr gerne aus?", fragte mich plötzlich die Prinzessin mit ihrer süßen Stimme. Ihre Versuche mich um den Finger zu wickeln, fielen mir schon von Anfang an auf. Darauf würde ich jedoch nicht reinfallen, da ich meine Rose bereits gefunden hatte. Miriam war der Einzige in meinem Leben.

,, Wenn sich die Möglichkeit ergibt, würde ich gerne ausreiten ", beantwortete ich ihre Frage geschickt. Ich konnte reiten, allerdings hatte ich dies noch nie mit einem königlichen Pferd getan. Früher hatte ich auch nicht die Zeit dafür einfach auszureiten.

,, Ich liebe es auszureiten und die Natur zu genießen ", gestand mir die Prinzessin fröhlich und näherte sich mir ein wenig. Mein Körper war angespannt, während ich meine Hand zu einer Faust formte. Wenn ich die Prinzessin abwies, dann könnte sie das Königreich als unhöflich oder scharmlos betiteln. Allerdings wollte ich Miriam nicht betrügen oder anderweitig verletzen, darum musste ich aufpassen.

,, Wie lange reitet Ihr immer aus, eure Hoheit?", fragte ich sie und wandte mich mit einem Lächeln an sie. Dadurch prallte auch auf ihrem Gesicht ein großes Lächeln, ehe sie begann von ihr zu erzählen. Somit wollte ich sie beschäftigen, bis Miriam mit dem Gespräch fertig war. Hoffentlich war alles gut bei ihnen.

,, Ich reite immer unterschiedlich lange aus. Meistens reite ich eine bis drei Stunden aus, aber ich bin nicht jede Minute auf dem Pferd. Es gibt ein paar Plätze in unserem Königreich, die etwas ganz besonderes sind. Dort mache ich immer eine Pause und entspanne mich", erklärte sie mir total in das Thema vertieft, danach dreht sie sich zu mir und umgriff meinen Arm.

Erschrocken ging ich einen Schritt zurück, als ich ihren Körper an meinem Arm spürte. Unschuldig blinzelte sie mir zu und grinste mich mit ihren schneeweißen Zähne an. Ihre purpurroten Lippen umrahmten ihr Lächeln und gaben einen guten Kontrast zu ihrer hellen Haut ab.

,, Was ist denn los?", fragte sie mich unbekümmert und drückte sich weiter an meinen Arm. Ich sah ihr erschrocken entgegen und wusste nicht, was das richtige war.
,, Eure Hoheit, das könnt ihr nicht einfach so machen ", entgegnete ich ihr mit Vorsicht.

,, Wieso nicht?", fragte sie mich enttäuscht, ließ mich jedoch nicht los. Ihre Oberweite drückte gegen meinen Arm, was die Ursache für den eisigen Schauder war, der mir über den Rücken rannte.
,, Weil ihr nicht unverschämt sein dürft. Ich könnte vergeben sein", belehrte ich sie mit einem ernsten Ausdruck.

Kurz entglitt ihr Lächeln, was allerdings genauso schnell wieder erwachte.
,, Seid Ihr denn vergeben?", fragte sie mich neugierig und versuchte mich weiterhin mit ihren Blicken zu verführen. Davon ließ ich mich aber nicht beeinflussen.
,, Ja, das bin ich", gab ich ihr zu verstehen. Nun wurde ihre Umklammerung lockerer, weshalb ich kurz Hoffnung hatte, sie würde mich loslassen.

Diese Hoffnung wurde jedoch im Keim erstickt, als sie wieder fester zudrückte und mir wieder näher kam.
,, Aber ich kann dir etwas besseres bieten, außerdem muss sie es nicht wissen ", meinte sie auf einmal schamlos. Sie wollte, dass ich meinen Verlobten, mit ihr betrügte und das ohne, dass sie mich kannte?!

,, Eure Hoheit, ich werde meine Liebe nicht betrügen. Sowas könnt ihr nicht von mir verlangen oder erwarten ", wies ich sie höflich zurecht und versuchte meinen Arm freizubekommen. Sie weigerte sich meinen Arm loszulassen und klammerte sich mit ganzer Kraft an mich. Ich wollte sie nicht anfassen, damit sie mich nicht wegen etwas banalen verurteilte und mich in Schwierigkeiten bringen konnte.

,, Eure Hoheit, seid nicht unvernünftig und lasst mich los", forderte ich sie mit Nachdruck auf. Sie achtete nicht auf meine Forderung und hielt sich weiterhin an mich fest.
,, Livia, lass ihn sofort los!", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme, die einem Angst einjagen konnte.

Als die Prinzessin diese Stimme vernahm, löste sie sich sofort von mir, so als hätte sie sich an mir verbrannt. Ein paar Meter von uns entfernt standen Miriam, Mitja und der Prinz. Sie alle sahen die Prinzessin mit unterschiedlichen Gefühlen an, welche sie für kurze Zeit verstummen ließ. Doch als sie wieder zu sich kam, zeigte sie mit dem Finger auf mich.

,, Bruder endlich bist du hier! Er hat mich belästigt und mich gezwungen das zu tun!", versuchte sie sich bei ihrem Bruder einzuschleimen, der sie finster ansah. Dabei stellte sie mich als Täter da, obwohl ich derjenige war, der nichts getan hatte.
,, Wir haben alles gehört Livia. Du brauchst mir nichts vorzuspielen ", erwiderte ihr Bruder ernst.

Nun sagte sie nichts mehr und senkte ihren Blick. Ich atmete erleichtert aus und lockerte meine angespannten Muskeln.
,, Es tut mir sehr leid eure Hoheiten in Streitigkeiten gebracht zu haben ", entschuldigte ich mich bei dem Prinzen und verbeugte mich vor ihm.

Plötzlich spürte ich einen leichten Druck auf meiner Schulter. Es war die Hand des Prinzen, die sich auf meine Schulter gelegt hatte.
,, Ihr tragt keine Schuld", versicherte mir der Prinz, als ich mich wieder von meiner Verbeugung erhoben hatte. Ich nickte ihm zu und war glücklich über die Güte des Prinzens.

,, Livia du solltest nun reingehen", wies ihr Bruder sie an, woraufhin sie nur laut schnaufte. Ihr Blick war mit Hass erfüllt, ehe sie dann an uns vorbei stürmte. Wir sahen ihr hinterher, bis die raue Stimme des Prinzen ertönte.
,, Ich hoffe sie hat dich nicht zu sehr belästigt ", meinte er zu mir gewandt.

,, Nein, alles gut. Ihr habt ihr weiteres Handeln rechtzeitig gestoppt ", gab ich ihm wahrheitsgemäß zu verstehen. Mit ein wenig Erleichterung nickte er mir zu und lächelte mich im nächsten Moment an. In diesem Gesicht ein Lächeln zu sehen, war ein ungewöhnlicher Anblick.

,, Ich kann ja nicht zulassen, dass die Verlobte des Prinzens belästigt wird ", sagte er vollkommen unerwartet zu mir. Ich sah ihn ein wenig schief an und blickte dann zu Miriam, der sich ein Lachen verkniff. Ab da wusste ich Bescheid. Der fremde Prinz schien zu wissen, dass ich der Verlobte von Miriam war.

,, Ihr seid sehr gnädig ", spielte ich mit und schüttelte belustigt meinen Kopf. Daraufhin musste auch der Prinz lachen und klopfte mir versöhnend auf die Schulter.
,, Sei unbesorgt. Es ist alles geklärt ", versicherte mir der fremde Prinz ehrlich und lief in unser Beisein in das Schloss zurück.

Wir erzählten noch viel miteinander und lernten uns somit besser kennen. Lachen und laute Stimmen hallten durch den gesamten Raum und versüßten uns den kalten Wintertag. Am nächsten Morgen reisten die Hoheiten wieder ab, dies aber nicht ohne sich ausgiebig zu verabschieden.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt