23. Aufklärung mit Herzschmerz

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Miriam

In Begleitung meines besten Freundes schritt ich über den rubinroten Teppich mit goldener Umrahmung. Meine Eltern saßen auf dem goldenen Thron und lächelten mir warmherzig entgegen. Recht und links von uns standen in regelmäßigen Abständen runde Säulen, die die schwere Steindecke trugen. Zudem waren auch Ritter zum Schutz rechts und links stationiert, die in ihren silbernen Rüstungen prallten.

Wir liefen vor, bis zum Thron meiner Familie und blieben drei Meter vor den Treppen zum Thron stehen. Mitja stand dicht hinter mir, als Berater und als bester Freund, der mir den Rücken stärken würde. Meine Eltern hatten auch ein Berater, dieser folgte ihnen überall hin, es sei denn er wurde weggeschickt oder er wurde inoffiziell vom Tag entlassen.

,, Schön das du hier bist mein Sohn. Deine Mutter und ich wollen mit dir über etwas sehr wichtiges reden", begann mein Vater zu sprechen. Meine Mutter hatte ihre Hand auf die meines Vaters gelegt, um genau wie Mitja mir, Beistand zu leisten.
,, Ich höre", meinte ich etwas unmotiviert, doch tief im Innern hatte ich Schweißausbrüche.

,, Es geht um deinen Zustand. Seit dem Vorfall vor drei Jahren kommst du nicht mehr aus dir raus und verschließt dich vor uns. Wir wollen dich glücklich machen, aber dafür musst du uns die Wahrheit erzählen", bat mich meine Mutter aufrichtig. Ihr besorgter Blick stand ihr wieder buchstäblich im Gesicht und auch ihre leicht vorgebeugte Haltung verriet es mir.

,, Die Wahrheit ist hart und nicht formbar", meinte ich daraufhin emotionslos. Ich wollte sie schon mal ein wenig darauf vorbereiten, weil ich wusste, dass es nicht einfach werden würde.
,, Das nehmen wir in Kauf, denn wir wollen endlich wissen, was dich so dermaßen beschäftigt ", versicherte mir mein Vater mit voller Stärke. Ob sie so blieb?

Kurz wagte ich einen Blick zu dem blonden Jungen hinter mir, der mir aufmunternd zunickte. Das war nun unsere Chance!
,, Nun gut, dann wird es wohl Zeit, euch in meine Geschichte einzubinden ", seufzte ich nachgebend. Meine Eltern sahen mich gespannt an und warteten auf meine Worte.

,, In der Nacht, wo meine Entführer im Wald gerastet hatten, schlich sich ein einfacher Bauer zu mir und befreite mich von ihrer Gefangenschaft ", begann ich die abenteuerliche Geschichte zu erzählen. Mitja hinter mir würde ebenfalls endlich die komplette Geschichte erfahren.

,, Er hatte nur eine kleine Hütte, wo man kaum Platz hatte und ließ mich trotzdem bei sich übernachten. Am nächsten Morgen ließ er mich frei und zeigte mir die Richtung, wo unser Schloss lag", sprach ich weiter und machte eine kleine Pause. Ich hatte ihn noch genau vor Augen, dieses monotone Gesicht, die braun gebrannte Haut, seine graublauen Augen und diese unglaubliche Stärke.

Ich erzählte ihnen alles. Von den Wölfen, von seiner Verletzung und dem Gasthaus, bis zu unseren Verfolgern. Die wacklige Brücke und der holprige Weg ins Schloss, dank Mitja's Hilfe ließ ich selbstverständlich auch nicht aus. Am Ende angelangt, sahen sie mich alle ein wenig überfordert und erschrocken an.

,, Mutter, Vater ... ich habe ihn gehen lassen. Er war meine erste Liebe und ich vermisse ihn seit heute. Das Buch was Miriam entworfen hatte, hat mir wieder die Augen geöffnet. Doch ich hätte nichts anderes tun können, weil ein Bauer und einen Prinzen nicht lieben dürfen", beendete ich meine Geschichte niedergeschlagen.

Während ich erzählt hatte, flammten die fast erloschenen Flammen wieder auf und hinterließen einen grausamen Schmerz. Ich hatte meinen Kopf gesenkt, damit man meine Tränen nicht sah. Sie rollten mir über die blassen Wangen und fielen lautlos auf den rubinroten Teppich.

,, Deswegen warst du so begeistert von dem Buch und deswegen kam es deiner Geschichte so nah", schlussfolgerte meine Mutter erschrocken, als sie bemerkte, dass das alles gar kein Zufall war.
,, Mhm ... und du liebst ihn immer noch?", fragte mich mein Vater ernst. Er musste nun eine Entscheidung treffen, für sein Volk und seine Familie.

,, Ja, mein Herz schlägt nur für ihn. Ich habe versucht mich abzulenken, weil es vielleicht vergehen würde, aber es hatte nichts funktioniert. Ohne ihn fühle ich mich leer", beantwortete ich seine Frage aus dem Herzen heraus. Meine Mutter fasste sich ans Herz und sah mich mitleidig an, weil sie wusste welche Risiken das brachte.

,, Wie sieht es mit ihm aus? Liebt er dich auch?", stellte er mir nun eine sehr schwierige Frage. Ich konnte ihm nur das sagen, was ich selber wusste, doch ob es heute, nach drei Jahren auch noch stimmte, konnte mir niemand garantieren.
,, 'Ich würde eure Liebe erwidern, wenn es mir erlaubt wäre...' waren seine Worte vor unserem Abschied gewesen ", beantwortete ich auch diese Frage ehrlich.

Dieser Satz hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich wusste genau, wie er ihn gesprochen hatte und welche Gefühle er gezeigt hatte.
,, Hm.. okay, kannst du mir sein Aussehen beschreiben und wo er gelebt hatte?", fragte er mich wieder. Meine Mutter sah ihren Mann mit gemischten Gefühlen an, jedoch unterbrach sie ihn nicht dabei.

,, Er ist ein Kopf größer als ich, muskulöser Körperbau, kohlenrabenschwarze Haare und graublaue Augen. Seine Haut ist braun gebrannt und wahrscheinlich sehr dreckig, als auch vernarbt. Er hat die Narbe des Wolfes vermutlich noch auf seinem Handrücken und es könnte sein, dass er einen dunkelbraunen Umhang trägt. Hm....ah und er hat eine Kette mit einem Anhänger in meiner Augenfarbe ", beschrieb ich ihn äußerst detailliert.

Natürlich könnte er sich in Laufe der Jahre verändert haben, doch so blieb er mir in Erinnerung. Mein Vater nickte mir zu und wartete noch auf die Ortsbeschreibung.
,, Er lebte im Wald, also könnte das etwas schwieriger werden ", nuschelte ich in Gedanken, versuchte aber dennoch irgendetwas zusammenzuwürfeln.

,, Ihr könnt in die nächste Kleinstadt westlich unseres Schlosses aus reiten und dort ein Gasthaus aufzusuchen. Vom Gasthaus aus, geradeaus den Weg entlang und in den Wald. Dort müsste man irgendwann auf die Überreste einer Hütte kommen und ab da immer weiter geradeaus. Dann kommt entweder seine eigene Hütte oder ein kleines Dorf, in der Nähe seiner Hütte ", versuchte ich das ganze ein wenig zu beschreiben.

Wieder kam ein Nicken von meinem Vater, ehe er sich aus seinem glänzenden Thron erhob.
,, Die Ritter, die hier stehen. Morgen werdet ihr aufbrechen und diesen Mann suchen. Bringt ihn unversehrt hierher!", beauftragte er die Ritter in diesem Saal, morgen auszudrücken. Was hatte mein Vater vor und wie lautete sein Ergebnis?! Dies bekam ich allerdings nicht mehr mitgeteilt, da man mich in mein Gemach schickte.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt