13. Gerissene Angelegenheit

98 12 0
                                    

Elian

Gott sei dank waren die Kriminellen in die Fallgrube eines Jägers gefallen, der eigentlich etwas anderes fangen wollte. Es würde sie sicherlich nicht ewig aufhalten, aber wir hätten einen Vorsprung. Miriam hatte so gut wie fast keine Ausdauer und seine Energie reichte meistens nie weit. Darum war es umso wichtiger, dass wir schnell auf die andere Seite es Grabens kamen, der noch vor uns lag.

Ich hatte noch nie davon gehört, dass es einen tiefen Graben um das Schloss gab, der als Schutz diente. Das war ein guter Beweis dafür, dass nicht alle Informationen bei uns im Dorf ankamen. Für gewöhnlich wäre diese Information für uns auch nicht sehr bedeutend gewesen. Jedoch war es für mich momentan umso wichtiger es zu wissen, bevor ich unvorbereitet dort ankam.

,, Wie lange müssen wir noch rennen?", fragte mich Miriam komplett außer Atem. So wie er aussah, könnte seine Energie in jedem Augenblick aufgebraucht sein. Wir hatten nicht mal die Zeit etwas zu essen, weil man uns direkt aufscheuchen musste.
,, Bis wir den Graben erreicht haben", gab ich Miriam die Auskunft.

Dort müsste ich nämlich erstmal gucken, wie wir schnell auf die andere Seite rüberkamen.
,, Wieso rennen wir eigentlich noch, die Männer sind doch in dem Loch gefangen?", fragte er mich ungeduldig. Ja, er war ein Prinz und konnte wie wenige auch, lesen und schreiben, aber manchmal hatte ich das Gefühl er dachte nicht richtig nach.

,, Sie können sich schneller als du gucken kannst aus der Fallgrube befreien", antwortete ich ihm daher einfach. Vielleicht ging ihm nun ein Licht auf und wenn nicht, war es auch nicht schlimm, weil er lieber rennen sollte. Es war wirklich sehr anstrengend mit ihm die nächsten Meter zu rennen, ehe wir an dem Graben angekommen waren.

,, Oh mein Gott endlich ", keuchte Miriam und setzte sich total außer Atem auf den dreckigen Boden. Da war ich glücklich kein eingebildeten Menschen vor mir zu haben, der es nicht haben konnte, wenn seine Sachen dreckig waren. Miriam war mir da definitiv lieber, weil er mich und meine Art akzeptierte und sich auf mich einließ.

Während sich Miriam also ausruhte, suchte ich nach einer ordentlichen Möglichkeit diesen Graben zu überqueren. Im Großen und Ganzen sah es sehr düster aus, bis mir plötzlich etwas Interessantes ins Auge stach, weiter entfernt von uns. Es sah aus wie eine Hängebrücke oder sowas ähnliches. Das wollte ich mir mal genauer ansehen.

,, Komm mit", sagte ich zu Miriam, der sich wieder schwerfällig vom Boden erhob und mir hinterher trabte.
,, Wohin gehst du?", fragte er mich erschöpft und ließ seine Schultern schlaff hängen. Mit meinem Finger deutete ich nur auf das mysteriöse Objekt, welches wir uns näherten.
,, Eine Brücke?", fragte er mich nun auch, als er es sah. Ich zuckte nur ahnungslos mit den Schultern und war gespannt wie es mit unserer Möglichkeit aussah dort rüber zu kommen.

Als wir ankamen hätte ich Freuderufe von mir geben können, da es tatsächlich eine alte Hängebrücke war, die irgendwann jemand selbst gebaut hatte. Sie bestand aus ein paar alten Seilen und alten Brettern, die teilweise sehr unsauber angebracht waren. Das Beste dabei war aber, dass sich selbst die Natur auf ihr breit gemacht hatte. Die Bretter waren nämlich teilweise mit Moos bewachsen, was durchaus ein schlechtes Zeichen darstellen könnte.

Ich ging jedoch nicht davon aus, dass sie morsch war, damit die Brücke erst gar nicht daran dachte zu reißen.
,, Wir gehen da rüber ", beschloss ich selbstbewusst, was Miriam hingegen nicht so gefiel. Mein Prinz bekam schon allein wegen der Vorstellung dort rüber zu müssen Panik.
,, W.. Was? Hast du dir die schon mal angeschaut?!", fragte er mich fassungslos.

,, Ja gerade eben", beantwortete ich seine Frage mit Leichtigkeit. Mit großen ängstlichen Augen sah er mich an und ich konnte erkennen, wie sich jede einzelne Zelle seines Körpers dagegen sträubte. Seufzend umfasste ich sein Gesicht sachte, damit er mich auch wirklich ansah, wenn ich mit ihm sprach.

,, Hör zu Miriam. Wir haben es fast geschafft, da darfst du nicht einfach schlapp machen. Ich gehe als erstes und gucke ob sie stabil ist, wenn sie mich hält wird sie auch dich halten", erklärte ich ihm zuversichtlich. Mit roten Wangen und ängstlichen Augen nickte er mir zu. Zufrieden ließ ich ihn wieder los und widmete mich der alten Hängebrücke.

Langsam machte ich den ersten Schritt und guckte ob irgendwas passierte, doch außer das sie ein wenig knackte geschah nichts weiter. Also begann ich meinen Weg auf die andere Seite und erwischte einige morsche Holzbretter. Diese fielen dann nach unten, doch da ich immer meinen anderen Fuß, auf ein anderes Brett gestellt hatte, konnte ich mich oben halten.

Nach kurzer Zeit hatte ich dann auch das Ende der Hängebrücke erreicht und sah hinüber zu meinem ängstlichen Prinzen.
,, Bist du dir sicher ?", fragte er mich zitternd und guckte in den Graben hinein. Dieser Junge raubte mir die Nerven.
,, Es gibt kein zurück ", machte ich ihm klar, sodass er schwer schluckte, ehe er sich langsam auf die Brücke tastete.

Er war sehr langsam im überqueren der Brücke und war ungefähr bei der Hälfte, als die drei Männer bei uns ankamen. Nun bekam mein Prinz noch mehr Angst und verkrampfte sich dort oben auf der Brücke.
,, Lauf weiter!", rief ich ihm zu, damit er nicht stehen blieb und den Männern in die Hände fiel. Zitternd ging er weiter, doch der erste von den Männern traute sich bereits auf die sehr alte Brücke.

,, Ich werde dich kriegen!", lachte der Mann boshaft und schritt schneller als Miriam voran. Dabei begann die Brücke zu schwanken und verbesserte die Situation auch nicht gerade.
,, Nicht aufhören zu laufen!", rief ich Miriam zu, sodass er sich notgedrungen voran bewegte. Ich konnte nicht zu ihm gehen und ihm helfen, da die Brücke bei diesem Gewicht sicherlich reißen würde.

Natürlich waren die Männer nicht so intelligent, da bereits der zweite von ihnen auf die Brücke stieg. Ein beängstigendes Knacken ertönte, das diese jedoch nicht stoppte. Genau vier Schritte ging der ganze Spaß gut, ehe das erste Seil begann zu reißen. Schreiend hielt sich Miriam fest und auch die anderen beiden hatten sich an die Brücke geklammert.

,, Halt dich fest!", rief ich Miriam zu, der genau das tat, was ich von ihm verlangte. Das Seil war auf der anderen Seite gerissen, was bedeutete, dass die Brücke in meine Richtung fallen würde. Für uns natürlich vorteilhaft. Es brauchte auch nicht lange, bis das andere Seil ebenfalls riss und die Brücke zu mir fallen ließ. Kreischend hielt sich Miriam fest und knallte mitsamt der Brücke an den Rand des Grabens.

Der zweite Mann, der intelligenter Weise auf die Brücke gegangen war, als sie schon überlastet war, stürzte inmitten des Grabens. Sein Kamerad hingegen hing noch genauso wie Miriam an der Brücke, nur weiter unten.
,, Du musst hochklettern ", rief ich zu Miriam runter, der bereits in Tränen ausgebrochen war.

Schwerfällig kletterte er hoch, gefolgt von dem Mann hinter ihm. Hilfeleistend hielt ich Miriam meine Hand hin, damit er sie ergreifen konnte, wenn er an sie rankam. Mein Herz raste vor Angst um Miriam, weil der fremde Mann mit schlimmen Absichten immer näher kam. Glücklicherweise schnappte sich Miriam direkt meine Hand und wurde sofort von mir nach oben gezogen.

Vorsichtig legte ich Miriam neben mich ab und kümmerte mich um den Mann, deren Kopf ich bereits sah. Gefühlskalt sah ich zu ihm hinunter und trat ihm mit meinem Fuß ins Gesicht. Augenblicklich fiel er nach hinten und landete schreiend auf dem Boden des Grabens. Der Graben war nicht so tief und könnte ihn vor dem Tod bewahrt haben, trotzdem würde ich nicht nachsehen wollen.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt