26. Meine Schönheit

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Elian

,, Nun denn, dann ist es für euch an der Zeit eine Unterhaltung zu führen", erklang die raue Stimme des Königs ein weiteres Mal. Für mich war dies Erlaubnis genug, sodass ich mich zu dem Mann umdrehte, den ich schon so lange vermisst hatte. Bei seinem Anblick stockte mir der Atem. Er war all die Jahre viel schöner geworden, als ich es mir hätte jemals erträumen können.

Sein Haar floss wir ein Schleier bis in die Mitte seines Rückens hinunter und schimmerte in den warmen Strahlen der Sonne. Diese vollen Lippen prallten in einem Erdbeerrot und versuchten mich zu verführen. Doch das Schönste, würden immer die lilanen Augen bleiben, in denen blaue Pigmente schimmerten. Diese sinnlichen Augen huschten über meinen kompletten Körper, damit sich jedes Detail in ihre Netzhaut brannte.

,, I.. ich .......es tut mir so leid ", hauchte ich diesem zarten Engel zu. Seine Augen blickten sofort in die meine, um aus ihnen etwas lesen zu können. Es sprudelten so viele verschiedene Gefühle in mir herum, sodass mein Engel mit seinem Blick nichts genaues herausfinden konnte. Jedoch schien auch er sehr überfordert zu sein.

,, Für was?", fragte mich seine zitternde Stimme. Wir ließen uns keine Sekunde lang aus den Augen und warteten geduldig auf den anderen.
,, Es tut mir leid, dass ich dich zurückgelassen habe und das ich dich in so eine Lage gebracht habe. Ich wollte nie, dass es dir schlecht geht", flüsterte ich ihm zu.

Meine Tränen hielt ich tapfer zurück, um diesen Mann nie wieder aus den Augen verlieren zu können. Dessen sündhaften Lippen formten sich zu einem leichten Lächeln, wobei die frechen Tränen in seinen Augen lautlos überschwappten und ihren Weg über seine blassen Wangen suchten. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihm diese weggestrichen, allerdings hielt mich eine unsichtbare Macht auf. Diese hieß Ungewissheit.

,, Du Dummerchen! Das weiß ich doch", entkam dem süßen Mund ein Schluchzen, zu dem weitere folgten. Ein grauenvolles Stechen zischte durch mein Herz und verengte mir meine Atemwege. Ich litt unter seiner Traurigkeit und das mehr, als ich es jemals wollte.

,, Ich habe nicht auf dich gehört, bin dir immer näher gekommen und habe schlussendlich mein Herz an dich verloren. Dennoch bereue ich es nicht, das getan zu haben", fügte er noch hinzu, nachdem ich ihn stillschweigend ansah. Jedes einzelne Wort kam aus seinem Herzen heraus und verdeutlichte mir immer mehr, wie sehr er mich liebte.

,, Warum hast du mich gewählt? Du hättest es so viel einfacher haben können und einen anderen Adligen lieben können. Dann wärst du nicht so verletzt gewesen ", fragte ich ihn, während meine Stimme zu zittern begann. Ich konnte ihm nicht viel geben und trotzdem wollte er mich. Es machte keinen Sinn.

,, Weil du keinen Wert auf Macht oder Geld legst. Dir ist es wichtig, wie die Person ist und nicht für wen sie sich ausgibt. Ich liebe dich, weil du ehrlich, gerechnet und echt bist. Du verstellst dich nicht und bist derjenige, der du wirklich sein willst ", beantwortete er mir diese Frage mit Leidenschaft. Kein einziger Zweifel spiegelte sich in diesen Augen wieder.

Nun brach auch mein Damm in zwei Teile und ließ die aufgestauten Tränen frei. Mit meiner rechten Hand bedeckte ich mein Gesicht, damit man meine Tränen nicht sah. Auf einmal spürte ich, wie sich zwei Arme um mich schlangen und ein warmer Körper sich an mich presste. Sofort zog ich ihn näher an mich und legte meinen Kopf auf den seinen.

Das war unsere erste Umarmung nach drei langen Jahren und sie tat uns beiden, so unglaublich gut. Wir verharrten einige Sekunden oder auch Minuten in der Position und genossen die Nähe des anderen. Alle Anderen, um uns herum blendeten wir aus, denn dieser Moment gehörte nur uns beide.

Nachdem unsere Tränen verblassten, lösten wir uns voneinander, blieben jedoch nah beieinander. Lilane Diamanten sahen zu mir auf, die zu einem fröhlichen Gesicht gehörten.
,, Elian, wir können eine Zukunft miteinander haben, aber ich möchte, dass du sie auch möchtest. Liebe beruht immer auf Gegenseitigkeit, also ... wie entscheidest du dich?"

Gespannt sah er mich an und kaute auf den himmlischen roten Lippen herum. Ich konnte meinen Blick kaum von ihnen abwenden, sie zogen mich auf magische Weise an und forderten meine Selbstbeherrschung bis aufs äußerste heraus. Sanft legte ich meine Hand auf die reine Haut seiner Wange. Meine Hand strich seinem Kiefer entlang und blieb an seinem Kinn stehen. Mit dem Daumen befreite ich seine Unterlippe von den ständigen Reizen und strich lasziv über sie.

,, Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit dir zusammen zu sein, doch wie soll das gehen? Man würde die königliche Familie verspotten, wenn der Prinz einen einfachen Jäger als Gemahl nimmt ", sprach ich meine Sorge dazu aus. Erleichterung machte sich in Miriam's Augen breit und sein süßes Lächeln ließ mich kurzzeitig aufatmen.

,, Darum brauchst du dir keinen Kopf zu machen. Wir werden deinen Namen ändern und dich als adlig hochstufen, sodass niemand einen Zweifel an diese Vermählung haben kann", erklärte mir der König hinter uns. Somit nahm ich auch alle anderen wieder wahr und drehte mich zu dem König um. Miriam verankerte unsere Hände miteinander und strich mit seinen Daumen beruhigend über meinen Handrücken.

Eigentlich sollte ich derjenige sein, der Miriam beruhigte und beschützte, doch im Moment brauchte ich diesen Beistand mehr als er.
,, Nun müssen wir nur noch die Sache mit dem Nachfolger klären, weil wir schlecht Kinder kriegen können", erklärte mir Miriam in einer sehr ruhigen Stimmlage.

,, Das habe ich bereits mit meiner Gemahlin ausdiskutiert und es sollte euch erstmal nicht belasten. Da sich die Königin sowieso ein zweites Kind wünscht, werden wir es versuchen. Wenn alles klappt, wäre unser Problem auch gelöst ", beantwortete der König auch diese Frage ohne Probleme. Miriam schien über diese Neuigkeit sehr überrascht zu sein und zugleich auch sehr erleichtert.

,, Ich weiß, dass das viele Informationen waren und sich einige Denkweisen geändert haben. Darum möchte ich, dass ihr euch für heute ausruht. Für Elian habe ich morgen einige Termine gemacht, damit seine Zeremonie für die Namensänderung und dem Aufstieg baldmöglichst stattfinden kann", informierte uns der König freundlich und entließ uns für den heutigen Tag. Diesen verbrachten wir zusammen.

Die Legende des Prinzen (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt