Angelina
Erschrocken fuhr ich herum, dachte schon irgendjemand hätte mich entdeckt, doch es war nur das kleine schwarze Kätzchen der Nachbarn, dass aus einem der vielen gespenstisch aussehenden Büsche hervorkletterte.
Kurz sah es sich um, hob dann den Blick und sah mich dann mit ihren großen Kulleraugen, in denen sich der Sternenhimmel spiegelte an.
In einer anderen Situation wäre ich wahrscheinlich dahin geschmolzen, doch gerade hatte ich wichtigeres zu tun.
Mit zügigen Schritten lief ich den, durch die Straßenlaternen in ein sattes, gelbliches Licht getauchten Weg entlang.
Die Dunkelheit beruhigte mich irgendwie jedes Mal, auch wenn ich wusste, dass sie eigentlich das Gegenteil bewirken sollte. Ich liebte es allein zu sein und mich in der Gedankenspirale in meinem Kopf zu verlieren.
Doch nicht mehr jetzt, seit dem diese Gedanken nur noch aus Sorgen, Ängsten und Schuldgefühlen bestanden. Den Gefühlen, die ich so sehr verabscheute.
Doch unterschwellig fühlte ich auch die Wut in mir brodeln, eines der Gefühle, die ich nicht einordnen konnte, nicht wusste, ob ich es gut oder schlecht fand es zu fühlen.
Denn die Wut machte mich stark, ließ mich den Rausch der Macht verspüren und ich liebte es! Liebte die Euphorie, die durch meinen Körper strömte, wie das Blut in meinen Adern, welches in dieser Sekunde zu Eis gefror, denn ich spürte, wie die Dunkelheit sich, wie ein undurchdringlichen Schleier auf mich herab senkte.
Der verführerische Duft des Bösen stieg mir in die Nase, benebelte meinen Verstand mit ihrer berauschenden Wirkung.
Erschrocken drehte ich mich um, ich war immer noch allein. Nein, da war noch jemand, denn ich sah, wie sich eine dunkle Gestalt hastig in den Schatten eines weißen Hauses auf der anderen Straßenseite drückte.
Ich starrte in die Richtung, konnte allerdings nichts mehr erkennen. Der Kälte Schauer, der sich meinen Rücken hinunter schlich, ließ meinen Körper beben.
Ich strengte meine Augen an, wollte aber nicht hinüber gehen und nachsehen, denn in diesem Moment war die unnatürliche Dunkelheit nicht weniger gruselig, als der tiefste Abgrund im Ozean.
Ganz langsam ging ich ein paar Schritte weiter, blieb aber sofort wieder stehen, als ich die Gestalt wieder aus ihrem Versteck heraus lugen sah.
Wie erstarrt stand ich da, starrte ohne zu blinzeln in die Dunkelheit. Der Schatten trat einen Schritt vor, sodass ich seine Umrisse besser erkennen konnte.
Ich schluckte, als ich die dunklen Locken erkannte, die unverkennbar für ihn waren. Tränen stiegen in meine Augen, als seine tiefblauen Augen zum Vorschein kamen. Er war es.
Luc
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, so sehr ich ihn doch vermisst hatte, verspürte ich doch tief in mir einen Anflug von Angst, dem Gefühl, dass ich so sehr hasste, denn es machte mich schwach, zerbrechlich.
Und ich hatte keine Zeit für Schwäche, nicht jetzt.
Meine Sicht verschwamm durch die Tränen, die sich jetzt ihren Weg über meine, von der Kälte rosig angehauchten Wangen bahnten.
Doch als der hochgewachsene Junge nun vollständig in das schwache Licht der Laternen trat, erschrak ich erneut. Seine Gestalt wirkte eingefallen, sein Gesicht war verdreckt und zerkratzt.
Doch der Ausdruck in seinen Augen war furchterregend. Kälte und Bösartigkeit glitzerten zwischen den sich reflektierenden Sternen. Doch da war noch etwas anderes.
DU LIEST GERADE
Home Sweet Hell
Misteri / ThrillerDas alles hat erst vor zwei Jahren begonnen. All die grausamen Dinge, die man nicht wahrhaben will und das Trauma, das man versucht zu verstecken. Was, wenn es einen irgendwann wieder einholt? Wenn es nur darauf gewartet hat, dass du schwach wirst...