3. Kapitel | Zerbrochen

12 4 0
                                    

3

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

3. Kapitel | Zerbrochen

———

WENN EINES ihre Gefühle beschrieben hätte, dann wäre es wohl kaputt. Federpfote schob sich durch den Tag, als gäbe es statt der Luft nur Wasser um sie herum. Tiefes, dunkles Wasser. Die graue Schülerin nahm kaum wahr, wie sich Lilienfleck an sie schmiegte oder Regenherz, der ihr zurief, sie solle sich nicht anstellen und sofort zu Training erscheinen.

Es war die Zeit im Blattwechsel, in der sich die Natur nicht zwischen Regen und Schnee entscheiden konnte und immer wieder eine Mischung hinab auf die Erde schickte, die am Boden zu braunen Pfützen schmolz. Es war auch die Zeit, die für Federpfote nicht schlimmer hätte sein können. Beide Brüder hatte sie verloren... Was war sie nur für eine Wurfgefährtin, die es nicht mal schaffte, die beiden bei sich zu halten?

»Kleines?« Feuersturm warf einen Schatten über die zitternde Kätzin. Der frisch ernannte Krieger blickte sie aus seinen orangefarbenen Augen an und sein weißer Pelz hob sich von den Braun- und Dunkelgrüntönen der matten Umgebung ab.

»Sie hat wieder einen Angstanfall«, erklärte Lilienfleck sanft, wobei sie doch etwas unruhig wirkte.

Federpfote war es gänzlich egal, ob sie Aufmerksamkeit erregte, indem sie keuchend am Boden lag und sich auf ihre beiden Ziehgeschwister stützte. Sie wollte bloß ihre Brüder zurück und wenn es ihr Leben kosten würde. Nichts war ihr mehr wert, als die beiden Kater, von denen sie nicht wusste, wie es ihnen ging, ob sie lebten oder bei den Ahnen weilten. Ihr Körper gehörte ihr nicht und vor ihren Augen verschwamm die Welt.

»Alles ist gut. Wir sind doch hier«, wisperte Feuersturm beruhigend und strich über Federpfotes Ohren. Etwas an dieser Geste ließ die Kriegerschülerin ruhiger werden, immer entspannter, bis sie die zwei Katzen klar vor ihr sah, die sie noch stützten und für sie da waren. Sie starrte beide nur an und wartete. Sie wartete darauf, dass sie wegrennen und verschwinden würden oder sich über sie lustig machen würden, doch auch sie blieben völlig still.

»B-bitte g-geht ni-nicht«, brachte Federpfote heraus.

***

Das Lager lag beinahe leer da. Nur Bleichschein unterhielt sich angeregt mit Glutstern und Regenherz. Die Bäume und Büsche des Dornenwalls wiesen erste Knospen auf und eine einzelne Krähe überflog krächzend die Katzen. Der Himmel bildete einen nebelfarbenen Schleier vor der Sonne und dämpfte die milden Strahlen noch mehr ab.

Federpfotes Zeitgefühl verriet ihr, dass es kurz vor Mitte des Tages sein musste. Eigentlich würde sie jetzt ihre Zeit am Trainingsfelsen verbringen und mit Eifer ihre Techniken an den Mentoren oder den drei jüngeren Schülern Prasselpfote, Birkenpfote und Graspfote ausüben. Doch heute saß sie nur schweigend vor dem Heilerbau und versuchte einfach normal zu denken – wobei ›einfach‹ sich in diesem Fall als äußerst schwer erwies.

WARRIOR CATS - Nebeljäger | Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt