10. Kapitel | Die Dunkelheit

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10. Kapitel | Dunkelheit

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»WIE BEKOMMEN wir am schnellsten Antworten?«, stellte Ginsterpfote die Frage, die allen vier Katzen auf der Zunge gelegen hatte. Ihnen allen dürstete es nach Aufklärung. Doch nach ihrer heimlichen Beschattung der Clanterritorien schienen sich die Mysterien beinahe schon gedoppelt zu haben.

Regen prasselte in dichten Fäden auf das tote Blätterdach des Birkenunterschlupfes. Ab und zu suchte sich der ein oder andere Tropfen seinen Weg durch das Gewirr hindurch und platschte auf das alte Moos. Himbeerpfote hatte in der allgemeinen Düsternis jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lang war es noch, bis der Morgen graute? Oder ging gerade erst der Mond auf? Vermutlich aber eher das zweite, denn die vier hatten nicht allzu lange für den Rückweg benötigt.

»Besser woher.« Rotpfote lag neben Ginsterpfote, dem mit etwas Abstand Dornenstreif gegenüber kauerte. Himbeerpfote sah sie der Reihe nach an, unschlüssig, wem ihrer Clangefährten sie sich gegenüber mehr schämte. Vorerst jedoch versprach sie sich, nicht zu sehr darüber nachzudenken und lauschte lieber dem Einwurf ihrer besten Freundin. »Eine abgebrochene Verbindung zu den Ahnen, die gut möglich etwas mit dem Chaos zutun haben kann, von dem Ginsterpfote weiß. Sonnensprung und Lorbeerblüte haben von einer Katze gesprochen, die als Bedrohung wiederkehrt. Dann ist da noch eine Clankatze, die Kräuter von Streunern abholt, mit denen man andere Katzen leicht manipulierbar machen kann. Und lauter neue Regelungen und haufenweise Auseinandersetzungen.« Rotpfote nahm erschöpft eine Bissen des abgemagerten Eichhörnchens zu sich, das Himbeerpfote gefangen hatte. Vor Ginsterpfote hatte bis vor Kurzem noch eine Maus gelegen, doch er musste mächtigen Hunger gehabt haben, so schnell, wie er sie verschlungen hatte. Dornenstreif teilte sich seine Elster mit Himbeerpfote – ein echter Glücksfang –, aber noch rührte keiner der beiden das Beutetier an.

Himbeerpfotes Pelz drohte langsam aber sicher zu überhitzen, zumindest kam es ihr so vor. Ihr Schamgefühl kroch so schleichend durch ihren Körper, dass sie sich sicher war, es müsste genießen, wie miserabel sie sich vorkam. Warum bloß hatte sie sich heute so oft mit Dornenstreif angelegt?

»Du vergisst etwas Entscheidendes!«, verkündete Ginsterpfote plötzlich aufgeregt. Wenn es ein kleines bisschen heller gewesen wäre, hätten seine Augen mit Sicherheit geleuchtet. »Haben nicht die Katzen, die sich auf der Lichtung auf euerem Territorium getroffen haben, davon geredet, dass etwas Ähnliches bereits in der Vergangenheit geschehen ist? Wenn wir herausfinden, was damals passierte, stehen unsere Chancen, die Clans zu retten, gleich viel besser!«

Das, was der Heilerschüler da sagte, klang in Himbeerpfotes Ohren durchaus einleuchtend. Sie nickte schwach Zustimmung. Sie konzetrierte sich kurz auf das Prasseln des Regens. Sie musterte Dornenstreif von der Seite. Ihr viel auf, dass dieser sein Gesicht krampfhaft verzogen hatte und an das dunkle Blätterdach starrte, mit Augen voll einer Emotion, die Himbeerpfote erst für Zorn hielt, bis sie bemerkte, dass es Dornenstreif Ausdrucksweise von Reue sein musste. In letzter Zeit hatte Himbeerpfote ihre Gefühle für den Kater nicht mehr ganz unter Kontrolle gehabt. Sie hatte nicht gewusst, dass das Warme und Kribbelige in ihrer Magengegend so schnell in Wut und Frust umschlagen konnte. Wie konnte etwas derart Positives gleichzeitig einen so bitteren Nachgeschmack mit sich bringen?

WARRIOR CATS - Nebeljäger | Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt