12. Kapitel | Die Ahnen

17 3 0
                                    

12

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

12. Kapitel | Die Ahnen

–––

»WER BIST du?« Himbeerpfote wunderte sich, dass sie beim Anblick der Fremden nicht zitterte. Eine gewisse Ruhe machte sich in ihrem Körper breit, als hätte ein Strudel einfach aufgehört zu fließen und sich in ein friedliches Gewässer verwandelt.

Die Kätzin antwortete in einer rauen Stimme: »Lerchenstern. Ich habe deinen Heimatclan vor vielen Blattwechseln geführt.«

Himbeerpfote beobachtete gerne Katzen. Ein kleines Zucken der Schnurrhaare konnte schon viel über jemanden verraten. Doch Lerchensterns Blick war so undurchdringlich, ihre Mimik so kontrolliert, dass die Schülerin vom Beobachten schnell abließ. Lieber widmete sie sich der Frage, was sie überhaupt hier machte und wo ihre Wegegfährten abgeblieben waren.

»Du bist ungewöhnlich. Eine ganz faszinierende junge Katze«, erklärte Lerchenstern.

Kalter Wind ließ Himbeerpfote frösteln. Oder war es doch die Verlegenheit, die sie wie ein Nebel einhüllte?

Schales Mondlicht floß wie flüssiges Silber über die Umgebung und erhellte die düsteren Fichten, den dunklen Kies und das finstere Wasser, das hinter Himbeerpfote ans Ufer schwappte. Sie bemerkte zum ersten Mal, wie grau diese ganze Umgebung schien. Selbst die Kiefernnadeln hatten ihr Grün verloren. Ja, etwas stimmte ganz sicher nicht mit dem Territorium der Ahnen.

»Danke«, hauchte Himbeerpfote und richtete ihren Blick wieder auf die schlanke, hellbraune Kätzin mit den sonnengelben Augen, die sie ebenfalls interessiert musterte.

»Die anderen wissen nicht, wie besonders du bist. Sie können es nicht erkennen und erst recht nicht schätzen. Aber wir verstehen dich, Himbeerpfote.« Lerchenstern umrundete sie in einer geschmeidigen Bewegung.

»Wie kann ich denn besonders sein, wenn ich nur dafür verantwortlich bin, dass Streit herrscht?«, zweifelte Himbeerpfote Lerchensterns Worte an. Sie hatte nicht verdient hier zu sein, bei einer Anführerin, die ihr erzählte, wie missverstanden sie doch war. Nein, Himbeerpfote musste jetzt im Interesse ihrer Mission handeln. »Ich muss bloß wissen, was wir tun können um das Chaos zu stoppen.«

»Das Chaos!«, schnurrte Lerchenstern. »Das ist unser geringstes Problem!«

»Aber...« Soll das heißen, wir gehen die ganze Zeit einer falschen Sache nach?

»Lass das Chaos die Sorge deiner Freunde sein. Dein Schicksal hält für dich etwas viel wichtigeres bereit. Du wirst die gestohlene Zukunft finden.«

Himbeerpfote stockte der Atem, der bis grade nebelige Wölkchen in der Nachtluft hinterlassen hatte. Die Fragen, die ihr eben noch durch den Kopf geschwirrt waren – Wo bin ich? Was mache ich hier? Wo sind die anderen? – lösten sich in einem kleinen Rauchschwaden auf. Gestohlene Zukunft? Nach ihrem Wissen konnte man etwas nicht existentes auch nicht stehlen. Zumindest war sie schon immer der Meinung gewesen, dass weder Schicksal noch Bestimmung eine große Bedeutung hatten. Die Zukunft musste sich erst bilden, durch das, was in der Gegenwart getan wurde. Auch Prophezeiungen sagten nicht voraus, was passieren würde, sondern waren als Leitfaden anzusehen, für das, das getan werden musste, um die Zukunft zu retten. Und eben diese sollte jetzt gestohlen worden sein?

WARRIOR CATS - Nebeljäger | Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt