Orange färbte sich der abendliche Himmel, tönte die fade Wohnsiedlung in ein sanftes, pastellfarbenes Schauspiel und ließ dich wohlig aufseufzen. Der letzte Schluck deines nun lauwarmen Eiskaffees fand sein jähes Ende, nachdem dieser in deinem Hals herunterrann, und so schlürftest du nur noch den Rest der verschmolzenen Eiswürfel. Verärgert darüber, dass du dir den süßlichen Geschmack nun nicht mehr auf der Zunge zergehen lassen konntest, zerdrücktest du den leeren Plastikbecher. Dein ungebetener Begleiter und du wart noch nicht lange unterwegs, doch der kurze Weg reichte aus, dass du verfluchtest, ihn getroffen zu haben. Die Stimmung zwischen euch beiden war angespannt. Kuroos dummen Sprüche ließen dich abstumpfen und so ignoriertest du ihn den gesamten Weg über. Man konnte merken, dass es ihn störte, doch auch dies ignoriertest du. Die Situation war auch so schon unangenehm genug, da brauchtest du seiner nervigen Stimme nicht noch lauschen. Dir machte eher der Gedanke sorgen, dass euch jemand bemerken und ab morgen sich Gerüchte in der Schule verbreiten würden. Du versuchtest stetig nicht aufzufallen, damit niemand schlecht über dich reden konnte, doch in seiner Anwesenheit würde es schwerer für dich fallen, unbemerkt zu bleiben.
»Kann ich dich was fragen?« Verwundert drehtest du deinen Kopf in die Richtung deines Begleiters, der dich soeben aus deinen aufkommenden Gedanken brachte. Sein dauerhaftes Grinsen verschwand und seine Miene war stumm. Du nicktest, neugierig darauf, was so wichtig war, dass er dich fragen musste. Doch so schnell deine Verwunderung dessen auftrat, so schnell verschwand sie, als abermals sein schelmisches Grinsen zum Vorschein kam.
»Wofür besitzt du eigentlich das Fernglas?«
Genervt pustetest du die Luft aus, die du kurze Zeit davor eingeatmet hattest und versuchtest dich selbst etwas zu beruhigen. Du ärgertest dich darüber, dass du dachtest, er würde dir eine normale Frage stellen. Dabei war es immer noch Kuroo der neben dir lief und mit seiner provozierenden Art war nichts anderes zu erwarten.
»Nerv mich nicht«, antwortest du befehlend, doch dies sorgte nur dafür, dass du dir einen weiteren Schwall von Gelächter anhören konntest. Abrupt bliebst du stehen. Einige Schritte später bemerkte Kuroo dies, blieb ebenfalls stehen und drehte sich um. Sein lautes Gelache verstummte. Seinen Kopf legte er zur Seite und schaute dich fragend an, während er von dir nur einen wütenden Blick erntete.
»Es reicht langsam! Ich bin nicht deine Stalkerin und ich bin auch nicht hier, um dich zu belustigen. Lass mich einfach in Ruhe«, gnatztest du ihn wütend an, balltest deine Hände zu Fäusten und stolziertest an ihm vorbei, den Blick nach vorne gerichtet und ihn ignorierend.
»Jetzt stell dich doch nicht so an, das war doch nichts persönliches grad«, rief er dir hinterher, während er dich recht schnell einholte. »Aber wenn du heute schlechte Laune hast, dann hör ich damit auf.« Du nicktest nur als Antwort. Das Einzige, was du wolltest, war einfach nur nach Hause. Es wurde langsam spät, die Sonne verschwand allmählich am Horizont und den leeren Plastikbecher wolltest du auch schnell loswerden. Das schmierende Wasser klebte unangenehm an deinen Händen. Außerdem, du wolltest endlich mal deine Ruhe genießen. Das ständige Gequatschte von deinem Begleiter stieß dir langsam übel auf.
»Ich möchte meine Stalkerin schließlich nicht weiter verärgern.«
Zu deiner Genugtuung, war es das letzte, was von ihm kam. Auch wenn es nichts war, was du hören wolltest, doch so nahmst du es einfach in Kauf. Solange er damit zufrieden war und endlich aufhörte dich zu nerven, warst du auch zufrieden. So einfach war es nun mal. Die ruhende Stille tat den restlichen Weg über gut und so dauerte es nicht mehr lange, bis ihr an deinem Zuhause ankamt. Zu deinem Verwundern, blieb Kuroo direkt vor diesem zum Stehen. Du dachtest eigentlich, er würde direkt weitergehen, doch dies war nicht der Fall.
»Ist noch irgendwas?« Verwundert schautest du ihn an, warst schon halb Richtung Haus gedreht, doch wartetest du auf eine Antwort seinerseits. Er schüttelte verneinend mit dem Kopf.
»Ich hab mich grad nur an etwas erinnert.« Schulterzuckend drehte er sich um und ging weiter. Doch so neugierig wie du warst, musstest du nachfragen.
»Und das wäre?« Er drehte seinen Kopf in deine Richtung, doch blieb nicht stehen und du hofftest, er würde jeden Augenblick gegen eine Laterne laufen.
»Meine Stalkerin ist ja meine Nachbarin.«
Noch ein letztes Mal für den heutigen Tag grinste er dir frech entgegen, bevor er sich wieder vollständig umdrehte, Richtung seines Zuhauses ging und dich wütend zurückließ.
Murrend stiegst du die wenigen Treppen hinauf, bis du bei eurer Haustür ankamst und verfluchtest innerlich, dass du wieder auf ihn reingefallen warst. Du öffnetest die schwere Tür und tratst hinein.
»Bin wieder Zuhause«, zischtest du immer noch aufgebracht vor dich hin, während du im gleichen Atemzug deine Schuhe auszogst. Für heute wolltest du nur noch für dich sein und deine verdiente Ruhe genießen. Schließlich hattest du einen anstrengenden Tag. Erst die ganzen Stunden, die du in der Schule verbrachtest und dann noch die gemeinsame Zeit mit Kuroo, der deinen Kopf fast zum Platzen brachte. Du hofftest, dass heute erstmal der letzte Tag war, an dem du die Nervensäge ertragen musstest, dass du in nächster Zeit verschont bleiben würdest.
»Da bist du ja endlich.« Deine liebevolle Mutter kam aus der Küche direkt auf dich zu, während sie sich die Hände an ihrer Hose abwischte. Der Geruch von leckerem Essen kroch dir in die Nase und wie auf Kommando, fing dein Bauch an zu brummen.
»Ich hatte mir unterwegs noch einen Eiskaffee geholt«, antwortest du prompt und hieltst den leeren Plastikbecher als Bestätigung nach oben. Du schlendertest in die Küche hinein, schmisst deinen klebrigen Begleiter in die Mülltonne und wuschst dir die Hände im Waschbecken, während du neugierig in den Topf neben dir stiertest.
»Was gibt es leckeres?«, fragtest du sie daraufhin neugierig, denn du konntest es nicht wirklich zuordnen. Deine Mutter versuchte ständig neue Gerichte zuzubereiten, mal mit Erfolg und mal, naja. Allerdings ignorierte sie deine ebengestellte Frage.
»Seit wann hast du wieder Kontakt mit Kuroo?« Verwundert drehtest du dich zu ihr um.
»Was?«, fragtest du verdutzt nach, denn damit hattest du nun nicht gerechnet. Wahrscheinlich sah sie euch, als sie aus dem angrenzenden Küchenfenster hinausschaute und um ehrlich zu sein, war dir dies ziemlich unangenehm.
»Er hat dich doch nach Hause begleitet oder nicht?«, fragte sie weiter neugierig nach, während sie zurück zum Herd ging. Begleitet konnte man dies nun nicht wirklich nennen. Er war eher dein nerviges Anhängsel, das dich nicht in Ruhe ließ, doch so konntest du deiner Mutter nicht antworten. Sie mochte ihn schließlich und erzählte dir immer fröhlich, wenn sie dem Schwarzhaarigen begegnete und dieser sie freundlich grüßte. Das ihr beiden keinen Kontakt mehr zueinander pflegtet, konnte sie nie wirklich nachvollziehen, egal wie oft du ihr die unangenehme Situation zwischen euch erklärtest, sie verstand es nicht und irgendwann gabst du es auf.
»Wir haben uns nur zufällig unterwegs getroffen«, versuchtest du sie einfach nur abzuwinken, denn auf das übliche Thema um deinen Nachbarn hattest du keinen Nerv mehr für. Wenn sie wüsste, warum ihr beiden nun wieder in Kontakt standet, dann würde sie wahrscheinlich anders über das Ganze denken.
»Es freut mich, dass ihr nun endlich wieder Zeit miteinander verbringt«, lächelte sie dich fröhlich an. Du hingegen zogst nur deine Augenbrauen hoch und nicktest ihr zu.
»Jap, sehe ich genauso«, logst du sie an, um sie nicht zu enttäuschen, doch fühltest du dich dabei unwohl. Du hättest kein Problem damit, wenn du wieder mehr Kontakt zu Kuroo hättest, doch nicht so, wie es im Moment zwischen euch lief. Nicht so, dass ihr nur wieder miteinander redetet, weil du seine angebliche Stalkerin wärst.
»Ich geh dann mal in mein Zimmer«, gabst du deiner Mutter noch Bescheid, bevor du aus der Küche verschwandst. Du wolltest nicht weiter über deinen gutaussehenden Nachbarn reden, denn die letzten Tage raubt er dir schon oft genug den Verstand.
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̶s̶t̶a̶l̶k̶e̶r̶ | kuroo x reader ♡
Roman d'amourDu wusstest, dass die nächsten Tage und Wochen für dich eine Höllenfahrt werden würden. Nicht nur, dass deine beste Freundin dich in eine unangenehme Lage brachte, nein, dein gutaussehender Nachbar dachte nun auch, dass du eine Stalkerin wärst. Sein...