chapter eight

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Das laute Quietschen der Hallenschuhe, gepaart mit den dumpfen Geräuschen der Bälle, die ungeniert hin und her geschlagen wurden, hallte dir widerwillig in die Ohren. Das du keine Lust besaßt hier zu sein, dass konnte dir im Moment wahrscheinlich jeder vom Gesicht ablesen, doch du wolltest deine Unlust auch nicht verbergen und so erntetest du dir einige fragende und verwirrende Blicke ein. Aber das ignoriertest du einfach alles. Viel mehr warst du nervös darüber, dass Kuroo dich bemerken und dir seine dummen Kommentare wieder an den Kopf werfen würde.

Versunken in deinen Gedanken, liefst du Naoko einfach blindlings hinterher, bis sie einen passenden Sitzplatz für euch beide entdeckte und auf diesen eilig zuschritt. Das »Gott sei Dank, dass so weit vorne noch Plätze frei sind«, was sie beiläufig von sich gab, brachte dich erst wieder ins hier und jetzt und geschockt über diese Nachricht, schautest du dich um. Es war nicht die erste Reihe, dennoch nah genug, dass auch die Spieler vom Feld eine gute Übersicht auf euch hatten, und sofort wuchs deine Nervosität. Du fühltest dich schon lange nicht mehr so fehl am Platz wie heute. Am liebsten würdest du aus der überfüllten Turnhalle rennen und flüchten, dich in dein warmes Bett vergraben und erst wieder herauskommen, bis die ganze Sache zwischen dir und Kuroo vergessen war. Leider war die Realität nicht so einfach und das ausgerechnet Naoko, die dich überhaupt erst in diese missgünstige Lage brachte dich heute dafür überredete, stieß dir mies auf.

Nachdem ihr beiden euch endlich auf die freien Plätze niedergelassen hattet, suchtest du sogleich nervös das Spielfeld ab, in der Hoffnung, dass der gutaussehende Kapitän heute gar nicht erst erschien, mit einer dicken Erkältung im Bett lag oder den Bus verpasste. So klein die Hoffnung auch war, du wurdest maßlos enttäuscht. Seine pechschwarzen Haare, das schiefe Grinsen und seine bedrohliche Aura waren nicht zu übersehen. Er stand mit seinem Team in einem Kreis, hielt seine Anrede und begeisterte somit sein Team, dass direkt Feuer und Flamme für das anstehende Spiel zu sein schien und ohne es überhaupt zu bemerken, musstest du leicht schmunzeln.

Du kanntest Kuroo nun schon seit ihr Kinder wart und im Gegensatz zu damals, hat er sich um weiten verändert - im positiven. Damals war er sehr introvertiert, fand schwer Freunde und war schüchtern. Davon war heute nichts mehr zu sehen. Er fand genug Freunde an der Schule und in seinem Team, bekam sogar den Titel als Kapitän und strahlte nur so voller Offenheit. Wann er sich so veränderte, bekamst du nicht wirklich mit, aber es begann, nachdem Kenma neben ihm einzog und die beiden mehr Zeit miteinander verbrachten. Dadurch geriet eure Freundschaft auch irgendwann in Vergessenheit, denn die beiden Volleyballspieler verstanden sich auf Anhieb gut, hatten gemeinsame Hobbys und fingen zusammen mit dem Sport an, den sie beide nun weiterhin auslebten.

Du hattest noch nie darüber nachgedacht, aber dass in deiner Nachbarschaft direkt zwei aus dem Nekoma Team wohnten, dafür würden wahrscheinlich einige der Mädchen an deiner Schule töten. Dich interessierte diese Tatsache allerdings nicht. Es waren schließlich einfach nur deine ungewollten Nachbarn, zumal du Kenma auch noch nie wirklich außerhalb der Schule über den Weg gelaufen warst.

Du schautest weiterhin zu, wie Kuroo sich in Richtung des Netzes begab und konntest nur von hier oben erahnen, wie er förmlich seine Gegner nur mit seinen Blicken und dem abfälligen Grinsen provozierte. Das war nun mal die Stärke des Kapitäns der Nekoma. Damit kanntest du dich nur allzu gut mit aus.

Nachdem er stehen blieb, schaute er in Richtung der Tribünen, als wenn er jemanden suchen würde und als eure Blicke sich trafen, sogst du angespannt die stickige Luft ein. Genau das hatte dir grade noch gefehlt und genau das war es, was du unbedingt vermeiden wolltest. Als hätte er gespürt, dass du ihn unweigerlich beobachtet hattest und sofort verfluchtest du dich selbst über diese Dummheit.

Als er allerdings seinen rechten Arm hob und grinsend in deine Richtung winkte, war es vorbei mit dir. Unangenehm fing dein Herz an zu pochen, deine roten Wangen erhitzten und die Nervosität wuchs dir bis in die Ohren, die penetrant anfingen zu rauschen. Du nahmst kaum noch etwas aus deiner Umgebung wahr, immer noch lag dein geschockter Blick auf Kuroo, der sich schon lange wieder von dir abwandte. So kamen auch die Worte von den Mädchen, die eine Reihe hinter dir saßen, nur wage bei dir an.

»Kuroo hat uns zugewunken!«, kicherten sie leise vor sich hin und nach dieser Aussage entspanntest du deine Muskeln ein wenig, die sich davor zusammenzogen und atmetest erleichtert aus. Deine verkrampfe Anspannung löste sich langsam, nachdem du bemerktest, dass keiner erahnen konnte, dass diese kurze Geste an dich gerichtet war. Du atmetest tief ein und versuchtest wieder etwas klar denken zu können, allerdings hattest du da die Rechnung ohne Naoko gemacht.

»Für mich sah das eher so aus, als wenn er dich gemeint hätte«, flüsterte sie dir leise ins Ohr, während sie anhand deiner Reaktion schon erahnen konnte, dass sie damit nicht ganz im Unrecht lag.

»Nach deinem Verhalten zu urteilen, habe ich damit auch nicht ganz so unrecht, oder?« Mitten ins Schwarze und du verfluchtest, dass du für Naoko ein offenes Buch warst. Doch du nicktest nur leicht bei ihrer Aussage, wagtest es nicht sie anzuschauen und fixiertest den dunklen Stuhl, der sich vor dir befand, um ihren stieren Blick aus dem Weg zu gehen. Sie stöhnte leise auf und ließ sich weiter in den Stuhl sinken, auf dem sie saß, bevor sie ein enttäuschtes »und sowas wichtiges erzählst du mir nicht?« von sich gab.

»Es ist...kompliziert«, gabst du kleinlaut zu, allerdings war es die beste und ehrlichste Antwort, die du darauf geben konntest. Es war mehr als nur kompliziert. Nervig, belastend, ungewollt und die ganzen anderen Bezeichnungen, die dir direkt in den Sinn kamen.

»Natürlich ist es kompliziert, wenn du einfach so Kuroo datest, ohne mir davon zu erzählen!« Erschrocken zucktest du auf, drehtest dich jeweils nach links und rechts und schautest, ob irgendjemand diese dumme Aussage deiner besten Freundin mitbekam, doch du hattest zumindest in dieser Sache Glück. Sie waren alle auf das spannende Spiel fokussiert, dass seit einiger Zeit gestartet hatte und bekamen die Worte nicht mit, die Naoko ungeniert über ihre Lippen brachte.

»Nicht so laut!«, ermahntest du sie überrumpelt, bevor auch du dich weiter in deinen Sitz sinken ließt und etwas näher an sie ran rücktest. »Es ist nicht so, wie du denkst«, fügtest du noch kleinlaut hinzu und musstest dir ein genervtes Seufzen verkneifen.

»Ah ja und wie ist es dann? Es muss ja krass kompliziert sein, wenn du noch nicht einmal deiner besten Freundin davon erzählst.« War sie sauer? Ja. War sie neugierig? Ja. Würdest du sie gerade am liebsten schlagen? Auch ja.

»Liegt daran, dass du mir diese Misere verbockt hast«, zischtest du sie leicht an.

»Ich?«, schrie sie empört auf und drehte sich in deine Richtung, worauf einige Augenpaare euch beiden missbillig beobachteten.

»Pscht!«, beschwichtigtest du sie und spürtest, wie nervös du wieder wurdest. Naoko lehnte sich wieder zurück und verschränkte bockig ihre Arme vor der Brust. Auch die anderen widmeten sich wieder dem Spiel zu und du atmetest erleichtert aus. Das war kein geeigneter Ort für euer Gespräch.

»Das wäre mir aber neu.«

̶s̶t̶a̶l̶k̶e̶r̶ |   kuroo x reader ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt