Kapitel 9

1K 27 4
                                    


Liv's POV:

Jill hat mich heute morgen in der Umkleide gefragt, ob wir zusammen essen gehen wollen. Natürlich sage ich da nicht nein. Ich hab das nur natürlich grade in dem Moment vergessen, wo Obi mich gefragt hat, ob ich mit spazieren kommen möchte. Ich hätte Rookie echt gerne kennengelernt. Obi hat mir nämlich damals schon immer viel von ihm erzählt. Ihre Augen haben jedes Mal geleuchtet und ich fand das so unfassbar niedlich. Naja, vielleicht habe ich nächstes Mal die Chance ihn zu sehen. Vorausgesetzt Obi fragt mich nochmal, weil momentan grätscht Jill irgendwie immer dazwischen, wenn es um Obi geht. Langsam habe ich wirklich das Gefühl, dass Jill eifersüchtig ist. Ich frage mich nur warum, weil früher hat es sie auch nie gestört, wenn ich etwas mit Freunden unternommen habe. Ich werde einfach mal nachfragen, was ihr Problem diesbezüglich ist.
Wir essen grade in Ruhe unsere Pasta und genießen etwas die Ruhe. Hoffentlich mache ich die Stimmung nicht kaputt, aber es interessiert mich einfach.
„Du sag mal, warum stört es dich eigentlich so, wenn ich etwas mit Obi mache?" frage ich sie und trinke einen Schluck von meinem Wasser. Jill kaut noch auf, bevor sie mir antwortet. „Das fragst du wirklich?" Sie zieht ihre Augenbrauen zusammen und guckt mich ungläubig an. „Ja, das tue ich. Ich verstehe nämlich das Problem nicht." entgegne ich ihr. Jill seufzt und legt dann ihr Besteck zur Seite. Dann schaut sie mich wieder an. „Mich nervt, dass sie sich an dich ranmacht." Bitte? Hat sie das grade wirklich gesagt? „Obi macht sich nicht an mich ran." antworte ich Jill und nun schaue ich sie ungläubig an. „Babe, wie kannst du das nicht sehen? Obi steht auf dich und das nicht erst seit gestern." sagt sie und wird immer angespannter. Ich fange an zu lachen, weil ich ihre Eifersuchtsschiene grade zu lustig finde. „Warum lachst du jetzt?" knurrt sie mich an. „Tut mir leid, aber deine Eifersucht bringt mich grade zum Lachen. Obi steht nicht auf mich, wir sind nur gute Freunde." sage ich zu ihr und lache noch weiter. Wahrscheinlich würde jemand wie Obi auf mich stehen. Ist schon klar. Jill ist einfach nur eifersüchtig, weil wir mehr Zeit zusammen verbringen. „Was auch immer dich nachts besser schlafen lässt.." grummelt sie vor sich hin und isst dann den letzten Rest ihrer Nudeln auf. Ich tue es ihr gleich und damit ist das Thema Obi dann wohl beendet.
Nach dem Essen bezahlen wir und beschließen dann gemeinsam zu mir zu fahren. Auf der Fahrt reden wir nicht viel, sondern lauschen der Musik im Radio. Die Stimmung ist nachdem ich sie wegen Obi gefragt habe, doch etwas gekippt. Hätte ich mir aber auch denken können. Trotzdem hoffe ich, dass ich den restlichen Tag noch retten kann. Vielleicht können wir ja einen Film zusammen gucken oder so.
Als wir ankommen und ich mir grade in meinem Flur die Schuhe ausziehe, will ich Jill diesbezüglich fragen. Doch sie hat anscheinend andere Pläne und drückt mich gegen die Wand. Bevor ich etwas sagen kann, liegen auch schon ihre Lippen fordernd auf meinen. Etwas überrascht erwidere ich ihren Kuss. Sie legt ihre Hände auf meine Taille und fährt unter mein Shirt. Ich weiß genau, was sie will, aber ich habe heute absolut gar keine Lust auf Sex. Grade als sie mir mein Shirt ausziehen will, halte ich schnell ihre Handgelenke fest und löse mich von ihr. „Was ist?" fragt sie mich verwirrt. „Ich hab keine Lust auf Sex heute." sage ich zu ihr. Sie lässt mich los und geht ein paar Schritte zurück. Ich merke sofort, dass sie angepisst ist. „Ich dachte, wir können vielleicht einen Film gucken oder so?" frage ich sie, in der Hoffnung, sie beruhigt sich wieder etwas. Sie dreht sich zu mir um und guckt immer noch genervt. „Einen Film kann ich auch zuhause alleine gucken." antwortet sie mir. Wow, das ist mal nh Aussage. Ich gucke sie verdattert an. „Es ging mir darum, Zeit mit dir zu verbringen. Ist mir egal, was wir machen. Such dir was aus." sage ich und versuche so die Situation retten zu können, aber leider vergeblich. „Das was ich will, gibst du mir ja nicht." antwortet sie. Ihr Ernst jetzt? Ihr geht es nur um Sex? „Wirklich? Geht es dir in unserer Beziehung nur um Sex?" frage ich und meine stimme wird deutlich lauter. Jill seufzt und fährt sich mit ihren Händen dann über ihr Gesicht. „Nein, so war das nicht gemeint." sagt sie und kommt wieder einen Schritt auf mich zu. „Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst." sage ich und mache meine Wohnungstür wieder auf. „Wirklich jetzt?" fragt sie mich angepisst. Ich antworte nicht, sondern mache die Tür noch ein Stück weiter auf. Jill schüttelt den Kopf und zieht sich ihre Schuhe wieder an. Dann verlässt sie ohne ein weiteres Wort meine Wohnung. Ich schließe die Tür, lehne mich dagegen und atme erstmal tief durch. So habe ich mir den Nachmittag nicht vorgestellt... Hätte ich anders reagieren sollen? Nein! Jill hat zu akzeptieren, wenn ich keine Lust auf Sex habe. Und auch wenn ich weiß, dass ich nicht falsch gehandelt habe, fühle ich mich trotzdem beschissen. Unsere Beziehung ist einfach nicht mehr das, was es mal war..Ich habe Angst, dass wir das nicht bald auf die Kette kriegen..
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr einzelne Tränen fließen mir übers Gesicht. Mittlerweile sitze ich auch auf dem Boden, mit meinem Rücken an die Tür gelehnt.
Als ich mich einigermaßen beruhigt habe, stehe ich auf und gehe ins Bad, um mir erstmal mein Gesicht zu waschen. Was soll ich jetzt am besten machen? Hier rumsitzen und nachdenken, bringt mich auch nicht weiter. Ich überlege noch etwas, doch dann kommt mir eine Idee in den Sinn. Ich könnte laufen gehen. So kriege ich immerhin den Kopf etwas frei und ich wollte mir eh noch den Allersee angucken, bis jetzt habe ich das nämlich noch nicht geschafft. Ich gehe also schnell in mein Schlafzimmer und suche mir ein Outfit zum laufen raus. Meine Wahl fällt auf eine Wolfsburg Jogginghose und ein Nike Shirt. Dann ziehe ich mir noch schnell meine Laufschuhe an und gucke vorher auf Maps, wo ich ungefähr lang muss, damit ich mich nicht verlaufe.
Ich weiß garnicht wie lange ich laufe, bis ich ankomme. Ich setze mich auf eine freie Bank mit Blick auf den See. Doch je länger ich hier sitze, desto mehr muss ich wieder über vorhin nachdenken. Ich merke, wie mir wieder ein paar Tränen über die Wangen laufen. Doch ich wische sie nicht weg, sondern lasse einfach alles raus. In dem Moment ist es mir ziemlich egal, dass ich hier in der Öffentlichkeit sitze und heule.
Eine Stimme reißt mich allerdings aus meinen Gedanken. „Hey, ist alles okay bei dir?"

everything I ever wanted || Lena Oberdorf FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt