Kapitel 14

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E L E N A

Ich blicke noch immer geschockt das Fenster in die dunkle Nacht runter. Er ist es. Der Mann, den ich vor einigen Wochen im Club getroffen habe. Der Mann, welcher mich in diesen unbekannten Raum geführt hat. Der Mann, der mir diese Dinge ins Ohr flüsterte, welche mich verrückt machten. Der Mann, mit diesen dunklen blauen Augen, die mir in jener Nacht den Atem raubten. Der Mann, welcher noch vor einigen Tagen vor der Bar in der ich arbeitete auftauchte.

Und trotz der Dunkelheit draußen, kann ich sehen wie er schmunzelt. Dieser Arsch grinst einfach.

Eigentlich würde das meine Wut aufkochen lassen, doch meine Angst überkommt mich. Will er mir was antun? Hat er mich deshalb im Club und in der Bar aufgesucht? Woher wusste er überhaupt wo ich wohne und arbeite?

So viele Fragen überkommen mich, doch ich habe einfach keine Antwort zu ihnen. Und das macht mir nur noch mehr Angst.

Ich hätte in diesem Moment daran denken sollen, Aria anzurufen, doch ich bin wie gelähmt. Ich bin so unter Schock und ängstlich, dass ich keine Zeit habe, daran zu denken.

Er zeigt mir mit einer schnellen Handbewegung, dass ich nach unten zu ihm kommen soll, doch ich schüttel heftig den Kopf.

Hat er sie nicht mehr alle? Denkt er wirklich, ich würde gelassen zu ihm runterkommen?

Plötzlich höre ich ein Geräusch. Es klingt, wie ein piepen. Ich realisiere schnell, dass es von der Couch kommt, also gehe ich mit langsamen und ängstlichen Schritten zurück zur Couch und stelle fest, dass es von meinem Handy, welches direkt neben meinem schlafendem kleinen Bruder liegt kommt.

Mist. Ich habe Joey durch den Schock komplett ausgeblendet. Will er etwa nicht mir, sondern Joey etwas antun? Ist er deswegen hier?

Ich setze mich neben ihm auf die Couch, und lege eine beschützerische Hand langsam und sanft auf seinem Bauch ab, während ich mit der anderen die Nachricht auf meinem Handy öffne.

Und eins weiß ich: Ich werde Joey mit meinem Leben beschützen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ihm irgendetwas passieren würde.

Doch zu wissen, dass ich dabei vielleicht sterben würde, und Joey ganz allein sein wird, macht mir noch mehr Angst. Ich will ihm das auf keinen Fall antun.

Ich atme also langsam und tief ein, bevor ich mir die Nachricht ansehe. Ich hoffte es ist bloß Aria. Doch ich liege falsch. Es ist eine unbekannte Nummer. Ich bekomme große Augen, als ich die Nachricht darin lese.

Unbekannt: Ich kannte deinen Vater.

Das kann nicht sein. Ich meine, ja, mir ist schon klar, dass so einige Leute meinen Vater kannten. Er hatte schließlich ein sehr gutes Business und eine große Firma am laufen, doch ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet dieser Mann mich darauf ansprechen würde.

Plötzlich spüre ich ein stechen in meinem Herzen. Die Erinnerung an meinen Vater schmerzt. Ich war ihm nämlich sehr nah. Zwar war ich beider meiner Eltern nah gewesen, doch mit meinem Vater war es anders. Wir hatten eine sehr enge Bindung, und ich hatte es sehr genossen, Zeit mit ihm zu verbringen.

Ich beiße dem Schmerz weg, als plötzlich noch eine Nachricht von der selben Nummer erscheint.

Unbekannt: Komm raus. Ich will dir nicht weh tun.

Ohne nachzudenken, schreibe ich ihm aus Protest eine Nachricht zurück.

Elena: Warum sollte ich dir das glauben?

Unbekannt: Ich weiß von deinen finanziellen Problemen. Ich kann dir was leihen. Nein, vergiss es. Ich würde alles für dich tun, kotenok., schreibt er sofort zurück

Ich brauche ein paar Sekunden, um zu realisieren, was ich da gerade gelesen habe. Er würde alles für mich tun? Was denkt der Kerl sich nur dabei?

Ich kann mir das einfach nicht erklären. Es geht alles so schnell und —

Und schon taucht die nächste Nachricht auf.

Unbekannt: Komm runter, Elena.

Doch ich zögere. Es klingt, wie eine Drohung, was meine Beine weich werden lässt. Nichts desto trotz wage ich es, mich langsam von der Couch zu erheben, und Richtung Fenster zu tapsen.

Ich werfe einen Blick nach draußen und sehe ihn noch immer am selben Fleck stehen wie zuvor. Er hält sein Handy in der Hand, und doch schaut er nur zu mir nach oben.

Er sieht mich an, aber sein Lächeln ist nicht mehr zu sehen. Im Gegenteil. Er schaut überhaupt nicht amüsiert an der ganzen Sache aus. Sollte mir das Angst machen?

Nervös wende mich zurück an mein Handy, und schicke ihm eine Nachricht, um noch mal ganz sicher zugehen, dass Joey in Sicherheit ist.

Elena: Und was ist mit meinem Bruder? Willst du ihm weh tun?

Ich blicke zurück nach draußen aus dem Fenster, um zu sehen, was er nun macht. Er tippt, und als ich mein Handy wieder in meiner Hand vibrieren spüre, lasse ich meinen Blick auf die nächste Nachricht von ihm schweifen.

Unbekannt: Ich verspreche, ich werde deinem Bruder nichts tun. Ich will dir nur nahe sein und deine Schönheit von der Nähe betrachten können, lyutik.

Was? Er ... will mir nahe sein? Ist das ein Spiel? Findet er das lustig? Sollte ich wirklich nach draußen gehen?

Ich werfe einen Blick zur Couch, um sicher zugehen, dass Joey noch schläft. Zu meinem Glück ist er tief und fest am schlafen. Ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor ich mir eine Jacke und meine Sneaker anziehe. Ich verspreche, ich komme zu dir zurück. Ich würde dich nie alleine zurücklassen, denke ich.

Ich atme tief ein und schließe die Haustür meiner Wohnung auf. Ich achte darauf, leise zu sein, als ich sie wieder schließe, um Joey nicht aufzuwecken.

Und dann sehe ich ihn. Auch er blickt mich mit einem Blick an, welchen ich nicht identifizieren konnte. Unsere Augen treffen sich.

Er ist nur einige Meter von mir entfernt, doch ich traue mich nicht weiter zu gehen. Ich kann einfach nicht.

Mein Herz pocht so schnell in meiner Brust, das ich das Gefühl habe, es würde gleich explodieren. Ich habe eine so große Angst, wie ich sie noch nie verspürt hatte, nicht mal als mir gerade gesagt wurde, dass meine Eltern gestorben waren.

Also bleibe ich stehen. Doch das hat nicht wirklich etwas gebracht, denn nun bewegt er sich. Und zwar geht er direkt auf mich zu.

Es sind keine lauten Schritte, doch es ist genug, um mich nur noch mehr außer Atem zu bringen. Ich tapse aus Angst ein paar Schritte zurück, doch ihn scheint es nicht zu kümmern und kommt mir stattdessen immer näher.

Doch ich höre nicht auf, weitere Schritte nach hinten zu nehmen, bis mein Rücken gegen einen Zaun stößt. Ich keuche vor Schreck auf und der Mann mit dem russischen Akzent geht immer weiter auf mich zu.

Seine Bewegungen werden immer schneller, bis er dann nun schlussendlich direkt vor mir steht. Er war ganz in schwarz gekleidet, was seine eis kalten Augen, mit welchen er mich so tief einbohrt, dass ich dachte, ich würde jeden Moment zusammenbrechen, zum Vorschein bringt.

Während seine Haltung durch seine ausgestreckten Schultern, mit welchen er viel Platt einnimmt, arrogant und selbstbewusst rüberkommt, ist meine Haltung eher eingeknickt, und wenig platzeinnehmend, als ich ihn mit ängstlichen Augen und zitternden Händen anschaue.

Dann sagt er etwas unerwartetes. »Du bist wahrlich so wunderschön, kotenok.«

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Es wird spannend🤭

Dangerous CravingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt