E L E N A
»Elena!«, höre ich Jamie mich von der Bar aus rufen. Unsere Schicht ist schon vorbei, also hätte ich sowieso nichts mehr zu tun.
Ich trockne mir also die Hände ab, und verlasse nichts ahnend die Küche, um rüber zur Bar zu gehen, doch was ich da vorfinde jagt mir einen Schrecken ein.
»Nathan!«, eile ich schnell zu ihm, als ich erblicke, dass seine Nase stark blutet. Jamie, Avery, und Eleanor sind bereits an seiner Seite, während Avery ihm einen Eisbeutel an die Nase hält.
»Was ist denn passiert?«, setze ich mich neben ihm auf den Stuhl hin. »Ach, ist nichts schlimmes. Nur harmloses Nasenbluten.«, lächelt er sanft.
»Nate, das ist nicht nur ein harmloses Nasenbluten!«, faucht Jamie ernst. »Bitte sag uns die Wahrheit.«, bittet Avery ihn besorgt.
Ich sehe ihn erwartungsvoll an, während er zögert. »Bitte, Nate. Wer hat dir das angetan?«, bettel ich. Als er meinen Blick trifft, gibt er schließlich nach.
»Ich habe keine Ahnung wer es war ... Er war relativ groß und gruselig, aber ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen.«, »Was?«, sagt Eleanor. »Und das ist eben gerade passiert?«, »Ja. Und er hatte noch irgendwas anderes gesagt von wegen, ich soll mich von Elena fern halten.«, beichtet er.
Mir stockt der Atmen. Ich tausche kurze Blicke mit Avery und Jamie aus, welche mich ebenfalls schockiert anschauen. Wenn sie nur wüssten, was alles gerade bei mir abgeht, denn ich habe schon eine Ahnung, wer dieser Mann gewesen sein könnte, der Nate grundlos verprügelt hat.
»Hatte dieser Mann blaue Augen und einen leichten russischen Akzent, als er dir das gesagt hat?«, frage ich Nate langsam. Und ich hoffe innig, dass ich falsch liege.
»Ich konnte sein Gesicht nicht richtig erkennen, weil er eine Kapuze aufhatte ... Aber, ja, sein Akzent gat definitiv russisch geklungen.«, antwortet er. »Wieso fragst du?«
Ich hatte recht. Er war es gewesen. Er hat Nate einfach so verprügelt. Ich fühle mich schrecklich. Wegen mir muss Nate immer wieder leiden. Doch das werde ich heute noch beenden.
»Könntet ihr mich entschuldigen? Ich muss noch kurz wohin.«, frage ich hektisch. » ... Ja, klar.«, antwortet Eleanor und sieht mich genau so wie Avery, Jamie und Nate fragend an.
Doch noch bevor die anderen die Chance dazu haben, mich zu fragen, wohin ich will, bin ich schon aus der Tür in mein Auto verschwunden.
Aber kaum bin ich losgefahren, summt eine Nachricht auf meinem Handy. Als die Ampel rot aufleuchtet, öffne ich diese und bin geschockt von dem, was ich in der Nachricht, von derselben Anonymen Nummer, welche mich schon länger stalkt, lese.
Anonym: So besorgt um Nathan?
Ohne nachzudenken, schreibe ich ihm wutkochend zurück.
Ich: Was willst du?
Anonym: Sind wir immer noch an dem Punkt, wo du immer noch nicht verstehen willst, dass du das einzige bist, was ich will?, schreibt er zurück.
Dieser Typ macht mich noch wahnsinnig. Eigentlich würde ich vor der ganzen Wut, welche ich gerade verspürte etwas gegen ihn unternehmen, doch ich muss Julie ablösen.
Ich kann Joey nicht noch einmal alleine Zuhause lassen. Das ist schon zu öfter passiert, als es sollte.
Ich bin gerade zuhause angekommen und bin dabei die Haustür abzuschließen, als ich plötzlich Joey direkt im Flur stehen sehe.
»Hey, Joey.«, begrüße ich ihn sanft und nehme ihn in den Arm, woraufhin Julie sich zu uns gesellt und sich von uns verabschiedet, bevor sie nach hause fährt.
»Hast du Hunger?«, frage ich Joey, als ich ihn zur Küche trage. »Julie hat mir schon was zu Essen gemacht.«, gibt er tonlos zurück, und reißt sich aus meinem Halt los, um ins Wohnzimmer zu laufen.
Seufzend folge ich ihm auf die Couch, und setze mich zu ihm hin. Er schaltet den Fernseher ein und lehnt sich entspannt zurück, was ich echt niedlich finde.
Ich versuche mich etwas an ihn heran zu kuscheln, als er plötzlich von mir abweicht. »Joey?«, frage ich und streichel mit einer Hand seine Wange, welche er jedoch sofort wegschlägt und nur noch mehr Abstand von mir nimmt.
»Hey, was ist los?«, frage ich ihn sanft, in der Hoffnung, er würde sich wieder zu mir umdrehen, was er zu meinem Pech jedoch nicht tut. »Joey, was ist los? Bitte rede mit mir — «, »Ich will nicht mit dir reden.«, sagt er mit leiser Stimme.
Was ist nur los? »Warum nicht?«, frage ich vorsichtig. Er zögert kurz, bevor er nuschelt: »Weil du sowieso immer weg bist.«
Mein Herz bleibt für eine Sekunde stehen. Ich kann es einfach nicht ertragen, ihn mit so einer gebrochenen Stimme zu hören. Und schon gar nicht, kann ich es ertragen, wenn er mich dabei noch so traurig ansieht.
»Joey, du weißt, ich lasse dich nicht gerne alleine ... Aber denk dran, ich mache das nur für
uns.«, sage ich ihm sanft. Er nickt verständnisvoll, als er sich nachgebend in meine Arme kuschelt.Ich halte ihn so fest an mich, dass ich ihn nie wieder loslassen will. Ich will ihn vor allem Bösen beschützen, doch weiß einfach nicht, wie ich das alleine anstellen sollte.
Er wischt sich mit seinen kleinen Fäusten die Tränen weg und löst sich von meinem Halt, als er sagt: »Ich vergebe dir.«, und schon ist er die Treppen hoch in sein Zimmer verschwunden. Ich lächel.
Doch kaum war er nach oben gelaufen, erklingt ein Geräusch. Es kommt von meinem Handy. Als ich die Nachricht lese, die drauf steht, stockt mir der Atem.
Anonym: Wenn du willst, dass ich Nathan in Zukunft in Ruhe lasse, will ich dass du im Gegenzug auch etwas für mich tust.
Erst zögere ich, doch dann nehme ich all meinen Mut zusammen, als ich ihm zurück schreibe.
Ich: Was soll ich tun?
Seine Antwort kommt schneller, als erwartet.
Anonym: Geh auf ein Date mit mir.
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Dangerous Cravings
Teen FictionZurückgelassen von ihren Eltern hat die junge Elena Davis nur noch ein Ziel vor Augen. Nämlich ihren kleinen Bruder, Joey, zu beschützen, denn er ist schließlich das einzige, was sie noch hat. Sie fühlt sich gezwungen, einen Teilzeitjob zu tätigen u...