E L E N A
Nikolai steht wieder in der Küche und es gibt mir Flashbacks. Es erinnert mich daran als er das erste Mal bei mir und — auch wenn ich mich schäme daran zurückzudenken — mit mir geschlafen hat.
Kaum habe ich diesen unanständigen Gedanken beendet, sehe ich ihn schon auf mich zukommen.
Bevor ich es Ablehnen kann, umfasst seine große Hand sanft meine Wange und in diesem Moment realisiere ich, wie sehr ich seine sanften Berührungen vermisst habe.
Denn nach unserem kleinen Streit gestern hat es sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt seitdem er das gemacht hat.
»Hast du gut geschlafen, kotenok?«, fragt er und seine eis-blauen Augen strahlen so viel Sanftigkeit aus, dass ich mich in ihnen verlieren würde, wenn es da nur nicht diese eine Sache gäbe, die mich schon seit gestern Abend prägt.
»Gut«, antworte ich flüchtig und starre auf den Boden, als ich bemerke, dass ich ein T-shirt von ihm trage, welches mir viel zu groß ist. »Schläft Joey noch?«, fragt er. Ich nicke.
Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, was gestern passiert nachdem wir es wieder hatten, aber ich weiß genau, dass ich heute morgen — mit einem schläfrigen Joey neben mir — in seinem Bett aufgewacht bin.
»Kann ich dich etwas fragen?«, traue ich mich endlich wieder zu ihm aufzuschauen. »Alles.« Er zögert nicht einmal bei seiner Antwort.
»Du und Dunja«, fange ich an. Bei der Erwähnung ihres Namen's werden seine Gesichtszüge härter. »Woher kennt ihr euch?«
»Was?«, sieht er mich fragend an und seine Hand verlässt meine Wange.
Das prickeln auf meiner Haut hört auf und ich wünschte, ich hätte ihm nie diese Frage gestellt. Aber es ist schon passiert, also gibt es jetzt kein Zurück mehr.
»Ihr schient euch nahe zu stehen, oder zumindest hat es so gewirkt.« Und es herrscht Stille. Jetzt bereue ich es wirklich, das angesprochen zu haben.
»Sie war die einzige, die ich hatte«, spricht er unerwartet. »Was?«, frage ich verwirrt. Oh, Gott, sind sie etwa verwandt? Habe ich die Situation falsch interpretiert?
Aber wenn man miteinander verwandt ist, küsst man sich doch nicht ... oder etwa doch?!
»Im Waisenhaus, meine ich«, schüttelt er den Kopf und ich fühle mich sofort schlecht. »Sie war diejenige, die mir auch russisch beigebracht hat, weil es ohne Eltern etwas schwer war, es zu lernen.«
Er kratzt sich am Hals. »Wir waren nie zusammen, Elena«, sagt er. »Und das würde auch in Zukunft niemals passieren, wirklich.« Ich nicke verständnisvoll.
»Und gibt es einen Grund dafür, dass sie dich geküsst hat?«, frage ich. Ich hasse mich selber dafür, wie eifersüchtig ich klinge.
Er seufzt. »So ist Dunja halt. Sie muss ihre Lage immer übertreiben. Sie hat sich wirklich kaum verändert.« Ich muss lächeln und er kurzdarauf auch.
»Alles gut?«, fragt er unsicher. Ich nicke. »Alles gut.« Er nickt auf eine unangenehme Weise, bevor er in die Küche deutet. »Willst du etwas essen?«
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Dangerous Cravings
Teen FictionZurückgelassen von ihren Eltern hat die junge Elena Davis nur noch ein Ziel vor Augen. Nämlich ihren kleinen Bruder, Joey, zu beschützen, denn er ist schließlich das einzige, was sie noch hat. Sie fühlt sich gezwungen, einen Teilzeitjob zu tätigen u...