×Kapitel 6 - duzen×

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Bea tat wie ihr gesagt wurde und setzte sich im Schneidersitz auf den Holzboden der Halle. Er setzte sich kurz darauf zu ihr, einen kleinen Notizblock mit Stift in der Hand. "Also gut, wieso fängst du nicht an. Wie ist die übliche Aufteilung, was sind die Stärken und Schwächen des Teams und von jedem einzelnen."

Bea dachte kurz nach, ehe sie präzise anfing, das Team zu beschreiben. Sie fing an mit der Aufteilung der Positionen und fügte bei jedem Teammitglied schon die Stärken und Schwächen bei. Sie beobachtete, wie Mister Sallow ihr aufmerksam zuhörte und ab und an in sein Notizbuch schrieb.

"Insgesamt denke ich, sind wir ein starkes Team. Wir ergänzen uns sehr gut und wir verstehen uns fast blind. Wir können einander vertrauen. Der Teamgeist ist sehr stark. Ich denke aber persönlich, dass wir noch etwas an unserer Präzision arbeiten können und an unserer Technik. Wir sind gesamt ein starkes Team, aber ich denke, wir könnten noch stärker werden, wenn wir unsere ganz eigenen Talente noch weiter entwickeln würden. Audrey zum Beispiel hat einen super Aufschlag. Der könnte noch besser werden, hätte sie das angemessene Training dafür. Jannet ist mit unsere stärkste Angreiferin. Dabei ist sie Linkshänderin, aber benutzt ihren rechten Arm zum Schlagen. Mit geeignetem Training könnte das absolut ausgeschöpft werden! Unser Libero, Marwah, kriegt fast jeden Ball. Aber unsere Schläge kennt sie alle schon, sie müsste noch weiter gefördert werden."

Die ganze Zeit, die Bea von ihrem Team erzählte, folgte Mister Sallow ihr aufmerksam. So aufmerksam, dass er irgendwann gedankenverloren aufgehört hatte, Notizen zu vermerken. Ein leichtes Lächeln spielte auf seinen Lippen, als Bea schließlich zum Ende kam. Eine angenehme Stille breitete sich um die beiden aus, in der sie sich lediglich gegenseitig anguckten. Bewunderung breitete sich auf Mister Sallows Gesicht aus, jedoch kaum merkbar für Bea. Es war nur ein kleiner, ruhiger Moment gewesen. Aber für Bea hatte es sich angefühlt, als wären Welten zwischen vor und nach dieser Stille.

Schließlich räusperte sich Mister Sallow: "Und was ist mit dir, Miss Villin? Du hast alle Teammitglieder bis ins kleinste Detail beschrieben. Von dir weiß ich jedoch nur die Position." Sie lächelte etwas verlegen. "Entschuldigung. Es fällt mir etwas schwer, mich selber zu beschreiben. Ich denke, ich würde mich als sehr solide und präzise bezeichnen."

Er lachte ganz kurz, ehe er erwiderte: "Ich denke, dass da noch weit mehr ist. Du bist eine sehr solide Spielerin, richtig. Du hast die Technik gut drauf, egal ob Annahme, Aufschlag oder Blocken, und bist sehr zuverlässig. Aber vorallem, bist du aufmerksam. Du hast dein Team ganz genau vor Augen. Du bist auch sehr schlau auf dem Feld und kannst in wenigsten Sekunden die Situation erfassen und den besten Spielzug daraus schöpfen. Das zeugt von großer Intelligenz und Erfahrung. Spielst du schon lange Volleyball?"

Sie lächelte leicht, wandte ihren Blick ab und fand sich schnell in Erinnerungen versunken: "Seit ich denken kann. Du kennst ja meinen Vater, er hat mir alles beigebracht!"

Als sie ihren Blick wieder zu Mister Sallow richtete, war es, als wäre sie in ein eiskaltes Becken geschmissen worden. Sie versteckte ihr rotes Gesicht hinter ihren Händen und platzte sofort mit etlichen Entschuldigungen heraus. Nachdem sie sich tausend mal entschuldigt hatte und von ihrem Gegenüber immer noch nichts kam, wagte sie sich endlich, hinter ihren Händen herauszulugen.

Mister Sallows Ausdruck war nicht zu identifizieren. Er öffnete den Mund, setzte an, etwas zu sagen und entschied sich wieder anders. Seine unleserliche Miene blieb unverändert für eine ganze Weile, ehe er leicht seufzte. Im nächsten Moment hatte er ein sanftes Lächeln aufgesetzt, das trotzdem etwas undefinierbares verbarg. "Das ist wahrscheinlich meine Schuld. Es ist absolut verständlich, dass es dich vielleicht etwas verwirrt, mich an dem Abend geduzt haben zu dürfen. Entschuldige, darüber hatte ich nicht nachgedacht."

Bea wusste darauf nicht ganz zu antworten. Mit der Antwort hatte sie aber auch bei bestem Willen nicht gerechnet.

"Es wird nicht wieder passieren", entgegnete sie letztlich und somit war das Thema beendet, auch wenn es sichtlich in ihrer beiden Köpfe noch für Tumult sorgte.

Erneut räusperte sich Mister Sallow und fuhr ohne Weiteres fort: "Allerdings schienst du letztes Training leicht abgelenkt. Ich hoffe, dass ich da die nächsten Male noch Verbesserungen sehen kann. Ansonsten werde ich mir deine Gedanken zu Herzen nehmen und sie im Kopf behalten, wenn ich das Team weiter beobachte. Vielen Dank, Miss Villin. Du darfst dich nun umziehen gehen, das Training beginnt bald."

Und damit stand er auf, drehte ihr den Rücken zu und ging in den Geräteraum, um die Bälle zu holen. Damit war die anfängliche Wärme endgültig abgestorben und die Distanz füllte die Halle mit einer Kälte. Dabei war es nicht, dass sie jetzt erstmal alleine war. Es war das augenblickliche Wandeln in seinem Verhalten, dass ihr einen Schauder über den Rücken liefen ließ. Nachdenklich stand sie schließlich auf und bewegte sich zu den Umkleiden.



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