×Kapitel 14 - hoodie×

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Bea schleppte sich am nächsten Morgen mühsam aus dem Bett. Sie hatte zwei Tage in der Schule verpasst. Sie hatte gelogen. Er hatte gelogen. Um sie beide zu schützen. Und wofür? Am Ende war es schließlich für nichts. Zwischen den beiden war nichts und das war wahrscheinlich auch besser so. Das machte das Lügen nur so sinnlos. Es machte es alles sinnlos. Alles, was passiert war, hatte jetzt irgendwie einfach keinen Wert mehr.

Nach einer kalten Dusche war ihr Körper wieder wacher, ihre Sinne wieder schärfer und doch waren ihre Gedanken noch genau so am kreisen. Sie stand vor ihrem Schrank und überlegte, was sie anziehen sollte. Doch ihr Blick wanderte immer wieder zu ihrem Schreibtisch Stuhl, über welchem ein grauer Hoodie lag. Der graue Hoodie, den sie gestern getragen hatte und vergessen hatte zurück zu geben, als Theo sie nach Hause gebracht hatte.

Sie hatte geplant ihn zur Schule mitzunehmen und ihn beim Training unauffällig Theo zu überreichen, doch jetzt war es viel verlockender, den Hoodie anzuziehen, bis sie sich im Training umziehen würde. Es war ein simpler, grauer Hoodie, wer sollte also erkennen, dass es seiner war? Doch was ist, wenn er sauer werden würde?

Sie schüttelte den Kopf. Dann würde sie einfach sagen, dass sie den Hoodie nur für ihn mitgenommen hatte und ihr dann kalt geworden wäre.

Und so verließ sie, seinen Hoodie tragend, das Haus und ging zur Schule.

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"Da bist du ja wieder", zischte Cayden neben ihr, als sie den Flur entlang ging. Sie schaut zu ihm und lächelte schwach: "Entschuldige, Cayden. Und danke, dass du für mich gelogen hast." Er grinste und erwiderte nur, dass er das immer für Bea machen würde. Folglich fragte er nach allen Details, doch Bea winkte nur ab: "Komme später zu mir nach Hause, dann erzähle ich dir alles."

In dem Moment kam er ihnen im Flur entgegen. Graue Hose, weißes Hemd, rote Krawatte. Die Haare ordentlich nach hinten gekämmt. In dem Moment, in dem ihre Blicke aufeinander trafen, machte ihr Herz einen Hüpfer. Sein Blick hingegen erstarrte im gleichen Moment und natürlich war das Bea nicht entgangen. Und wie sie aneinander vorbei gingen, so starrte sie ihm sofort über die Schulter hinterher. Sie hatte doch eine Grenze überschritten.

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Das Training war kaum auszuhalten. Wie immer beim Training hatte er den oberen Teil seiner mittellangen, schwarzen Haare zusammengebunden. Eine enorme Anspannung breitete sich in der Halle aus und alle konnten sie spüren. Bea bereute es. Sie bereute es, den Hoodie angezogen zu haben. Hätte sie früher gewusst, dass er so reagieren würde, hätte sie den Hoodie doch nie angezogen. Diese Gedanken ließen sie auch nicht los, als sie sich in der Umkleide wieder ihre Alltagsklamotten anzog. Doch eine Sache musste sie trotzdem noch tun.

Und so fasste sie sich ein Herz und ging noch einmal in die Turnhalle, den Hoodie in der Hand. Und da stand er auch, hatte gerade das Netz abgebaut. Sein Blick richtete sich sofort auf Bea, als er ihre Schritte hörte. Sofort spürte sie einen Schauder über ihren Rücken laufen. Ohne ein Wort zu sagen, streckte sie ihm den Hoodie entgegen. Er schaute runter zum Hoodie und wieder rauf zu ihr. Sein Blick unleserlich. Bea wusste nicht, was er dachte oder was er fühlte und es machte sie verrückt.

Zögerlich nahm er schließlich den Hoodie aus ihrer Hand. "Bea..", fing er an, wurde jedoch augenblicklich von ihr wieder unterbrochen.

"Ich weiß. Ich weiß, das war dumm, ich-..", sie stolperte über ihre eigenen Wörter. Sie atmete erneut tief durch und sammelte sich, ehe sie wieder anfing, "Ich wollte nur einmal wissen, wie sich das anfühlt. Der Hoodie einer Person, die einem viel bedeutet. Der irgendwie wirkt wie eine schützende Schicht. Ich weiß nicht, das klingt dumm..", brabbelte sie vor sich hin. Sie spürte, wie ihr die Tränen den Hals zuschnürten. Sie wusste gar nicht erst, woher sie kamen. Sie hatte das Gefühl, sie übertrieb völlig. Sie kannten sich gerade mal ein paar Wochen, sie hatten sich einmal geküsst, was er zu bereuen schien. Also wieso regte sie sich so sehr auf? Wieso fühlte sich ihr Herz so an, als würde es sich krampfhaft zusammenziehen? Sie spürte, wie die Tränen zu kommen drohten. Und so meinte sie schnell: "Ist auch egal. Tut mir leid."

Und mit den Worten eilte sie aus der Sporthalle heraus. Sie hörte Theos Stimme nur gedämpft durch ihre Mühe, die Tränen aufzuhalten und die schnellen Schritte nach draußen. Der Regen hatte über die letzten Tage angedauert und nässte sofort ihre Haare und ihre Kleidung. Doch in diesem Moment war es das letzte, das sie interessierte. Wieso fühlte sie so? Sie fand es so unlogisch, dass es sie frustrierte. Bea wischte sich die Tränen weg, die sich mit dem Regen mischten, und stapfte über den Schulparkplatz.

Das, was sie schließlich endlich aus ihrem Bann holte, war die Hand, die nun auf ihrer Schulter lag und sie zum Stehen zwang. Sie drehte sich um, nur um aus ihren roten Augen in Theos dunkle zu blicken. Ihre Sicht war verschwommen und trotzdem konnte sie genau die Verzweiflung in seinem Blick erkennen. Sofort wandte sie ihren Blick wieder ab. Sie konnte es nicht ertragen, vor Leuten zu weinen. Erst recht nicht aus solch einem für sie irrationalem Grund.

Doch das war der Moment, wo er zwei Finger an ihr Kinn legte und sie so sanft dazu brachte, zu ihm aufzublicken. Sie sah nichts weiter als Gutmütigkeit in seinen Augen und das machte es nur umso schmerzhaft. Einen Menschen gefunden zu haben, der sich um sie sorgt, aber nicht mit ihr zusammen sein zu können.

Er wischte ihr die Tränen von den Wangen. Vielleicht waren es auch lediglich Regentropfen, aber es interessierte weder Bea noch Theo. Es war die Geste, die ihr Herz nur noch schneller schlagen ließ. Und mit einem Mal war es ihr alles egal. Der Regen, die daraus folgende Kälte. Dass sie mitten auf dem Schulgelände standen, zwischen den Autos der Lehrer und Schüler. Es war ihr alles egal.

Und so ging sie einen kleinen Schritt auf ihn zu und damit war sie sofort nah genug, um ihren Körper gegen seinen zu lehnen. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen und zog ihn an seinem Kragen zu sich. Ihre Lippen trafen sich endlich wieder und es war, als hätte sie etwas vermisst, ohne es zu wissen. Sie fühlte sich wieder vollkommen.

Und er? Er schien genau so zu fühlen. Er schlang seinen Arm um ihre Taille und zog sie so näher an seinen Körper. Die andere Hand war sanft um ihren Nacken gelegt.

Und sie waren sich so nah, dass sie aus der Ferne eine einzelne Person hätten sein können.







Und sie waren sich so nah, dass sie aus der Ferne eine einzelne Person hätten sein können

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