×Kapitel 13 - pinky promise×

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In seinem Gesicht zeigte sich pure Sorge und Zuneigung und es löste in Bea ein ganz besonderes Gefühl aus. Sie wollte lächeln, aber die Situation war so pikant, dass sie es nicht wagte, ihn länger anzugucken. Sie senkte ihren Blick und spielte nervös mit der Serviette, indem Bea sie irgendwie faltete.

Von ihm kam ein belustigtes Schnaufen, was schließlich wieder ihre Aufmerksamkeit bekam. Als sie wieder zu Theo aufblickte, schaute dieser aus dem Fenster raus mit einem Schmunzeln auf seinen Lippen. "Was?", fragte sie und legte den Kopf schief.

"Das habe ich schon so oft bei dir beobachtet", meinte er und zeigte auf ihre spielenden Hände, "Da weiß man immer, wenn du nervös bist." Bea zog eine Augenbraue hoch: "Und wieso beobachtest du mich überhaupt?" Sofort verschwand das Schmunzeln aus seinem Gesicht und er wurde wieder ernster. Er seufzte verzweifelt und wandte den Blick wieder zum Fenster ab.

"Bea..", fing er langsam an, doch sie wollte ihm eigentlich gar nicht zuhören. "Miss Villin", erwiderte Bea trocken. Erneut seufzte er, blickte zu ihr und lehnte sich über den Tisch: "Jetzt sei doch nicht so, Bea. Lass uns darüber reden."

Bea lachte bitter: "Ach, jetzt willst du reden? Ich wollte ja reden, aber du warst ja nicht in der Lage dazu." Theo ließ sich wieder zurück gegen die Stuhllehne fallen und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Er nahm sich einen Moment, seine Gedanken zu sortieren und seine nächsten Worte zu formulieren: "Ich weiß. Das war nicht gerade reif von mir. Ich wusste in dem Moment nicht mit der Situation umzugehen, also wollte ich so schnell es ging flüchten. Aber das war unfair dir gegenüber. Und jetzt.. Naja, wenn du jetzt noch dazu bereit bist, würde ich gerne mit dir darüber reden."

Diesmal war es Bea, die aus dem Fenster raus schaute. Theo nahm ihre Stille als ein Zeichen, dass sie kurz Ruhe brauchte und nutzte die Gelegenheit, den Tisch wieder aufzuräumen. "Kann ich helfen?", fragte Bea im Aufstehen. "Bleib sitzen. Magst du Tee?"

Bea nickte und schaute wieder aus dem Fenster heraus: "Am liebsten Zitronen Tee, wenn du hast."

Theo hatte ein wunderschönes Apartment aber das Beste war eigentlich die Aussicht. Zur West Seite heraus hatte man eine klare Aussicht zum kleinen Fluss, der sich durch die Stadt schlängelte. Nur ein paar Kleinfamilienhäuser standen zwischen dem Hochhaus und dem Fluss, welche hier im fünften Stock die Aussicht jedoch kein bisschen störten. Beas Gedanken kreisten herum und wurden erst wieder zum hier und jetzt geholt, als Theo eine heiße Tasse Zitronentee vor ihr hinstellte und sich wieder gegenüber von ihr hinsetzte.

"Danke", erwiderte sie, nahm die Tasse in ihre Hände und blies vorsichtig in das Getränk. Theo hatte sich währenddessen einen Pfefferminztee gemacht und rührte mit einem Teelöffel in der Tasse herum, bis Bea wieder das Wort ergriff: "Meinetwegen. Reden wir."

Theo setzte die Tasse wieder hin und betrachtete Bea kurz. "Ich war verwirrt. Ich bin verwirrt. Bea, du bist fast zehn Jahre jünger! Wärst du Mitte zwanzig, sähe das ganze ja noch etwas anders aus, aber du bist gerade mal volljährig. Du hast das ganze Leben noch vor dir. Uns trennen Welten! Und allem voran; Du bist meine Schülerin. Verstehst du das?"

Bea seufzte und nippte an dem heißen Tee: "Natürlich weiß ich das. Aber ich.. Ich weiß nicht, das wird total kitschig klingen, aber ich hab das noch nie gefühlt. Ich war noch nie verliebt aber das.. So stelle ich mir das Gefühl vor."

Theo nickte und rührte wieder in seinem Tee herum. Es schien seine Version von nervösem Zappeln zu sein. "Und es ist nicht verwerflich. Du bist auch nicht die einzige, die sich von einer Lehrerfigur angezogen fühlt. Für mich sieht das jedoch komplett anders aus. Weißt du, wie seltsam das für mich ist? Ich weiß genau, wie verwerflich es ist, irgendwas für dich zu empfinden aber.. Ich habe keine Kontrolle darüber. Und es macht mir selber zu schaffen. Aber, egal, wie verlockend es auch ist, ich werde nicht danach handeln. Darüber habe ich Kontrolle. Alles andere wäre verwerflich. Noch verwerflicher, als eh schon. Verstehst du das? Ich kann nicht. Es ist eine Frage von Moral."

Und so sehr es Bea auch schmerzte, alles was er sagte, machte Sinn. "Du wirst darüber hinweg kommen. Und es ist auch nur noch dieses Jahr, danach werde ich kein Teil deines Lebens mehr sein. Und wenn du willst,.. Wenn es sein muss, gebe ich auch das Coaching auf. Ich möchte es dir nicht unnötig schwer machen."

Bea schüttelte den Kopf und zwang sich ein Lächeln auf: "Ich werde mich schon beherrschen können. Du brauchst nicht für mich etwas aufgeben. Aber ich denke, wir sollten dann komplett bei Formalitäten bleiben."

Er bemerkte sofort, dass ihr Lächeln gezwungen war, aber er nickte es einfach ab. Für ein paar Momente breitete sich eine angenehme Stille aus, in denen beide von ihrem Tee tranken und entweder sich gegenseitig anguckten oder aus dem Fenster heraus. Bea verarbeitete die schmerzende Realität. Und so sehr es sie frustrierte, es hatte trotzdem auch etwas befreiendes.

"Ich kann dich noch nach Hause fahren, wenn du möchtest", schloss er schließlich, als beide ihren Tee ausgetrunken hatten und Bea nickte. "Das wäre nett."

Die Autofahrt war still, abgesehen von dem Motor des Autos, des leisen Radios und dem prasselnden Regen, der seit gestern Nachmittag nicht aufgehört hatte. Zwischendurch stahlen beide hin und wieder einen Blick zum anderen und wenn sich ihre Blicke so trafen, wandten sich beide mit roten Wangen blitzschnell wieder ab.

Vor dem Haus der Familie Villin angekommen schaltete Theo den Motor ab und drehte sich noch einmal zu Bea um: "Ich weiß, Cayden weiß schon bescheid, aber bitte, für unser beider Wohl-"

"Es wird niemand irgendetwas erfahren. Ich verspreche es", unterbrach sie ihn und schenkte ihm diesmal ein ehrliches Lächeln. Schließlich streckte sie ihm ihren kleinen Finger entgegen und entlockte ihm damit ein Lachen. Mit seinem eigenen kleinen Finger griff er um ihren. "Pinky Promise", sagten beide wie aus einem Mund und fingen darauf an zu lachen. Eine Weile blickten sich die beiden noch an und für einen kurzen Moment war es, als wäre alles um sie herum verschwunden. Schließlich unterbrach er die Stille mit einem Räuspern. Bea atmete noch einmal tief aus, nahm all ihren Mut zusammen, beugte sich über die Kupplung und platzierte einen sanften Kuss auf seine Wange.

"Dankeschön, dass ich diese Gefühle zumindest einmal erleben durfte.. Mister Sallow."

Und damit stieg sie aus dem Auto aus.

teacher's petWo Geschichten leben. Entdecke jetzt