10. Türchen

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Das Fleisch brutzelte in der Pfanne, während der Dunstabzug, der auf der höchsten Stufe lief, die Wohnung in einen hohen Geräuschpegel versetzte. Gleichzeitig lief der Radio in Elias Wohnzimmer, wobei man nur erahnen konnte, dass gerade ein Weihnachtslied lief.

Elias stand völlig in seinem Element am Herd und zählte die Sekunden, bis er das Fleisch wenden musste. Dabei trug er eine Schürze, deren Schleife seinen Hintern in meinen Augen besonders gut in Szene setzte. Neben der Pfanne stand ein Topf, der nur darauf wartete, demnächst mit Kartoffelknödeln gefüllt zu werden. Elias fiel das Kochen so einfach. Er kochte gerne und er kochte vor allem sehr gut. Deswegen kam ich gerne zum Essen zu ihm.

Er pfiff fröhlich vor sich hin, ehe er mit purer Leichtigkeit das große Fleischstück aus der Pfanne in eine mit Gemüse gefüllten Form legte und diese im vorgeheizten Ofen verschwinden ließ.

„So", strahlte er und schaltete den furchtbar lauten Dunstabzug endlich aus. Nun konnte ich auch das Weihnachtslied deutlich identifizieren.

„We all like our figgy pudding, We all like our figgy pudding, With all its good cheers", hallte durch die Wohnung, während Elias die Schürze von seinem Körper zog und sie beiseite legte.

Ich beobachtete ihn bei all dem gedankenverloren.

Eigentlich wollte ich ihm helfen, immerhin hatten wir es uns zum gemeinsamen Kochen ausgemacht, aber nachdem ich mir beim Zwiebeln schneiden fast in den Finger geschnitten hatte, hatte Elias mich aus der Küche verband. Ich konnte selber nicht einmal sagen, wo mir der Kopf stand. Ich war den ganzen Tag schon völlig durch den Wind und obwohl ich mich seit unserem letzten Treffen darauf freute, Elias wieder zu sehen, war es jetzt hier mit ihm irgendwie seltsam.

Das letzte Mal hatten wir uns auf dem Christkindlmarkt gesehen, wo er Kalle und Xaver kennengelernt und mich einerseits so zärtlich behandelt und andererseits kaum beachtet hatte.

Seit dem hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Nur über WhatsApp den heutigen Abend ausgemacht.

Zwischen uns war alles in Ordnung. Das merkte ich. Das lag deutlich auf der Hand.
Trotzdem fühlte ich mich komisch.

Ich hing generell irgendwie in der Luft.

Dass Kalle und Rosalie abgesagt hatte, das hatte ich immer noch nicht verkraftet. Und das jetzt das hier mit Elias dazugekommen war, passte mir überhaupt nicht.

Elias war immer mein Ruhepol mit dem alles locker leicht war. Aber seit er meine Freunde kennengelernt hatte und Kalle ihm unter die Nase reiben musste, dass ich von Elias erzählt hatte, konnte ich bei ihm nicht mehr zur Ruhe kommen. Zumindest nicht so lange, bis wir darüber geredet hatten. Bis wir geklärt hatten, dass sich zwischen uns nichts änderte, nur weil er jetzt meine Freunde getroffen hatte.

Ich wollte darüber reden - unbedingt -, aber ich wollte auch nicht derjenige sein, der deswegen ein Fass aufmachte. Ich wollte es partout nicht ansprechen und auch mein Gegenüber wirkte nicht so, als hätte er Gesprächsbedarf.

Seit Elias mich also von der Küchenzeile verbannt hatte, saß ich am Esstisch und sah ihm beim Kochen zu, während ich nur ab und an an dem mittlerweile fast kalten Kinderpunsch, den Elias mir vorhin warmgemacht hatte, nippte.

Vor mir loderten die kleinen Flammen seines Adventskalenders. Ich wusste aus seinen Erzählungen, dass er den von der Frau eines Arbeitskollegen geschenkt bekommen hatte, die hobbymäßig selber Adventskränze band. Er war auch wirklich schön. Mit getrockneten Orangenscheiben, Zimtstangen und farblich passenden, orangen Kerzen, die ebenfalls ein wenig nach Orange dufteten.

Generell war Elias Wohnung stilvoll und vor allem weihnachtlich eingerichtet. Seine Fenster waren mit zarten Lichterketten geschmückt, während er seine Türrahmen mit künstlichen Tannengirlanden eingefasst hatte. Außerdem standen überall Kerzen, die den Raum warm beleuchteten, aber das war auch während dem Jahr so.

Xmas with the ConradsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt