„Nein", quengelte Ella und zog kräftig an dem Gurt, der sie in ihrem Kinderwagen hielt. Der Mittagsschlaf der kleinen Dame war längst überfällig, aber der ganze Trubel hielt sie selbstverständlich vom Schlafen ab. Egal, wie energisch Kalle ihren Kinderwagen hin und her schob.
„Das steht jetzt nicht zur Diskussion", antwortete Kalle seiner Tochter lediglich, ohne aufzuhören, den Kinderwagen hin und her zu schumpern. Währenddessen konzentrierte er sich mehr auf den Glühwein in seiner Hand, als auf sein quengelndes Kind.
Leider hatte Ella heute generell schon keinen so guten Tag. Daran konnte nicht einmal unser Ausflug etwas ändern.
Zu allem Leidwesen war dann auch noch das Kettenkarussell erst ab drei Jahren erlaubt, was Ella natürlich ganz und gar nicht verstehen konnte. Vor allem weil Xavers Zwillinge mehrmals damit fuhren durften, während sie nur zusehen konnte. Daraufhin war sie so schlecht gelaunt, dass nicht einmal mehr eine Schokobanane das Leid etwas gelindert hatte.Leider Gottes wirkte sich das aber mittlerweile auch auf ihren Vater aus, der längst genauso genervt wie seine Tochter dreinblickte.
Nachdem Kalle mich jetzt auch schon mehrmals unbegründet angefahren hatte, war auch meine Laune nicht mehr allzu gut. Obwohl ich mich sehr auf den heutigen Ausflug gefreut hatte.
Wir waren eine Stunde weiter in die nächste Stadt gefahren, in der es jedes Jahr einen großen Weihnachtsflohmarkt mit zahlreichen Ständen, Fahrgeschäften und natürlich weihnachtlichen Fressbuden gab. Es glich zwar tatsächlich eher einem Rummel als einem Weihnachtsmarkt, aber das machte die üppige Weihnachtsdekoration wieder wett. Es standen zahlreiche, leuchtende Schneemänner, Rentiere, Schlitten und übergroße Geschenke herum und zum Highlight der Kinder gab es auch einen singenden Weihnachtsmann, der mit seiner Wichtelband gefühlt den ganzen Tag durchgehend Weihnachtslieder trällerte und auch für Fotos zur Verfügung stand. Später gab es sogar noch eine kleine Bescherung, bei der Kinder sich eine kleine Tüte voller Süßigkeiten direkt beim Weihnachtsmann abholen durften.
Ich persönlich fand es dort jedes Jahr super schön, deswegen freute ich mich auch jedes Mal aufs Neue darauf hierher zu kommen. Es war zwar vielmehr für Kinder als für Erwachsende gedacht, trotzdem fand man deutlich mehr Erwachsene als Kinder hier. Auch Ältere kamen hier auf ihre Kosten.Vor allem da man als Erwachsender auch noch mit dem Kettenkarussell fahren dürfte, was wir Ella zu Liebe natürlich nicht getan hatten. Nicht einmal Xaver war zu seinen Zwillingen eingestiegen, sondern hatte ihnen auch nur zugesehen.
Mein ursprünglicher Plan war auch eigentlich gewesen, nur mit meinen Freunden herzukommen, aber da Kalles Frau Judi heute nicht zuhause war, hatte er Ella dabei, und weil Xavers Freundin Brina mit Grippe im Bett lag, hatte er die Zwillinge natürlich auch nicht einfach bei ihr zuhause gelassen.
Jetzt waren wir halt zu sechst.
Das war an sich auch völlig in Ordnung. Ich liebte die Kinder meiner Freunde, aber das anhaltende Gequengel von Ella und ihrem Vater war auf Dauer nicht auszuhalten.
Und ich Depp hatte mich im Vorhinein auch noch als Fahrer bereit erklärt, woraufhin mir Xaver seinen Neunsitzer-Minivan anvertraut hatte, damit die Väter jeweils bei ihren Kindern sitzen konnten. Anfangs fand ich das eine gute Idee, mittlerweile wünschte ich mir aber nur noch Glühwein statt Kinderpunsch in meine Tasse.
„Thilo, ich will zu dir", kam Ellas deutlich bockige Stimme aus ihrem Kinderwagen.
Kalle schüttelte auf ihre Worte hin nur den Kopf und nippte erneut an seinem Glühwein, als würde das sein Kind zum Verstummen bringen.
„Ich will zu Thilo", wiederholte die Zweijährige diesmal noch quengelnder, ehe man ihr Schluchzen hören konnte und sie erneut an ihrem Gurt rüttelte.
DU LIEST GERADE
Xmas with the Conrads
RomanceThilos Freunde sind mittlerweile alle sesshaft geworden, sind verheiratet und haben mindestens ein Kind im Kindergartenalter zuhause. Dadurch ist es eher Zufall als Absicht, wenn man sie mal auf einem Christkindlmarkt findet oder überhaupt die gesam...