15. Türchen

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„Wie wärs, wenn wir uns jetzt erstmal ein Café suchen und gemütlich ankommen? Der Kühlschrank ist komplett leer und ich würde gerne was essen. Wenns Dunkel wird können uns dann die Oxford und Regent Street anschauen, die sind immer super schön geschmückt, und dann noch hoch zum Greenwich Observatory. Die Aussicht da oben ist genial, vor allem wenns Dunkel ist und die Stadt leuchtet."
Elias Enthusiasmus, den man deutlich aus seiner Stimme hören konnte, war regelrecht ansteckend. Selbst, wenn ich etwas gegen seinen Vorschlag gehabt hätte, was ich absolut nicht hatte, das hörte sich super an, hätte ich ihn nicht ablehnen können.

„Das hört sich gut an", stimmte ich ihm also zu und band meinen Schal wieder enger um meinen Hals, ehe ich meinen Wintermantel, den ich noch nichtmal ausgezogen hatte, zuzog.

„Meine Schwester stößt später übrigens irgendwann dazu", ließ Elias mich wissen. „Nur auf einen Tee oder so. Sie hat danach noch was vor."

„Ah, die die auch hier bleibt?" Elias stimmte nickend zu. „Nur zum Schlafen. Wie gesagt, sie hat irgendwas vor."

Ich nickte verstehend.
„Weißt du denn ein gutes Café in der Nähe?", fragte ich schmunzelnd. Ich war bereit in die Stadt zu starten. Nicht nur, weil mir dick eingepackt in der Wohnung langsam zu warm wurde, sondern weil ich die nicht mal zwei Tage, die wir hier in London hatten, wenn ich schonmal hier war, bestmöglich nutzen wollte.

„Da fragst du noch", grinste Elias, zog seine Jacke ebenfalls zu, ehe seine Hand meine fand und er mich einfach mit sich in Richtung Wohnungstür zog. Wir trugen beide Handschuhe, trotzdem konnte ich die Wärme, die von seinen Händen ausging, deutlich spüren. Ich mochte es, seine Hand zu halten.

Er ließ meine Hand auch nicht los, bis wir gut zwanzig Minuten zu Fuß durch London an einem von außen schnucklig aussehenden Café ankamen.
Unterwegs erzählte er mir viel zu nennenswerten Gebäuden, Geschichten aus seiner Zeit auf dem Internat hier und kleine Funfacts, die mich allesamt zum Lachen brachten.

Es war wirklich schön, mit ihm durch die Straßen zu schlendern, trotzdem war ich froh, als wir ins warme Café traten. Elias führte kurz ein Gespräch in bestem britischen Englisch mit einer der Bedienungen, bis diese uns einen Tisch zeigte. Ich hatte ihn noch nie mehrere Sätze hintereinander seine Muttersprache sprechen hören, vor allem nicht mit einem anderen Muttersprachler.

Es jetzt zu hören, machte etwas mit mir.
Am liebsten hätte ich ihn vor all diesen fremden Leuten einfach an mich herangezogen und geküsst. Innig geküsst.

Und dann am besten gleich wieder zurück zur Wohnung gebracht, um andere Dinge mit ihm zu tun, während er mir irgendetwas auf Englisch erzählte. Egal was, Hauptsache, ich konnte ihm länger zuhören.

„Der ist für uns", lächelte Elias und deutete auf den Tisch, den uns die Bedienung gerade zugewiesen hatte. Anscheinend dachte Elias, dass ich das nicht mitbekommen hatte. Dass ich ihn gerade vielmehr in Gedanken auszog, ahnte er nicht.

Ich erhellte ihn aber auch nicht. Stattdessen nickte ich nur, zog meinen Mantel aus und setzte mich hin.

Es dauerte nicht lange, bis die Bedienung unsere Bestellung brachte und ich konnte nicht anders als zufrieden zu seufzen, als mir die warme Note meines Kaffee in die Nase stieg.

„Gut?", lachte Elias, der mich dabei beobachtet hatte.

„Sehr gut", antwortete ich und probierte gleich ein Stück von dem Schokoladenkuchen, der so zart war, dass er auf meine Zunge regelrecht dahinschmolz. „Verdammt, ist der lecker", fluchte ich vor lauter Begeisterung, was Elias nur ein Lachen entlockte.

„Also habe ich das richtige Café ausgesucht?"

„Und wie!", stimmte ich ihm zu, obwohl ich den Kaffee noch nichtmal probiert, sondern nur daran gerochen hatte.

Xmas with the ConradsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt