Etwas deprimiert lief sie den dunklenGang vom Schlafzimmer zum Deck entlang. Sobald sie die Tür öffnete,kam ihr ein kalter Luftzug entgegen und bibbernd zog die junge Frauihren Mantel etwas weiter zu. Ihr Blick fiel kurz auf daszugeschneite untere Deck der Thousand Sunny, bis sie sichseufzend abwendete und in Richtung der Kantine schlenderte. Als siekurz ihren Blick hob, erkannte sie im Krähennest dank desangeschalteten Lichts dort oben den Schatten von Robin, welche wohlNachtwache hielt.
Auch wenn Sally nicht schlafen konnte,wollte sie eher weniger Gesellschaft. Deshalb öffnete sie einfachdie Tür zur Kantine und schloss sie hinter sich. Langsam schaltetesie das Licht an und setzte sich etwas verloren an den Tresen, derden Raum von der Küchenzeile abtrennte. Sie stützte sich mit ihremEllenbogen auf dem Holz ab und legte ihren Kopf auf ihre Hand, nur umbrummend die Augen zu schließen und das leichte Schaukeln desSchiffs zu spüren. Trotzdem konnte sie ihre Gedanken und ihredepressiven Gefühle nicht abschalten, obwohl leichter Wellengangimmer eine unglaublich beruhigende Wirkung auf sie hatte.
Die junge Frau schlug schlecht gelauntdie Augen wieder auf und rutschte vom Hocker, nur um sich zurKüchenzeile aufzumachen. Ein Blick zum Kühlschrank und sie musstetrotz ihrer depressiven Gedanken leicht schmunzeln. Sanji hattediverse Fallen aufgestellt, sodass Ruffy nicht schon wieder einenNachtsnack einlegen konnte. Naja, als ob das ihren gefräßigenKapitän aufhalten würde.
Sally wollte auch gar nicht zumKühlschrank. Sie öffnete einfach eine Schranktür, holte sich ihreLieblingstasse heraus und stellte diese auf die Arbeitsfläche. Dannkramte sie weiter um zusehen, ob von Sanjis selbstgemachtenWinterpunsch von letztem Abend noch etwas übrig war. Sie liebteseine Gerichte, aber irgendwie hatte es ihr dieser Winterpunschbesonders angetan. Vielleicht weil er etwas nach ihrem Zuhauseschmeckte?
„Sally-chan? Kann ich etwas für dichtun?", Sanjis plötzliche Stimme erschreckte sie so sehr, dass siehochschoss und beinahe ihre Lieblingstasse heruntergestoßen hätte.Doch der Blonde war schnell genug und fing sie auf, bevor das Dingauf dem Boden landete.
Auf einmal viel näher an Sally dranstellte er die Tasse ab. Sie erwartete schon ein paar Anhimmlungenseitens des Kochs, wofür sie im Moment aber echt keinen Nerv hatte.Stattdessen musterte er sie ernst. „Geht es dir nicht gut,Sally-chan? Du siehst bedrückt aus." Er machte eine kurze Pause.„Du hast gestern schon so abwesend gewirkt..."
Überrascht von seiner Ernsthaftigkeithob sie den Kopf und sah Sanji an. Keine Herzen waren in seinemBlick, kein seltsames Grinsen oder eine Anmache. Der Koch mustertesie aufmerksam und blieb an ihrem Gesicht hängen. „Deine Grimassezieht unschöne Falten." Gut, dass passte schon eher zu ihm und siemusste leicht schmunzeln.
„Ich kann nicht schlafen.",eröffnete sie ihm dann und ließ ihren Blick durch den Raumschweifen. „Ich weiß auch nicht... es ist bald Weihnachten und ...ach es ist eigentlich ein blöder Grund." „Ich bin mir sicher, duhast einen triftigen Grund. Lass mich dir etwas leichtes kochen, ja?Vielleicht ein Getränk dazu?" Sanft schob er sie aus seinem Reichund drückte sie auf einen der Barhocker.
„Hast du vielleicht noch etwas Punschvon gestern? Der würde reichen, denke ich...", murmelte Sallyabwesend. Sanji schenkte ihr ein Lächeln. „Leider nein, aber dubekommst im Nu etwas, warte nur ein klein wenig Sally-chan!"Machtlos nickte sie nur. Sie kannte den Koch dafür schon zu gut undabgesehen davon beobachtete sie ihn gern beim kochen.
Er ließ es so einfach aussehen! Abernicht nur das. Dieses Alltägliche beruhigte irgendwie ihredepressiven Gedanken und von ihr unbemerkt legte sich ein leichtesGrinsen auf ihre Lippen. Wie versprochen war Sanji schnell fertig undmal wieder hatte er sich selbst übertroffen. Und zum Abschlussstellte er ihr neben dem Teller auch ihre dampfende Lieblingstassehin. Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck. Es war nicht derWinterpunsch, aber es schmeckte nach Pflaume, Honig und ein weniggebrannte Mandeln. Wie ... Heimat.
Sie konnte nicht verhindern, dass ihrdie Tränen über die Wangen liefen und schluchzend stellte sie dieTasse ab. Sie konnte hören, wie der Koch sich erschreckte. „Wasist los Sally-chan? Schmeckt es dir nicht? Ich kann dir auch etwasanderes machen!" Sally schüttelte mit dem Kopf. „Nein... das istes nicht!", schluchzte sie.
Kurz war es still, dann spürte sie,wie sich Sanji neben sie hockte und öffnete die Augen. Er reichteihr stumm ein Taschentuch. Während sie versuchte sich zu beruhigen,rieb er ihr sanft über den Rücken. „Was hast du?", fragte erohne sie zu Drängen. Die Piratin holte tief Luft und starrte auf dieTasse. „Das schmeckt... nach Zuhause.", versuchte sie dann leisezu erklären. „Nach meinem Zuhause. Nach den frisch gepflücktenPflaumen, die extra für die Adventszeit in Honig eingelegt werden.Es ist..." Sie unterbrach sich selbst und wischte sich die immerschlimmer fließenden Tränen von den Wangen. „Ich glaub ich habeHeimweh!", eröffnete sie dann.
Ein Gedanke, der ihr tatsächlich zumersten Mal kam, seitdem sie mit den Strohhüten vor ein paar Monatenvon zuhause aufgebrochen war. Sie hatte keinen Gedanken daranverschwendet, weder an ihre Heimat, noch an ihrer Familie oder ihrenFreunden. Stattdessen hatte sie so viele schöne Abenteuer erlebt!Doch seitdem sie für Weihnachten eine Winterinsel ansteuerten... siehatte sich zwangsläufig an die Feste erinnert, an dieVorweihnachtszeit, an das Zusammensein, an den großen, glitzerndenWeihnachtsbaum... und an ihre Familie, die ohne sie feierte.
„Das ist das erste Weihnachten ohnedeiner Familie, oder?", fragte Sanji und sie nickte. „Ja... Estut mir Leid, eigentlich bin ich nicht allein. Ihr seid zu meinerzweiten Familie geworden! Meine Zeit auf der Sunny ist toll! Aber ichkann trotzdem nicht..." Sie schluckte und konnte den Satz nichtbeenden. Traurig sah sie auf ihre Lieblingstasse. „Weißt du, diePflaumen, die ich verwendet habe, sind tatsächlich noch von deinerHeimatinsel. Ich habe sie aufgehoben, weil ich gehört hatte, dass dudas sehr gerne in der Weihnachtszeit trinkst. Ich wollte dich nurnicht damit zum weinen bringen.", eröffnete ihr Sanji.
Sally riss ihre Augen auf und musterteden Koch neben ihr. Sie wurde von ihm sanft angelächelt. „Ichwollte dir eine schöne Erinnerung damit schaffen, dass du dich ebenvor allem zu diesem Weihnachten nicht so allein fühlst... und dubist nicht allein damit. Zum Beispiel backe ich für Nami um die Zeitauch immer Orangen-Plätzchen, weil sie das an ihre Kindheiterinnert.", erklärte er weiter und legte seine Hand in ihrenNacken, nur um sie an seine Brust in eine Umarmung zu ziehen. „Jederhat mal Heimweh. Das ist völlig normal. Niemand von den Anderen wirddir das übel nehmen."
Sie nickte gegen seine Brust. Antwortenkonnte sie nicht, sie hatte wieder anfangen müssen zu weinen. Dafürfühlte sie sich jetzt ein klein wenig besser. Auch Sanji, dereinfach nur für sie da war und sie weiter hielt und über ihrenRücken strich, half ihr damit, sich langsam zu beruhigen. DieseSeite von ihm kannte sie gar nicht. Aber sie war froh, ihn auch malanders erleben zu dürfen.
Sobald sie sich wieder ganz beruhigthatte, löste sie sich langsam von ihm und strich die letzten Tränenaus dem Gesicht. Bereitwillig ließ er sie los und schenkte ihr einwirklich herzerwärmendes Lächeln. Sally konnte es nur erwidern.„Danke, Sanji!"
DU LIEST GERADE
One Piece Reader x Boy/Girl (Lemon)
FanficHiermit eröffne ich eine One Short Challenge für mich und eine Chance für euch. Wenn ihr euch schon immer einen eigenen OS mit einem ganz bestimmten One Piece - Charakter inklusive Lemon wünscht, seid ihr hier an der richtigen Adresse! Seit neustem...