Türchen 8: Schildkröten in Gefahr

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(POV Erzähler)

Das Wasser war wunderschön klar und erfrischend, als Lennox und Alea die Oberfläche durchbrachen. Soeben hatten sie mit einigen Gilfen geredet und einen Streit mit den Kobolde geschlichtet.

„Wollen wir noch ein bisschen Schwimmen, oder sollen wir besser zu den anderen zurück?", fragte Alea glücklich seufzend und sah ihren Krieger an.

„Wir sollten sie nicht so lange allein lassen, aber etwas Zeit haben wir bestimmt noch.", antwortete der Oblivion zwinkernd und ergriff sanft ihr Handgelenk.

Dann zog er sie mit sich und sie schossen gemeinsam durch das Meer. Sie genossen einige Momente voller Zweisamkeit und Euphorie, bevor sie in die bittere Realität der Welt zurückgerissen wurden.

Lennox bremste plötzlich und wich fluchend einer weißen Tüte aus, die im Wasser trieb. Die beiden Meerkinder kamen vollends im Wasser zum Stehen und blickten sich erschrocken um.

„So viel Müll, wie furchtbar!", keuchte Alea betroffen und drehte den Kopf, um die Größe der betroffenen Zone einschätzen zu können.

Zum Glück hatte Lennox vor dem Großteil des Mülls anhalten können, weshalb sie nun am Rande eines riesigen Bereiches voller Abfall schwammen.

„Verdammte Dreckskerle!", knurrt der Krieger des Vergessens wütend, ohne zu wissen, wer genau das angerichtet hatte.

Doch der Gedanke an Gretzer und Menschen, denen die Ozeane scheißegal waren, weckte einen tiefen Zorn in ihm, der unbedingt herausgelassen werden wollte.

Alea spürte Verzweiflung, weil sie nichts tun konnte, um den Lebewesen in dieser Gegend zu helfen. Es war viel zu viel Müll und eine Seng Bohne hatten sie auch nicht. Da bemerkte sie auf einmal eine Bewegung inmitten des Mülls.

„Lennox, schau mal, da drüben!", rief sie erschrocken und vergaß dabei ganz, dass sie im Imperativ gesprochen hatte.

Lennox murrte kurz, allerdings hatte er Verständnis für Alea und blickte sie liebevoll an, woraufhin sie entschuldigend lächelte. Daraufhin wurden die Gesichter der beiden jedoch sofort wieder ernst, denn sie beide hatten inmitten des Mülls drei Schildkröten aufmachen können, die dort gefangen waren und um ihr Leben kämpften, wobei sie sich allerdings nur noch mehr in dem Plastik und den alten Netzen verfingen.

Instinktiv schwamm Alea auf sie zu, doch Lennox hielt sie zurück.

„Du kannst da nicht reinschwimmen, du würdest dich ebenfalls bloß selbst in Lebensgefahr begeben. Du weißt genau, was das letzte Mal passiert ist, als du in einen Müllteppich geraten bist!", sagte der Krieger eindringlich und die Elvarion funkelte ihn wütend an, bevor Einsicht ihre Miene zeichnete.

„Aber wir müssen doch irgendetwas tun.", wisperte Alea.

Dann schaltete ihr Kopf in den Elvarion Modus. Bloß eine einzige Möglichkeit kam infrage. Bevor sie sich jedoch äußern konnte, sprach Lennox aus, was sie dachte:

„Ich werde gehen, schwimm du zur Crucis und bring sie hierher, es sind bloß zwei Minuten von hier! Ich habe sie gehört."

Lennox deutete nach links.

„Lennox, das ist viel zu gefährlich!", warf Alea ein, obwohl sie wusste, dass sie nur diese eine Chance hatten, die Tiere zu retten.

Wenn die Schildkröten verletzt waren, würden sie sie auf die Crucis bringen und versorgen müssen. Der Oblivion gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn, dann schwamm er in Richtung der Schildkröten, wobei er geschickt dem Müll auswich. Alea schwamm so schnell sie konnte zu Crucis und betete, dass alles gut gehen würde.

(POV Lennox)

Ich wich den im Wasser treibenden Tüten und Netzresten angestrengt aus und arbeitete mich zu den Schildkröten durch. Ich achtete darauf, dass nichts an meine Kiemen kam, denn ansonsten könnte ich die Tiere nicht retten. Als ich bei ihnen angelangt war, verschaffte ich mich erstmal einen Überblick. Ihre Körper waren in Plastik eingeschnürt, aber sie schienen noch Luft zu bekommen. Es war am besten, sie erstmal aus dieser Falle zu befreien. Ich löste den Müll von ihren Körpern, wobei ich ihnen möglichst keine Schmerzen zufügte. Als die drei Schildkröten frei waren, trieben sie auf der Stelle. Sie schienen mir zu vertrauen, denn sie machten keine Anstalten, wegzuschwimmen. Außerdem hatten sie einige Verletzungen. Ich vernahm das Geräusch des sich nähernden Schiffes.

Ich wollte mit den Meeresbewohnern nach Oben schwimmen, doch etwas hatte sich um meine Beine gewickelt und schnitt mir unangenehm in die Haut. Erschrocken blickte ich nach unten. Ein altes Fischernetz schlang sich um meine Knöchel und Waden. Ich versuchte, es abzustreifen und schaffte schließlich, es zu zerreißen. Bloß einige blutende Striemen blieben auf meiner Haut zusammen. Dann führte ich die Schildkröten sicher aus dem Müll hinaus und an die Oberfläche, wo die Crucis bereits wartete. Alea und die anderen nahmen uns in Empfang und gemeinsam versorgten wir die Schildkröten. Später konnten wir sie wieder ins Wasser lassen.

Ich umarmte Alea und wir waren beide unfassbar froh, dass wir den Tieren helfen konnten.

Alea Aquarius Adventskalender 2023Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt