Ich rannte so schnell ich konnte. Fokussierte mich auf die Technik und hielt den Blick aufrecht. Meine Brust bebte und ich versuchte gleichmäßig zu atmen. Im Augenwinkel erkannte ich eine Person von hinten kommen. Diese Erkenntnis verwunderte mich. Ich wusste, dass ich gerade einen mehr als soliden 800-Meter-Lauf hinlegte und dass ich dabei meine Konkurrenz eigentlich schon früh hinter mich gelassen hatte. Doch nun tauchte ein blonder Haarschopf neben mir auf. Ich zog verärgert meine Augenbrauen zusammen und erhöhte noch einmal mein Tempo. Es waren nur noch 100-Meter bis zum Ziel und ich war mir eigentlich bereits nach der ersten 400-Meter-Runde nahezu siegessicher gewesen, doch scheinbar hatte ich mich da zu früh gefreut. Ehe ich diesen Gedanken zugelassen hatte, wurde ich überholt und sah nun einen blonden Pferdeschwanz fröhlich vor mir auf und ab wippen. Wie konnte ich nicht früher wahrgenommen haben, dass jemand so dicht hinter mir gewesen ist? Ich konnte mir doch nicht so kurz vorm Schluss den Sieg nehmen lassen! Entschlossen zog ich also erneut das Tempo an und merkte wie sich direkt das Laktat in meinen Muskeln bildete und meine Beine träge wurden. Es fühlte sich an als würde ich auf Gummi laufen, doch ich war wie im Tunnel. Mit verschwommener Sicht warf ich nun meinen ganzen Körper in diese letzten hundert Meter. Ich schwang meine Arme bei jedem Schritt mit und kam meiner Konkurrentin immer näher. Sie schien dies zu spüren, denn ich merkte wie auch sie noch einmal ihr Tempo anzog und alles in die letzten Meter steckte. Ich schaffte es wieder aufzuschließen und sah das Ziel immer näher kommen. Schließlich bewegten wir uns auf einer Höhe. Meine Beine brannten und selbst meine Arme fingen an zu ziehen durch die hohe Belastung, die ich meinen Körper aussetzte. Noch ein letztes Mal biss ich die Zähne zusammen und versuchte so das Tempo zu halten, in der Hoffnung, dass sie dies nicht schaffen würde. Die Zurufe der Zuschauer von außen nahm ich schon lange nicht mehr wahr, mein einziger Blick galt der Ziellinie. Ich fühlte mich wie ein ausgelaugter Speedy Gonzalos als ich diese schließlich überquerte und ließ mein Tempo langsam abklingen. Völlig außer Atem ließ ich mich auf der Tartan-Bahn nieder und spürte jeden einzelnen Muskel in meinem Körper brennen. In meinem Mund hatte sich ein metallischer Geschmack gebildet, wie immer, wenn ich am Ende eines 800-Meter-Laufes alles gegeben hatte. Doch dieses Mal war es anders. Die Anstrengung war um einiges intensiver, was ich auch daran merkte, dass sich mein Magen bemerkbar machte. Ich schloss meine Augen und versuchte meinen Atem zu beruhigen und somit auch meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es blieb jedoch bei dem Versuch, da gerade als ich meine Augen geschlossen hatte auch schon mein Freund zu mir gerannt kam, sich direkt zu mir kniete und meinen schwitzenden, ekeligen Körper in eine feste Umarmung zog. "Du warst unglaublich, Nora! Ich bin so stolz auf dich!" Flüsterte er mir bei der Umarmung in mein Ohr und holte mich somit wieder zurück in die Realität. Ich hatte mich so gut unter Kontrolle bekommen, dass ich bei der Umarmung und dem damit einhergehenden Druck auf meinen Körper zum Glück nicht direkt kotzen musste, aber musste dies nun auch nicht noch mehr herausfordern, also löste ich mich langsam von meinem Freund. "Hab ich gewonnen?" Dies war die einzige Frage, die ich, noch immer schwer atmend, rausbrachte. Ich sah aufgeregt in die großen braunen Augen meines Freundes. Als dieser jedoch nicht direkt antwortete, wurde mir klar was das hieß und mit einem Mal entfachte innerlich eine kleine Wut in mir. "Deine Zeit war unglaublich, Baby! Und das nächste Mal gewinnst du wieder, da bin ich mir sicher!" versuchte er direkt mich aufzumuntern. Er streichelte mir sanft mit der Hand über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Das nächste Mal ist aber nicht dieses Mal. Ich hatte den Lauf so gut wie sicher!" Zischte ich leise und nicht sonderlich feinfühlig meinem Freund gegenüber, vor mich hin und löste mich von ihm. "Ich geh mich kurz eine Runde auslaufen." sagte ich zu ihm, nachdem ich etwas getrunken hatte. Ich brauchte einen kurzen Moment für mich, denn irgendwie triggerte mich diese Niederlage enorm. Also fing ich langsam an meinen Körper erneut in Bewegung zu setzen. Dieses Mal jedoch eher im Schneckentempo. Beim Auslaufen ließ ich meinen Blick über die Anlage gleiten. Dabei erblickte ich sie. Die blonde junge Frau wurde gerade beglückwünscht und bemerkte meinen Blick nicht, weswegen ich mich auch nicht zurückhielt und sie einmal etwas genauer musterte. Sie hatte eine sehr sportliche Figur. Dazu trug sie einen hohen Zopf, der ungefähr auf Schulterhöhe endete. Sie schien etwas größer als ich zu sein, aber nicht viel. Ich würde sie auf 1,75 cm schätzen. Der Verlauf der Tartan-Bahn wollte es nicht anders und so lief ich immer mehr in ihre Richtung, sodass ich schließlich auch ihr Gesicht besser erkennen konnte. Im Vergleich zu mir musste sie etwas älter sein. Vielleicht so um die 25. Zugegebenermaßen hatte die junge Frau ein ziemlich hübsches Gesicht. Den Gedanken verwarf ich jedoch direkt, da diese Frau mir den Sieg genommen hatte und ich noch immer die Wut in mir spürte, die ich gegen sie hegte. Auch sie schien es dann nötig zu haben sich auszulaufen und stieg - wie sollte es auch anders sein - direkt neben mir in den Lauf ein. Normalerweise gratulierte ich meinen Gegnern wenn sie mich schlugen. Das sportliche Verhalten war mir nämlich immer sehr wichtig. Doch in diesem Moment hatte ich irgendwie absolut kein Verlangen danach, mit ihr ein Gespräch aufzubauen und zudem störte es mich heute irgendwie besonders, dass so ein Püppchen besser war als ich. Es dauerte nicht lange, da spürte ich einen Blick von der Seite auf mir sitzen. Mit einem leisen genervten Stöhnen drehte ich meinen Kopf zu ihr, schaffte es ein falsches Lächeln auf meine Lippen zu zaubern und ihr in die Augen zu schauen. "Glückwunsch Püppchen, das hätte wohl auch anders ausgehen können." brachte ich dann heraus, lächelte ihr noch einmal besonders freundlich zu und noch bevor sie antworten konnte, zog ich mein Tempo für die letzten Meter auf dem Weg zu meinem Freund und meinen Freundinnen etwas an. Sie warteten bereits auf mich und ich zog schnell meine Spikes aus, um sie schließlich auf der Besuchertribüne zu umarmen. Mit der Zeit konnte ich mir schließlich ebenfalls eingestehen, dass es kein schlechter Lauf war, doch es wurmte mich einfach zu wissen, dass jemand besser war. Oder wohl eher zu wissen, dass diese Prinzessin besser war.
Meine Freunde schafften es mich aufzubauen und wir verbrachten den restlichen Tag zusammen. Wir gingen zuerst bei unserem Lieblings-Italiener etwas essen und anschließend machten wir uns einen schönen Fernsehabend in der Wohnung von mir und meinem Freund. So war es trotz der vermeintlichen Niederlage noch ein sehr schöner Tag. Später am Abend verabschiedete ich dann meine zwei besten Freundinnen Amelie und Sophie und bedankte mich noch einmal für die tolle Unterstützung. Mit meinen besten Freundinnen und meinem Freund hatte ich echt Glück! Ich kannte nur wenige andere Athleten, die so eine 'Fanbase' hatten und das ganz unabhängig davon, wo der Wettkampf stattfand und wie meine Leistungen waren. Sie standen wirklich immer hinter mir!
Nach einer langen Umarmung zur Verabschiedung schloss ich die Tür hinter den beiden. Langsam und K.O schlenderte ich zur Coach, auf welcher ich einen schlafenden Tom antraf. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich kniete mich direkt vor sein Gesicht. Ich verteilte kleine Küsse auf seinem Gesicht und seine verschlafenen Augen öffneten sich. "Machen wir uns bettfertig?" Fragte ich ihn dann leise und er nickte schläfrig. Keine halbe Stunde später lagen wir beide auch schon zusammen im Schlafzimmer in unserem großen, gemütlichem Bett. Tom war schon wieder direkt eingeschlafen, was ich an seinem leisen Schnarchen festmachen konnte. Mit einem kleinem Schmunzeln über diese Geräuschkulisse, stellte ich mir schließlich den Wecker für morgen. Morgen war tatsächlich schon wieder Montag und das hieß für Tom, er musste zur Uni, und für mich, dass ich wieder in die Schule musste.
*
*
*
(Hallo zusammen :) Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung was ich hier mache. Ich habe angefangen diese Geschichte zu schreiben und bin selbst eher so semi überzeugt, aber ich dachte, wenn ich sowieso schon aus heiterem Himmel anfange etwas zu schreiben, dann kann ich es auch veröffentlichen. Vielleicht gefällt es ja dem ein oder anderen, dann lasst es mich super gerne wissen. Ich bin insgesamt für jede konstruktive Kritik dankbar :) Das zweite Kapitel folgt in Kürze! Ich wünsche euch eine schöne Woche :))
DU LIEST GERADE
Renn für mich!
Teen FictionZwei junge Damen begegnen sich zum ersten Mal bei einem Leichtathletikwettkampf. Sie lernen sich als Rivalen kennen und haben eines Gemeinsam: In der Regel gewinnen sie immer. Bei Wettkampfbeginn bemerken sie schnell die Ambitionen der jeweils ander...