Kapitel 17 - Trainerkabine

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Als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker geweckt wurde, befand ich mich wieder alleine in meinem Bett. Keine Spur von Jana. Sie musste in der Nacht gegangen sein, doch ich hatte so fest geschlafen, dass ich es gar nicht mitbekommen hatte. Ich richtete mich verschlafen auf und bildete mir kurz ein, den gestrigen Abend geträumt zu haben. Doch als ich an mir runter blickte und feststellte, dass ich nackt war, war mir klar, dass das kein Traum war. Die Erkenntnis plättete mich etwas, sodass ich mich noch einmal zurück in meine Matratze fallen ließ. Was ist da schon wieder passiert? Wieso konnte ich es nicht einfach lassen, was mit dieser Frau zu haben? Und dieses Mal war ich nüchtern gewesen und das Ganze ging eindeutig von mir aus. Das konnte ich nicht leugnen. Sie wär einfach gegangen, wenn ich sie nicht festgehalten hätte. Es wäre nichts passiert. Warum brachte ich mich wieder in diese Situation? Am liebsten wär ich heute einfach im Hotelzimmer geblieben. Ich wollte es mir selber nicht eingestehen, aber wenn ich länger an den gestrigen Abend zurück dachte, fing mein ganzer Körper wieder etwas an zu kribbeln, da es sich so gut angefühlt hatte. Doch es war alles so verzwickt und ich wusste gar nicht, wie ich jetzt wieder mit Jana umgehen sollte. Wir hatten gesagt wir würden heute darüber reden, aber am liebsten wollte ich gar nicht darüber reden und dem Ganzen entfliehen. Andererseits wusste ich, dass wir darüber reden mussten, weil es sonst vielleicht wieder so enden würde, wie beim letzten Mal und das war wirklich nicht cool. Mit einem Seufzer schob ich also die Bettdecke zur Seite und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Dort sprang ich einmal unter die Dusche und machte mich etwas frisch. Dann zog ich mir eine Momjeans und einen grauen Pulli an und machte mich schließlich mit einem kurzen Blick auf die Uhr schnell auf den Weg zum Frühstückssaal. Ich erblickte Herrn Vierkant, der mich zu sich rüber winkte und ich setzte mich zu den anderen an den Tisch. Von Frau Hanses war auch hier keine Spur. Ich traute mich nicht nach ihr zu fragen, weil ich das Gefühl hatte, mich damit sofort auffällig zu machen. Also entschied ich mich dazu mir erst einmal etwas vom Buffet zu holen. Als ich dann mit einem vollen Teller wieder zurück zu unserem Platz ging, erblickte ich die Blondine. Mein Herz blieb kurz stehen, als ich sie sah und in mir machte sich eine kleine Panik breit. Wie sollte ich mit ihr umgehen? Würden die anderen merken, dass zwischen uns etwas passiert war? Widerwillig setzte ich mich auf meinen Platz ihr gegenüber und begrüßte sie dann einmal möglichst neutral mit einem kleinen freundlichen Lächeln. Als sie mich erblickte, merkte ich, wie auch ihr Blick kurz versteinerte. Es war eine ganz unangenehme Situation. Lisa und Lukas waren so in ihrem Tunnel voller Aufregung, dass sie uns kaum wahrnahmen, doch Herr Vierkant war über meinem Lauf von gestern noch immer nicht hinweg, den ich jedoch durch die Ereignisse danach, schon beinahe wieder vergessen hatte. "Ich bin noch immer so begeistert, Nora! Du konntest heute Nacht bestimmt schlafen wie ein Baby, mit so einem guten Gefühl, oder?", er strahlte zu mir rüber und ich verschluckte mich beinahe an meinem Brötchen. Mit einem kleinen Räuspern und einem flüchtigen Blick rüber zu Frau Hanses nickte ich. "Ähm ja, ich hab sehr gut geschlafen.", bestätigte ich ihm die Frage und spürte eine enorme innerlichen Anspannung. "Das glaub ich dir aufs Wort! Aber jetzt mal ehrlich: Was hat Frau Hanses mit dir für ein Bomben-Training gemacht, dass du so gut abgeliefert hast?", beharrte er nun weiter auf dem Gespräch. Ich sah hilfesuchend rüber zu Frau Hanses und konnte auch ihr die Anspannung ansehen, die sie versuchte zu überspielen. "Ach, das kam hauptsächlich von Nora selbst. Ich habe nur die passenden Übungen gegeben. Das Talent hat sie mitgebracht.", beantwortete sie schließlich die Frage für mich, worüber ich ihr wirklich dankbar war. "Dann habt ihr ja ein wirklich gutes Trainingsteam abgegeben! Das freut mich sehr!", erwiderte Herr Vierkant begeistert. Erneut trafen sich unsere Blicke. "Scheint so, ja.", gab ich dann mit einem kleinen Nicken von mir. Dann widmete sich Herr Vierkant zum Glück wieder seinen zwei Athleten und ich atmete innerlich erleichtert auf. Jana und ich wechselten das ganze Frühstück über kein weiteres Wort und dennoch spürte ich da diese enorme Spannung zwischen uns. Ich dachte an den Abend zurück und fand es mittlerweile etwas komisch, dass sie einfach mitten in der Nacht gegangen war. Ist sie wohl die ganze Nacht lang wach gewesen und hatte sich Gedanken gemacht? Meine Gedanken fuhren Karussell und ich war einfach glücklich, als schließlich alle fertig gefrühstückt hatten und ich wieder auf mein Zimmer konnte. Auch heute begann der Wettkampf wieder um 10 Uhr, sodass wir uns um 10 vor 10 wieder im Foyer trafen, um dann gemeinsam rüber zu gehen. Als wir uns schließlich vollzählig im Foyer befanden, gingen wir also, wie am vorherigen Tag auch, geschlossen rüber. Jana und ich versuchten uns dabei beide gegenseitig größtenteils aus dem Weg zu gehen, damit die anderen die Stimmung zwischen uns nicht bemerkten. Bei der Tribüne angekommen, setzten wir uns wieder auf die gleichen Plätze von gestern, wobei ich mich ganz an Rand neben Lisa setzte und somit auf die andere Seite von Frau Hanses. Der Wettkampf wurde auch am heutigen Tag durch eine kleine Ansprache eröffnet, die dieses Mal allerdings wesentlich kürzer ausfiel. Lisa und Lukas waren beide knapp nacheinander dran. Lisa gegen 14 Uhr, Lukas um 14.30 Uhr, sodass Herr Vierkant sich um 13 Uhr mit beiden auf den Weg zum Aufwärmen machte. Somit blieben nur noch Frau Hanses und ich auf der Tribüne übrig. Sie rückte auf den Platz neben mich und ich spürte die unangenehme, angespannte und dennoch etwas knisternde Stimmung zwischen uns. "Reden wir noch darüber?", fragte ich sie dann leise und spielte nervös mit dem Ring an meinem Finger herum. Sie sah nicht zu mir rüber, sondern einfach zum Wettbewerb. "Wär erfahrungsgemäß besser.", sagte sie dann recht sachlich, was mich innerlich aufregte. Diese überkorrekte Art sobald es unangenehm wurde, fand ich so unpassend. "Und wann?", fragte ich dann penetrant weiter und sah zu ihr rüber, sodass sie meinen Blick spürte. Sie seufzte und es war eine Mischung auf Genervtheit und Anspannung in diesem Seufzer zu hören. "Ich weiß auch nicht wann, Nora.", entgegnete sie mir ein wenig gereizt. "Gut, dann jetzt.", legte ich also einfach fest. Ich hatte auch kein Bock auf das Gespräch, denn es war gefühlt immer das gleiche und wir drehten uns im Kreis, aber gar nicht drüber zu sprechen, würde nur noch schlechter sein. Außerdem störte mich ihre gereizte Art. Wir saßen beide im gleichen Boot und ich fand nicht, dass sie das Recht hatte, sich jetzt so mir gegenüber zu verhalten. "Jetzt?!", sie sah überrascht zu mir rüber. "Ja, jetzt. Sonst passiert das doch eh nicht.", bestimmte ich dann einfach stur. Sie seufzte erneut leise. "Aber nicht hier.", sagte sie dann und stand schließlich auf. Sie blickte einmal auf die Uhr und sah mich dann auffordernd an mitzukommen. "Na los, wir haben nicht viel Zeit.", hetzte sie mich dann plötzlich und schon war ich diejenige, die leicht genervt seufzte. Ich stand auf und folgte der jungen Blondine. Sie ging zielstrebig in eine Trainerkabine und schloss diese dann hinter mir ab. Es war ein kleiner Raum, mit einem Bank, einem Tisch und ein paar Spinden. Ich setzte mich auf die Tischplatte und sah erwartungsvoll zu ihr rüber. Sie bemerkte meinen Blick und verdrehte die Augen. "Guck mich bitte nicht so an. Ich weiß doch auch nicht, was ich jetzt dazu sagen soll.", entgegnete sie dann und erneut hörte ich die Anspannung und leichte Gereiztheit in ihrer Stimme. Irgendwie gab sie mir damit wirklich das Gefühl, als wüsste sie absolut nicht damit umzugehen und wäre beinahe überforderter damit, als ich es selber war. Ich seufzte und lehnte mich zurück an die Wand hinter mir. "Warum ist das schon wieder passiert?", fragte ich leise vor mich hin, was ebenso eine Frage an mich selbst, als auch an sie war. Sie setzte sich nun auf die Bank und vergrub ihr Gesicht kurz in ihren Händen. "Weil da schon viel zu lange Gefühle zwischen uns sind, Nora.", sprach sie schließlich das aus, was ich die ganze Zeit nicht wahrhaben wollte. Ich starrte auf die Tür und schwieg einen kleinen Moment. "Das ist so scheiße.", murmelte ich dann wieder vor mich hin. Sie sah kurz zu mir auf und nickte leicht. "Nicht gerade optimal, da hast du recht.", stimmte sie mir dann zu, woraufhin ich die Augen verdrehte. Die Lehrerin in ihr, kam immer wieder hervor. Erneut war es kurz still zwischen uns und jeder ging einfach seinen eigenen Gedanken nach. "Ich glaub ich muss mit Tom Schluss machen.", sprach ich dann nach einiger Zeit meine Gedanken laut aus und war selbst überrascht über das, was ich da gerade gesagt hatte. Auch Frau Hanses war sichtlich überrascht von dieser Aussage. "Was?", fragte sie mich, um sicher zu gehen, dass sie mich auch richtig verstanden hatte. In mir fing es ein bisschen an zu brodeln, weil mich diese Erkenntnis wütend machte. Ich wollte nicht mit ihm Schluss machen, aber ich liebte ihn nicht mehr. So viel war mir mittlerweile klar. Ich wusste nicht mal mehr, ob ich ihn jemals wirklich geliebt hatte. Und das alles wegen einer Lehrerin. Sie konnte nichts dafür, das wusste ich. Jana konnte nichts für meine Gefühle und ich musste dieses Wutgefühl jetzt versuchen runterzuschlucken. "Ich muss mit ihm Schluss machen. Ich liebe ihn nicht. Ich lüge ihn an und betrüge ihn. Und das jetzt schon zum zweiten Mal. Ich bin ein richtiges Arschloch. Das hat er nicht verdient.", sagte ich nun also ausführlicher und versuchte meine Emotionen dabei neutral zu halten und die Situation rational darzustellen. "Und du bist dir sicher, dass du mit ihm Schluss machen willst?", fragte sie mich dann noch immer etwas erstaunt und irgendwie provozierte mich diese Frage. Natürlich war ich mir nicht sicher, aber ich musste Schluss machen, weil alles andere einfach unfair ihm gegenüber war! Ich war sowieso schon eine unfassbar beschissene Freundin und ich hatte gehofft und gedacht, das hätte gerade sie ja wohl gecheckt und würde meine Entscheidung da nicht auch noch weiter hinterfragen. "Ich hab gestern mit dir geschlafen, Jana! Schon vergessen?!", konfrontierte ich sie nun gereizt. "Und das ist nicht das erste Mal, dass wir uns näher gekommen sind! Da kann ich doch nicht nebenbei noch eine glückliche Beziehung führen und einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machen!", fügte ich dann hinzu und spürte wie mein Temperament hoch kam. Jana hatte es scheinbar eingesehen, dass sie da nicht weiter nachfragen sollte und ich im Recht war und nickte daraufhin. "Du hast recht, tut mir leid, das war nicht sehr feinfühlig von mir.", sagte sie dann entschuldigend und biss sich etwas verlegen auf die Lippe. Es wurde wieder still zwischen uns. Ich war wütend auf mich selber. Wütend darauf, dass ich mich verliebt hatte. Wütend darauf, dass ich Tom betrogen hatte und wütend darauf, dass ich nicht wusste wie ich damit umgehen sollte. "Ich hab' Angst meinen Job zu verlieren.", hörte ich nun nach einer Weile Jana sagen. Ich war überrascht über diese Aussage, aber auch dankbar, dass sie mich damit auf andere Gedanken brachte. "Aber es hat doch keiner was von uns mitbekommen.", sagte ich dann und runzelte etwas die Stirn. Frau Hanses Blick war durchdringlich auf mich gerichtet. "Nein, zum Glück noch nicht, Nora. Aber wie soll ich dich denn behandeln wie alle anderen Schüler, wenn ich mit dir im Bett war und da offensichtlich etwas zwischen uns ist?! Da muss nur einer etwas genauer hinschauen und dann wird er es bestimmt bemerken! Und dann geht das alles ganz schnell und schwupp die wupp bin ich suspendiert.", äußerte sie nun ihre berechtigten Bedenken, an die ich tatsächlich eher weniger gedacht hatte, weil ich gedanklich immer mit meinem Problem mit Tom beschäftigt war. "Wir lassen uns das einfach nicht anmerken. Das wird schon gut gehen, Jana. Da bin ich mir ganz sicher.", versuchte ich sie dann zu ermutigen. Sie seufzte leise und ich merkte, wie sehr sie diese Thematik beschäftigte. "Ich muss dich ja nur angucken und ich hab das Gefühl jeder sieht mir direkt an, was ich empfinde.", sagte sie etwas leiser und sah weg. Ich musste ein wenig schmunzeln, da es mich innerlich ziemlich freute ihre Gefühlslage so direkt von ihr zu hören. Ich schob mich vom Schreibtisch runter und setzte mich neben sie auf die Bank, wobei mein Herz direkt wieder etwas schneller anfing zu schlagen bei der Nähe zu ihr. "Ich hab die gesamten letzten Wochen bezweifelt, dass du überhaupt irgendwann mal etwas für mich empfunden hast. Also da musst du dir echt keine Sorgen machen. Du bist sehr gut darin nicht zu zeigen, was du fühlst.", erklärte ich ihr dann ehrlich, mit einem kleinen aufmunternden Lächeln auf den Lippen. Sie sah zu mir rüber und zog die Augenbrauen stutzig hoch. "Ist das dein Ernst? Du hast echt gedacht, dass meine Gefühle einfach weg sind?". Ihre Reaktion brachte mich etwas zum Schmunzeln. Ich sah ihr in die Augen und merkte direkt wie intensiv der Blick zwischen uns war. Allein der Blick bewirkte, dass mein Körper leicht anfing zu kribbeln. "Ja, das hab ich echt gedacht. - Und das hat mich ganz verrückt gemacht.", sagte ich dann etwas leiser. Mein Blick wanderte kurz zu ihren Lippen. Ich wusste wie gut sie sich auf meinen anfühlten, sodass mein Körper sich beinahe automatisch danach sehnte, sie wieder zu küssen. "Nora.", sprach sie meinen Namen daraufhin mahnend aus und meine Augen wanderten etwas ertappt, schnell wieder hoch zu ihren Augen. Sie konnte sich ein kleines Schmunzeln nun auch nicht verkneifen. "Du bist echt unmöglich. Das Gespräch war gerade so schön konstruktiv und ernst.", sagte sie dann und schüttelte leicht lachend den Kopf. "Ich kann da nichts für. Du machst das einfach mit mir.", versuchte ich mich schnell raus zu reden. Unsere Augen verloren sich wieder ineinander und die Spannung zwischen uns verstärkte sich. "Du machst das mit mir.", wiederholte ich dann meine Worte etwas leiser. Ich spürte wie warm mir wurde und wie sehr ich mich wieder nach mehr Nähe zu dieser Frau sehnte. "Mit deinen perfekten smaragdgrünen Augen, in denen man sich direkt verliert, wenn man auch nur etwas zu lange hinein guckt. Mit deinen blonden Strähnchen, die dir immer wieder so süß in dein Gesicht fallen, wenn du lachst und deinen kleinen Sommersprossen, die man nur sieht, wenn man dein Gesicht ganz genau betrachtet. Mit deinem verführerischem Duft, den ich immer sofort wahrnehme, wenn du in meiner Nähe bist und mit deinem perfekten Körper, von dem ich gar nicht die Augen nehmen kann, wenn du an mir vorbei läufst. Ich bin da komplett machtlos, Jana, wirklich!", hauchte ich dann leise und verführerisch zu ihr rüber und das Verlangen, was sich wieder in meinem Körper breit gemacht hatte, war in meiner Stimme nicht zu überhören. Sie biss sich leicht auf die Lippe, wobei ich bemerkte wie sie sich zusammenreißen musste, um nicht auf meine Worte einzugehen. Sobald ich ihr so nah war, lösten sich all meine Gedanken und Bedenken in Luft auf. Ich schaffte es einfach nicht, mich meinen Gefühlen zu widersetzen, denn sie waren viel zu stark. Das war auch der Grund, weshalb ich im nächsten Moment meine Hand an ihre Wange legte und meine Lippen sanft auf ihre drückte. Sie erwiderte den Kuss direkt gefühlvoll, weshalb ich den Kuss im nächsten Moment intensivierte. Dann ich zog sie sanft auf meinen Schoß und küsste sie erneut voller Verlangen. Sie erwiderte den Kuss nun ebenfalls intensiver und wir ließen unsere Zungen einen Moment miteinander spielen. Meine Hände wanderten langsam runter zu ihren Po, wo ich sie dann in ihre Hosentaschen steckte. Ich genoss diesen Moment und diese Nähe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl was diese Frau immer wieder aufs Neue in mir auslöste. Meine Händen fuhren langsam von ihrem Po hoch unter ihr T-Shirt, ihre Wirbelsäule entlang bis hin zu ihrem BH-Verschluss. Ich wollte ihn gerade öffnen, als ich spürte wie sie meinen Arm festhielt und sich aus dem anhaltenden Kuss löste. "Nora, das geht nicht.", hörte ich Jana dann etwas leiser sagen. Ich sah zu ihr hoch und seufzte. "Siehst du doch, dass das geht!", erwiderte ich beinahe etwas genervt und wollte einfach da weiter machen, wo wir gerade aufgehört hatten, doch sie drückte sich erneut etwas von mir weg. "Nein. Das geht nicht. Ich hab echt Angst um meinen Job. Das meinte ich gerade tot-ernst. Ich kann nicht immer wieder schwach werden und dann was mit dir haben. Das geht nicht.", sagte sie dann bestimmend, wobei ich merkte, dass nur ihre Vernunft sprach. "Ach komm, hier ist doch keiner! Du hast abgeschlossen. Es kann nichts passieren! .", protestierte ich nun gegen ihre Vernunft. "Darum geht es mir nicht. Ich darf diese Gefühle nicht haben und je öfter so etwas passiert, desto stärker werden sie.", sagte sie dann und ihr Blick war ziemlich eindringlich. "Du kannst dich dagegen nicht wehren, wann kapierst du das denn endlich?! Meinst du ich wollte mich in eine Frau verlieben, während ich einen Freund habe? Das war garantiert nicht der Plan, aber so ist es gekommen und damit muss ich klar kommen. Ich hab die ganze Zeit schon versucht gegen meine Gefühle anzukämpfen, aber das geht nicht! Die gehen nun Mal nicht einfach so weg. Und genau das ist doch auch der Grund warum zwischen uns dann immer wieder etwas passiert. Egal wie oft wir noch versuchen werden professionell zu sein, ich bin mir sicher, dass es immer wieder passieren wird. Egal wie wenig du das willst und wie sehr du mich dafür hasst.", sprudelte es dann aus mir heraus und nun sah ich ebenso eindringlich zu ihr. In ihrem Blick war Enttäuschung und Betroffenheit zu sehen. "Ich hasse dich nicht.", sagte sie dann nach kurzem Zögern und verdauen meiner Worte. "Doch. Das tust du. Ich hasse dich nämlich auch. Ich habe es zumindest lange getan, aber ich will es nicht mehr. Weil ich weiß, dass dieser Hass nur daher kommt, dass ich verstecke, was ich eigentlich fühle. Was ich eigentlich für dich empfinde. Ich habe dich dafür gehasst, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Und ich glaube dir geht es genauso. Aber das ist eigentlich total dämlich. Es ist dumm was wir machen, weil wir uns damit beide einfach nur verletzen. Wir könnten uns doch auch einfach auf die Gefühle einlassen! Warum können wir das denn nicht einfach mal versuchen? Ist es so schwer für dich, dich einfach mal fallen zu lassen? Einfach mal auf dein Herz zu hören und das zu tun, was dich glücklich macht?", ich sah ihr tief in die Augen. Genau das war vermutlich das Gespräch, was wir unbedingt führen mussten. Einfach ehrlich über unsere Gefühle reden, auch wenn man sich damit immer etwas schwer tat. Ich sah wie viel meine Worte in ihr auslösten, denn ich merkte wie ihre Augen etwas wässriger wurden. Im nächsten Moment kullerte langsam eine Träne über die Wange, welche ich ihr behutsam weg strich. Sie brach schnell den Blickkontakt ab. Ich hatte wohl wirklich einen wunden Punkt getroffen mit diesem Gespräch. "Hey Jana.", sagte ich dann etwas leiser und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Ihre gläsrigen Augen richteten sich wieder zu mir. Durch die leichte röte wirkte das grün in ihren Augen nun noch intensiver. Ich hatte sie noch nie so verletzlich gesehen. Sie war immer die starke und abgeklärte von uns beiden gewesen, doch nun sah sie zum ersten Mal wirklich verwundbar aus. "Ich will dich.", fügte ich dann leise hinzu. "Ich will herausfinden was das zwischen uns ist. Ich will mich nicht länger davor verstecken. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir da einen Weg finden! Auch mit deinem Job. - Das ist machbar. Und in einem halben Jahr habe ich eh mein Abi und dann bin ich ja auch gar nicht mehr deine Schülerin. Wir müssen uns nur beide darauf einlassen.", sagte ich und nahm während meines kleinen Monologes sanft ihre Hand und strich behutsam mit dem Daumen über ihren Handrücken. Jana sah nachdenklich runter auf unsere Hände. Ich spürte, dass es ihr unangenehm war, dass ich sie so verletzlich sah. "Vielleicht hast du Recht.", sagte sie nach einer Weile leise. Ich hatte kurz das Gefühl, als hätte ich mich verhört. "Ich hab Recht?", fragte ich nochmal nach um sicher zu gehen, dass ich es auch wirklich richtig verstanden hatte. "Ja. Vielleicht sollten wir es wirklich mal versuchen.", wiederholte sie dann ihre Antwort und sah schließlich wieder zu mir auf. In mir fand gerade ein Feuerwerk der Gefühle statt. Ich hatte irgendwie trotz meiner überaus grandiosen Argumentation nicht damit gerechnet, dass ich sie mit meinen Worten überzeugen konnte. Meine Augen strahlten vor Freude. "Gute Antwort.", sagte ich sichtlich glücklich und nun hatte auch sie zum ersten Mal wieder ein kleinen Lächeln auf den Lippen. Ich konnte nicht anders, als sie einmal kurz glücklich zu küssen. "Aber lass uns bitte noch darüber sprechen wie wir das machen wollen, ok?", sagte sie dann direkt nach dem Kuss, bevor dieses Gespräch vorschnell beendet werden konnte. Ich nickte auf ihre kleine Forderung und dachte kurz nach. "In der Schule muss alles so bleiben wie es ist, da darf keiner merken, dass etwas zwischen uns ist!", sagte sie und sah nun wieder mit ihrem wiederkehrendem alten Selbstbewusstsein in meine Augen. Die Lehrerin in ihr war zurück, was hieß, dass sie sich emotional wieder gefangen haben musste. "Okay, das kriegen wir hin.", stimmte ich ihr zu. "Aber privat könnten wir uns ja hin und wieder sehen. Wie wär's mit ein bisschen Nachhilfe in Philosophie? Das könntest du abgesehen davon, dass wir uns dann öfter sehen, auch wirklich gebrauchen.", schlug sie vor und ich verdrehte leicht die Augen. "Ich hab ja eher an Netflix and chill gedacht, aber bevor du ganz zurück ruderst, nehme ich auch Philosophie dafür in Kauf.", gab ich mich also mit ihrem Angebot zufrieden. Sie schüttelte mit einem kleinen Schmunzeln den Kopf. "Mittwochs um 16 Uhr bei mir? Dann haben wir schonmal wöchentlich was und drum herum können wir ja gucken, ob es passt.", ergänzte sie dann den Vorschlag. "Klingt gut.", stimmte ich ihr zufrieden zu. "Können wir dann jetzt da weiter machen, wo wir vorhin aufgehört haben?", fragte ich dann mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. Sie lachte leicht und sah kurz auf die Uhr, woraufhin sich ihre Augen weiteten. "Äh ne, tatsächlich nicht. Wir müssen los! Lisa hat in fünf Minuten ihren Wettkampf!". Mit diesen Worten sprang sie von meinem Schoß auf, schloss die Umkleide schnell auf und verließ diese im handumdrehen. Ich sah ihr in ihrem Handeln sichtlich verwirrt zu, stand dann aber auch auf und beeilte mich ihr zu folgen.

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(Hi zusammen! Tut mir leid, dass der Upload wieder so lange gedauert hat! Ich habe momentan leider super wenig Zeit und kann daher auch noch nicht sagen, wann der nächste Teil kommt. Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis! Für Feedback bin ich natürlich immer dankbar! Ein schönes Wochenende euch allen :))

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 01 ⏰

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