Am nächsten Morgen wurde ich von einem schrillen Handypiepen geweckt. Verschlafen schlug ich meinen Arm auf den Nachttisch. Feingefühl war bei mir so früh am Morgen noch nicht angesagt. Ich patschte nach meinem Handy und stellte den Wecker schließlich aus. Jedoch schaffte ich es nicht wach zu bleiben und schlief so wieder ein. Nach einem weiteren 20-Minuten-Schlaf dröhnte das Drecksding dann erneut. Ich seufzte mich wach, schaffte es dieses Mal aber mich verschlafen aufzurichten. Ich stellte meinen Back-up-Wecker aus und sah rüber zu Tom, welcher zu hundert Prozent wach war und mal wieder einfach nur so tat, als würde er noch schlafen, weil er ebenfalls keine Lust hatte aufzustehen. Ich nahm dieses Verhalten zum Anlass ihm einfach die Bettdecke wegzuziehen und grinste triumphierend, als ein entnervtes Stöhnen seinen Mund verließ. "Aufstehen Schatz!", sagte ich extra süß. Er hasste es, wenn ich ihn Schatz nannte und das nutzte ich ehrlich gesagt sehr gerne aus. Es machte einfach Spaß ihn zu ärgern. Ich wuschelte ihm durchs Haar, gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn und stieg schließlich aus dem Bett, um duschen zu gehen. Als ich damit fertig war und wieder ins Schlafzimmer kam, um mich anzuziehen, hatte es der alte Herr auch mal aus dem Bett geschafft. Korrigiere: aus der Schlafposition. Tom saß einfach nur demotiviert auf der Kante unseres Bettes und scrollte durch seine Nachrichten. Bei dem Anblick musste ich etwas lachen. Er sah auf und seine Augen funkelten direkt ein wenig, als er erkannte, dass ich nur Unterwäsche trug. "Meine Freundin ist so hübsch.", nuschelte er. Der Anblick hatte ihn anscheinend genug motiviert um aufzustehen und mich von hinten zu umarmen. Ich lachte leicht und drehte mich zu ihm. "Und mein Freund ist eine ziemliche Schlaftröte!" Antwortete ich und gab ihm einen Guten-Morgen-Kuss. Dann befreite ich mich aus der Umarmung und zog mich für die Schule an. Ich entschied mich für eine schwarze Momjeans und ein schlichtes weißes T-Shirt. Dazu trug ich hohe Convers-Chucks. Der Look mochte ziemlich basic sein, aber mir gefiel er irgendwie sehr. Im Bad schminkte ich mich noch dezent und föhnte meine Haare etwas über. Schließlich packte ich noch schnell meine Schultasche zusammen. Heute hieß das, dass ich auch meine Sportsachen mitnehmen musste, da ich heute Nachmittag noch zur Leichtathletik-AG musste. Kurz überlegte ich sie zu schwänzen. Schließlich hatte ich gestern einen Wettkampf gehabt und der saß mir immer noch tief in den Knochen. Andererseits hatte ich mir seit gestern auch vorgenommen wieder mehr zu trainieren, da ich den nächsten Lauf unbedingt gewinnen wollte. Außerdem war das Training in der AG auch nie wirklich mit meinem Vereinstraining vergleichbar gewesen, sondern eher etwas entspannter. Ich entschied mich also dafür zur AG zu gehen und packte somit auch meine Sportsachen zusammen und stopfte sie zu den Schulsachen. Zusammen mit Tom, welcher es irgendwann auch endlich geschafft hatte zu duschen und sich umzuziehen, trank ich noch einen Kaffee, bis wir uns schließlich beide auf den Weg machten. Das erste Stück konnten wir mit dem Fahrrad immer zusammen fahren, dann trennten sich unsere Wege. Bei der Schule angekommen, stellte ich mein Fahrrad in den Fahrradständer und schloss es schnell ab. Ich hatte auf dem Weg mit Tom etwas getrödelt, sodass ich es jetzt eilig hatte. Schnell sattelte ich meinen Rucksack und eilte in das Schulgebäude, wobei ich mein Handy herauszückte, um noch schnell einen Blick auf den Vertretungsplan zu werfen. "So ein Mist." Murmelte ich zu mir selbst und blieb mit einem Mal abrupt stehen, als ich sah, dass wir tatsächlich Raumvertretung hatten und ich somit gerade auf dem Weg zum falschen Gebäude war. Die Person hinter mir, hatte mit meiner abrupten Kehrtwende wohl ebenso wenig gerechnet wie ich, sodass es plötzlich zu einem Zusammenstoß kam und wir beide gleichermaßen nach hinten taumelten. "Kannst du nicht aufpassen?" Fuhr ich die Person direkt an. Auch wenn ich stehen geblieben bin, hätte man doch darauf reagieren können, wenn man auch nur etwas aufgepasst hätte. "Ich rechne nicht damit, dass Menschen mitten im Gehen einen Komplettausfall haben.", entgegnete mir die Person ebenso pampig, wie mein Tonfall gewesen sein musste. Erst jetzt sah ich die Person an, mit der ich gerade ordentlich zusammengestoßen bin und konnte mir einen kurzen Schock nicht verkneifen. Auch Sie schien mich erst jetzt erblickt zu haben und auch die Augen meines Gegenübers weiteten sich bei dem Anblick. Vor mir saß das Püppchen von gestern, die mir um ein paar Millisekunden den Sieg vor der Nase weggeschnappt hatte. "Na super." Murmelte ich genervt und richtete mich langsam wieder auf. Mit einem Seufzer hielt ich ihr die Hand entgegen, um ihr hoch zu helfen, doch sie lehnte diese konsequent ab und stand selbst auf. Unsere Blicke trafen sich und wir funkelten uns einen Moment einfach nur stumm an. "Laufen ist wohl nicht so deine Stärke", kam es schließlich knapp von ihr, wobei die Anspielung an den gestrigen Tag nicht zu überhören war. Ich schluckte meinen Stolz runter. "Auf so einen Kinderkram hab ich kein Bock, sorry!", erwiderte ich also ebenso knapp. Dann fiel mein Blick auf die Uhr. "Kein Bock und nebenbei auch keine Zeit. Schönen Tag noch!", beendete ich dann unser erneutes Aufeinandertreffen und ging schließlich hastig zum Unterricht. Ich hatte Bio LK. Ein super interessantes Fach, je nachdem wer es unterrichtet und mit wem man im Kurs ist. Zu meinem Pech hatte ich Bio bei der Schröder, einer, kurz vor der Rente-stehenden, unmotivierten, Lehrerin, die gefühlt selbst gar nicht mehr wusste, was sie noch in der Schule sollte. Zudem war der Kurs der totale Streberkurs. Es wimmelte von hochmotivierten Schülern, die nach dem Abi am liebsten direkt die Arztpraxen ihrer Eltern übernehmen wollten, wäre da nicht das dafür notwendige Medizinstudium, für das man einen absurd guten NC brauchte. Zu meinem Glück war Sophie ebenfalls in dem Kurs. Ich kam also 5 Minuten zu spät und setzte mich leise zu meiner Leidensgenossin. Frau Schröder bemerkte gar nicht, dass ich zu spät gekommen bin. Na dann hätte ich mich auf die Diskussion mit der Prinzessin auch einlassen können. Egal - war vermutlich sowieso besser so. Wir bekamen eine Aufgabe und dies nutzte ich zum Anlass, um Sophie von meinem Zusammenstoß zu erzählen. Beim Erzählen fiel mir auf, dass es eigentlich recht komisch war, dass ich die junge Frau in der Schule getroffen hatte. Schließlich hatte ich sie gestern auf ca. 25 geschätzt und in dem Alter ist man für gewöhnlich keine Schülerin mehr. Diesen Gedanken sprach ich allerdings nicht laut aus. Sophie lachte am Ende meiner 'Storytime' leise. "Oh man, na ihr beide werdet in diesem Leben wohl keine Freundinnen mehr.", war ihr Fazit zur Geschichte. Und da konnte ich ihr nur recht geben.
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Renn für mich!
Teen FictionZwei junge Damen begegnen sich zum ersten Mal bei einem Leichtathletikwettkampf. Sie lernen sich als Rivalen kennen und haben eines Gemeinsam: In der Regel gewinnen sie immer. Bei Wettkampfbeginn bemerken sie schnell die Ambitionen der jeweils ander...