Kapitel 16 - Schul-Landesmeisterschaften

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Mein Wecker klingelte. Müde patschte ich auf meinen Nachtisch, um ihn auszustellen. Währenddessen fing mein Gehirn langsam wieder an zu arbeiten und mit einem Mal war ich hellwach. Heute war es soweit. Heute war der Wettkampf in Berlin. Heute fanden die Schul-Landesmeisterschaften in Leichtathletik statt. Es war gerade mal halb 6 Uhr morgens, als ich die Decke von mir schob und aufstand. Tom neben mir, ließ ich weiter schlafen. Er konnte leider nicht mitkommen. Ebenso wie Sophie und Amelie, da der Wettkampf mitten in der Woche zur Schulzeit stattfand. Schnell sprang ich unter die Dusche. Dann zog ich mir meine Sportsachen an und machte mich fertig für den Tag. Meine Tasche hatte ich gestern schon gepackt, somit blieb mir nun noch genug Zeit übrig, um kurz zu frühstücken. Seitdem ich vor einiger Zeit während des Wettkampfs umgekippt war, nahm ich das mit dem Frühstück vorm Wettkampf etwas ernster. Ich machte mir also noch schnell ein Müsli und aß dieses dann auf. Bevor ich das Haus verließ, weckte ich Tom noch kurz auf. Ich konnte nicht gehen, ohne dass er mir viel Glück gewünscht hatte. Er sah verschlafen zu mir rüber, aber realisierte schnell was seine Aufgabe war. Also zog er mich in eine feste Umarmung. "Ich wünsch dir ganz viel Glück, Nora! Du schaffst das, da bin ich mir ganz sicher! Du bist die beste und ich glaub ganz fest an dich!", flüsterte er mir mutmachend ins Ohr und das bestärkte mich wirklich noch einmal enorm. Dann löste er sich aus der Umarmung und gab mir noch einmal einen langen, intensiven Kuss zum Abschluss. "Mach sie fertig, Schatz!", rief er mir hinterher, als ich schließlich meine große Sporttasche sattelte und die Wohnung verließ. Mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen eilte ich das Treppenhaus runter. Ich holte mein Fahrrad aus dem Keller und fuhr schließlich zur Schule, wo wir uns treffen wollten, um dann gemeinsam nach Berlin zu fahren. Ich war die vorletzte, obwohl ich fünf Minuten zu früh beim Treffpunkt war. Schließlich kam auch Lukas und somit konnten wir los fahren. Herr Vierkant hatte für die Fahrt seinen Bulli zur Verfügung gestellt und somit saßen nun wir drei Schüler auf der Rückbank und Frau Hanses und Herr Vierkant vorne im Bulli. Zwischen Frau Hanses und mir war eine etwas komische Stimmung. Zumindest fühlte es sich meiner Meinung nach etwas merkwürdig an, aber das war nach unserem letzten Abschlusstraining wohl auch irgendwie kein Wunder. Die Fahrt nach Berlin dauerte knapp 2 1/2 Stunden, sodass wir gegen neun Uhr auf dem großen Sportgelände ankamen. Der Wettbewerb startete um 10 Uhr. Heute fanden alle Laufdisziplinen statt. Die 800-Meter-Laufe fingen erst um 15 Uhr an und waren nach Altersstufe gestaffelt. Somit hatten wir noch genügend Zeit, welche wir nutzten, um vorher noch in das direkt benachbarte Hotel einzuchecken. Jeder hatte ein Doppelzimmern für sich alleine, was totaler Luxus war und ich war dem sehr dankbar, da ich irgendwie ungern mit nahezu fremden Menschen in einem Raum geschlafen hätte. Pünktlich um 10 vor 10 trafen wir uns dann alle wieder im Foyer, damit wir den Beginn der Meisterschaften auch noch mitbekamen. Wir liefen also wieder gemeinsam rüber zum Veranstaltungsplatz. Die Sonne strahlte auf die Tartan-Bahn und die Athleten und Athletinnen hatten sich mittlerweile gemeinsam mit ihren Lehrkräften auf der Tribüne versammelt. Auch wir gesellten uns schließlich dazu. Als es gegen fünf nach 10 etwas ruhiger wurde, begann ein athletischer, mittelalter Mann auf einer kleinen Bühne mit der Ansprache. Es war spannend Teil eines solchen Wettbewerbs zu sein. Es wirkte alles so offiziell und überall waren Fotografen und immer mal wieder sah man vereinzelt Presse-Leute. Die Ansprache dauerte bestimmt 20 Minuten und wurde zum Ende hin immer langweiliger. Als sie dann aber vorbei war, wurde es wieder spannend, denn nun begannen die ersten Sprint-Durchläufe. Wir blieben auf unseren Plätzen und beobachteten die folgende Wettbewerbe gespannt. Die Zeit verflog und schließlich tippte Frau Hanses mich an. "Ich glaub du kannst dich so langsam fertig machen, Nora.", sagte sie mit einem Blick auf die Uhr. Es war zwei Uhr und somit begannen die ersten 800-Meter-Läufe bereits in einer Stunde. Frau Hanses kramte in einer Tasche und gab mir ein Sportshirt, mit dem Logo unserer Schule drauf sowie meine Startnummer, in welcher auch der Chip für die Zeitmessung integriert war. Ich nahm beides entgegen und verabschiedete mich somit in die Umkleide. Ich zog mir das Schulshirt an und befestigte die Startnummer noch gut. Dann wechselte ich von meiner Jogginghose zu meiner kurzen Nike-Pro. Meine Spikes würde ich mir natürlich erst später auf der Tartan-Bahn anziehen, also behielt ich meine Turnschuhe noch an. Ich bund meine Haare zu einer Mischung aus Zopf und Dutt zusammen und schon war ich fertig. Ich verließ die Umkleide also wieder und ging zurück zur Tribüne. Als Frau Hanses mich fertig umgezogen erblickte, stand sie auf. Ich verabschiedete mich noch einmal von Herrn Vierkant und den anderen beiden Schülern meiner Schule, welche mir alle drei ganz viel Glück wünschten. Dann verließen Frau Hanses und ich die Tribüne und gingen in den Aufwärmbereich, der uns heute Morgen bei der Ansprache groß angekündigt wurde. Die Aufregung in mir stieg immer weiter an. Bei einem solchen Wettbewerb war ich noch nie dabei gewesen. Ich hätte mir das vermutlich auch niemals erträumen können. Ich mein', ich war nicht schlecht und auch sehr ehrgeizig, aber dass mein Können sich auf diesem Niveau befand, hätte ich nicht gedacht. "Okay, Nora. Wir haben noch ca. eine knappe dreiviertel Stunde, dann wird deine Gruppe aufgerufen. Ich schlag vor, du läufst dich eben zwei Runden locker ein. Dann machen wir wieder ein kurzes Lauf-ABC und noch etwas Mobilität und dann Meditation. Letzteres klingt für dich jetzt vielleicht total quatschig, aber es bringt wirklich viel. Das kannst du mir glauben.", erklärte sie dann den Plan für die nächsten 45 Minuten. Ich nickte zustimmend. Der Plan klang gut. Sie hatte recht damit, dass mich die Meditation etwas stutzig machte, aber darauf musste ich mich wohl einlassen. Wir stellten unsere Trainingstaschen an die Seite und dann begab ich mich auf die Tartan-Bahn, die lediglich zum Aufwärmen da war. Zum warm machen benutzte ich noch meine normalen Laufschuhe, also konnte ich so starten und mich, wie von Frau Hanses angekündigt, zwei Runden locker warm laufen. Danach gab Frau Hanses mir einige Übungen für mein Lauf-ABC, welches ich direkt im Anschluss absolvierte, um meine Fußgelenke und Beine etwas zu mobilisieren. Dann folgte eine allgemeine Mobilisierung und als diese schließlich auch abgeschlossen war, winkte Frau Hanses mich wieder zu sich. Sie reichte mir mein Trinken. Mein Körper fing langsam an zu kribbeln vor lauter Nervosität. "Super. Dann haben wir jetzt noch ca. 10 Minuten für die Meditation. Am besten setzen wir uns dafür kurz dort drüben ins Gras.", sagte sie und deute auf eine kleine freie Fläche hin, etwas weiter abseits von dem Lärm. Wir gingen also dort hin. Frau Hanses setzte sich mit aufrechtem Oberkörper im Schneidersitz in das Gras, was ich ihr dann wohl oder übel nachmachte. "So. Lass dich einfach darauf ein, dann bringt es auch was. Versprochen.", sagte sie ganz ruhig und schloss ihre Augen, was mir zu verstehen gab, dass ich auch das jetzt ebenfalls tun sollte. Also schloss ich ebenfalls meine Augen. Ich spürte wie schnell mein Herz pochte vor lauter Aufregung. "Stell dir vor, du läufst gleich einen ganz normalen Vereinswettkampf und lass deine Nervosität von dir abfallen.", begann Frau Hanses nun mit sanfter und ruhiger Stimme das. Dies sollte nun also eine Meditation sein. Ich versuchte mich einfach darauf einzulassen und folgte ihren Worten. Auch wenn es mir total bescheuert vorkam, musste ich zugeben, dass allein ihre ruhige Stimme schon eine leicht beruhigende Auswirkung auf mich hatte. "Du weißt was du kannst, Nora. Du kennst deine Stärken und deine Schwächen und weißt, wie du sie gegen deine Konkurrenz einsetzen kannst.", fuhr Frau Hanses dann ruhig fort. "Bleib einfach bei dir und konzentriere dich auf deinen Lauf.", ihre Stimme war sanft und ich merkte wie mich ihre aufbauenden Worte tatsächlich etwas im Selbstvertrauen stärkten. "Du bist eine super Athletin und hast heute die Chance das allen zu beweisen und den Wettkampf zu gewinnen. Denn im Grunde ist es ein normaler Wettkampf, wie jeder andere auch.", sie pausierte kurz, sodass ich die Worte verinnerlichen konnte. "Wir alle glauben an dich. Wir glauben an deinen Ehrgeiz, deinen Mut, deine Disziplin und natürlich auch an dein Können.", erneut pausierte sie kurz. "Jetzt musst nur noch du selbst auch an dich glauben! Überzeug' dich selbst davon, dass du das kannst! Wenn du das glaubst, wirst du beim Rennen dein Bestes geben können. Und dann wirst du es allen zeigen! Da bin ich mir ganz sicher!", beendete sich schließlich ihre sogenannte Meditation. Ich verinnerlichte auch diese Worte noch einmal und es war echt erstaunlich wie viel Selbstbewusstsein mir diese paar Minuten Zuspruch tatsächlich gegeben hatten. Das war eindeutig ein vollkommen unterbewertetes Wettkampfritual, das musste ich trotz meiner Vorurteile zugeben. Ich öffnete wieder meine Augen und sah in die zuversichtlichen, mutmachenden Augen von Frau Hanses. Dann standen wir beide wieder auf. "Das hat wirklich geholfen.", sagte ich etwas erstaunt, als ich spürte, wie selbst mein Herz wieder in einem recht normalen Rhythmus schlug. Ganz anders, als noch vor 10 Minuten. "Hab ich doch gesagt.", sie lächelte mir leicht zu und wir schnappten unsere Taschen und gingen schließlich zur Wettkampf-Tartan-Bahn. Fünf Minuten später wurde meine Altersgruppe dann auch schon über die Lautsprecherboxen angekündigt und an den Start gerufen. Mein Herz machte einen kleinen Satz, als ich feststellte, dass nun also der Moment gekommen war. Ich schlüpfte in meine Spikes und sah noch einmal zu Frau Hanses. Ihr Blick war warm und strahlte totale Sicherheit aus. Kurzerhand nahm sie mich dann einmal fest in den Arm. "Du schaffst das, Nora! Ich weiß, dass du das kannst und glaub ganz fest an sich! Ich hab es nie zu einer Meisterschaft geschafft, aber du schon! Also zeig es ihnen! Zeig es dir! Renn für dich! - und renn für mich!", flüsterte sie mir mutmachend ins Ohr. Dann löste sie sich schnell aus der warmen Umarmung. "Na los!", sagte sie dann und ließ mich somit an den Start gehen. Diese Umarmung hatte mir nochmal einen neuen Impuls gegeben, denn zu der Aufregung, hatte sich ein warmes Kribbeln in meinem Körper breit gemacht. Und ihre Worte gaben mir nochmal mehr Ehrgeiz und nochmal mehr Selbstvertrauen. Sie glaubte an mich und das bedeutete mir irgendwie extrem viel und löste ein sehr schönes Gefühl in mir aus. Ich positionierte mich schließlich auf der mir zugeteilten Bahn. Ich dachte noch einmal an das erste Training mit Frau Hanses zurück und rief mir ihre Bemerkung in den Kopf, dass ich oft zu schnell los rannte. Das würde ich heute nicht tun. Ich wollte heute einen perfekten Lauf absolvieren! Ich wollte gewinnen! Ich wollte allen zeigen, was ich konnte und vor allem wollte ich es mir selbst beweisen! Ich hatte genug Leute, die hinter mir standen und von meinem Können überzeugt waren. Und ich war das auch! Ich musste es sein, denn um zu gewinnen, brauchte ich dieses Selbstbewusstsein. Schließlich standen alle Läuferinnen auf ihren Bahnen. "Auf die Plätze!", hörte ich im nächsten Moment auch schon eine Lautsprecherstimme sagen. Ich begab mich schnell in meine Startposition. Mein Körper hatte wieder angefangen vor Nervosität zu kribbeln, doch meine Gedanken waren total fokussiert und wie im Tunnel. Im nächsten Moment ertönte das Startsignal und mein Körper setzte sich in Bewegung. Wir liefen wie üblich die ersten 100 Meter auf den zugeteilten Bahnen und ordneten uns schließlich alle in der Innenbahn ein. Ich befand mich im Mittelfeld, aber genauso wollte ich es. Ich durfte nicht überpacen, das war ganz wichtig. Meine Beine fühlten sich fit an und ich hatte ein sehr gutes Gefühl über die ersten 400 Meter hinweg. Dann teilte sich unsere Läufergruppe in zwei. Ich befand mich zusammen mit zwei weiteren Läuferinnen in der ersten Gruppe. Ein blonder Haarschopf wippte vor mir auf und ab und bestimmte unser Tempo. Ich fühlte mich für einen kurzen Moment als hätte ich ein Deja-Vue. Ich erinnerte mich an den allerersten Wettkampf gegen Frau Hanses. An ihren blonden Haarschopf, der so provokant vor mir auf und ab wippte, genau wie es gerade wieder der Fall war. Ich erinnerte mich an das Gefühl, von einem Püppchen besiegt zu werden und mit einem Mal packte mich der Ehrgeiz wieder. Das würde mir nicht noch einmal passieren! Ich zog also kurzerhand mein Tempo an und überholte die Blondine vor mir. Nun lagen noch 200 Meter vor uns. Meine Atmung war schnell, aber regelmäßig und ich fühlte mich insgesamt sehr im Einklang mit meinem Körper. Ich spürte zwar, wie meine Muskeln langsam anfingen zu ermüden, aber ich vertraute darauf, dass ich diesen Lauf gut beenden konnte. Im nächsten Moment zog eine braunhaarige Läuferin an mir vorbei. Wir kamen dem Ziel immer näher und in meinem Kopf lief eine Aussage auf Dauerschleife: 'Renn für dich! - und renn für mich!'. Ich wollte unbedingt gewinnen! Am Ende entschied bei Läufen oft die Psyche, das war kein Geheimnis. Aber hier waren alle wohl sehr ehrgeizig und hatten nur ein Ziel: Gewinnen! 150 Meter lagen noch vor uns. Das hieß nun folgte noch einmal ein Endsprint. Normalerweise setzte ich zu diesem erst ab 100 Metern an, aber nun hatte ich keine andere Wahl, als jetzt schon mein Tempo anzuziehen, denn sonst würde ich es nicht mehr schaffen die Brünette einzuholen. Ich zog also mein Tempo an. Ich zog es soweit an, wie ich konnte. Soweit, wie mein Körper es zu ließ. 'Du schaffst das! Ich glaub an dich!' , waren die Sätze, die mir jetzt durch den Kopf gingen. Ich wollte es schaffen! Ich konnte es schaffen! Ich setzte einen Fuß vor den anderen und riss meinen ganzen Körper mit in die Bewegung. 20 Meter vorm Ziel hatte ich es geschafft den Rückstand aufzuholen. Es war nicht mehr weit. Ich musste nur noch durchhalten. Vielleicht noch einmal versuchen schneller zu werden. Über meine Grenzen hinaus gehen. Mit aller Kraft trug ich meinen Körper nun also auch noch die letzten 20 Meter bis ins Ziel. Ich schoss über die Ziellinie hinaus und verlangsamte nach dem überqueren mein Tempo. Meine Atmung fuhr gerade Achterbahn. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und meine Beine zitterten. Ich spürte einen starken metallischen Geschmack im Mund, den ich beim Lauf durch mein Gedankenkarussel wohl nicht einmal wahrgenommen hatte. Erschöpft ließ ich mich auf die Tartan-Bahn fallen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich es geschafft hatte, da ich auf den letzten 20-Metern so auf meinen Lauf konzentriert war, dass ich meine Konkurrentin ausgeblendet hatte. Ich konnte nicht sagen, ob sie vor mir die Ziellinie überquert hatte. Schließlich hatte auch die letzte Läuferin die Ziellinie überquert, was hieß, dass unsere Ergebnisse nun für alle auf einer Tafel zu sehen waren. Direkt sahen sich meine Augen suchend nach der Tafel um. Als ich sie schließlich entdeckte, starrte ich ungläubig auf sie drauf. Ich hatte gewonnen! Ich war um eine zwei Millisekunden Sekunde schneller gewesen, als die Brünette! Meine Kinnlade klappte mir fast runter, als ich das realisierte. Ich hatte es wirklich geschafft! Ich hatte diesen Traum, gerade wirklich in die Realität umgesetzt! Mit einer neuen Bestzeit von 2:19,11 Sekunden, hatte ich gewonnen. Ich konnten es kaum glauben! Im nächsten Moment kam Frau Hanses strahlend auf die Tartan-Bahn gerannt. Naja, das wäre übertrieben, da sie noch immer gut humpelte, von unserem letzten Training, aber sie eilte so schnell sie konnte zu mir. "Du bist der Hammer, Nora!", sagte sie total begeistert und hockte sich zu mir runter. Sie reichte mir eine Trinkflasche und ich verstand noch immer nicht ganz, dass ich es gerade wirklich geschafft hatte. Meine Atmung schien sich auch kaum beruhigen zu wollen, doch das war wohl mittlerweile auch mehr wegen der Aufregung, als dass es noch an dem Lauf lag. Herr Vierkant war mittlerweile auch von der Tribüne aufgesprungen und rannte zu mir, ebenso wie die anderen beide AG-Teilnehmer. Alle beglückwünschten mich und ich war überglücklich. Ich war mehr als zufrieden mit meiner Leistung und voller Endorphine und Adrenalin. Wir wurden aufgefordert die Tartan-Bahn zu verlassen und somit holte ich schnell meine Tasche, ehe ich dann mit den anderen rüber zur Tribüne ging. Dort redeten wir aufgeregt über meinen Lauf und sie schilderten mir wie knapp es am Ende noch war. Scheinbar hatte nämlich auch meine Konkurrentin zum Schluss das Tempo noch einmal anziehen können, doch etwas später als ich und somit hatte es bei ihr dann nicht mehr gereicht. Ich fand das echt unglaublich. "So, dann geh dich lieber noch einmal eine Runde auslaufen, bevor du gleich noch Krämpfe kriegst. Die Siegerehrung ist ja eh erst um 18 Uhr. Bis dahin haben wir noch genug Zeit.", sagte Herr Vierkant nach einiger Zeit. Ich stimmte zu und machte mich dann auch schon direkt auf den Weg zur Aufwärm/Auslauf-Tartanbahn. Dort lief ich mich aus und dehnte mich noch einmal ausführlich. Im Anschluss begab ich mich zu den Duschen. Ich sprang einmal drunter und machte mich etwas frisch, ehe ich in eine Sportleggings und einen großen Hoodie schlüpfte. Dann rief ich noch einmal kurz Tom an und verkündete auch ihm stolz mein Ergebnis. Er konnte es kaum fassen und freute sich extrem für mich mit. Das war selbst über das Telefon nicht zu überhören. Auch Sophie und Amelie schrieb ich die guten Nachrichten einmal. Dann machte ich mich wieder auf den Weg zurück zu den anderen auf die Tribüne. Die verbleibende Zeit bis zu Siegerehrung verging wie im Flug, sodass ich mich um kurz nach sechs auf dem Siegerpodest für die Disziplin 800-Meter-Lauf für den Jahrgang 2002 und 2003 wiederfand. Diese große Aufmerksamkeit zu bekommen, war mir dann aber irgendwie doch etwas unangenehm, auch wenn ich natürlich sehr stolz auf meine Leistung war. Ich bekam eine Goldmedaille und einen Gutschein für unsere Schule im Wert von 500 Euro. Das war schon ein ziemlich beachtlicher Preis, fand ich und ich war sehr glücklich darüber. Glücklich war ich aber auch, als ich den Siegerpodest wieder verlassen durfte. Ich war wirklich kein besonders aufmerksamkeits-liebender Mensch und erst recht nicht, wenn ein ganzes Stadion die Augen auf mich richtete.

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