13.

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Ich wachte mit höllischen Schmerzen wieder auf. Die Wunde an meinem Arm brannte und der Pfahl steckte anscheinend immer noch in meinem Bauch, noch blutete ich nämlich nicht. Na, wenigstens etwas. Ich setzte mich auf und biss die Zähne zusammen. Das war nichts gegen die Nacht im Wald, als ich mich vor Angst teilweise kaum hatte bewegen können. Das hier war nur Schmerz. Schmerz, der überwunden werden konnte. Überwunden werden musste.

Ich dachte an Papa. Wie lange hatte ich ihn jetzt schon nicht gesehen? Ich wusste es nicht, aber es war entscheiden zu lange! Und ich dachte an Adam. Wo war er? Wie konnte ich ihn finden?

Langsam richtete ich mich auf und fiel fast über den Vampir, der schlaff am Boden lag. War das eine Falle? Wollte er mich in Sicherheit wiegen, damit er mich gleich hinterrücks töten konnte? Ich trat mit der Schuhspitze leicht gegen seine Schulter. Er wachte immerhin nicht auf. Vielleicht hatte er eine Gehirnerschütterung?

Egal. Ich musste nachdenken. Irgendjemand hatte meinen Gegner ausgeknockt. Und das waren mit Sicherheit weder er selbst noch ich gewesen. Aber vor allem mir hatte derjenige eine Möglichkeit zur Flucht gegeben, die ich unbedingt nutzen sollte.

Als ich den Pfahl aus meinem Bauch ziehen wollte, wurde mir kurz schwindelig. In meinem Bauch steckte kein einziger Holzsplitter. Nicht einmal ein Krümel. Mein Wollpullover hatte ein gewaltiges Loch, doch als ich ihn anhob, kam darunter heile Haut zum Vorschein. Was? Ich hatte doch selbst gesehen und gespürt, als mich das Holz durchbohrt hatte! Wie war das möglich?

Der Vampir auf dem Boden regte sich plötzlich. Er grummelte irgendwas von Wut und Hunger. Das war wohl mein Zeichen, ich musste hier weg. Der Weg zur Tür war frei, also ließ ich meinen Pullover los und taumelte auf die schwarze Holztür zu. Als ich es geschafft hatte, hindurch zu schlüpfen, ließ ich die Tür ins Schloss fallen und verriegelte sie mit einem dicken Balken. Hoffentlich würde er solange halten, bis ich aus diesem Gefängnis geflüchtet war. Und Adam musste ich auch finden. Ob ebenfalls in dieser Einrichtung gefangen gehalten wurde?

Ich schleppte mich den Gang entlang. Er lag im Halbdunkel und zog sich endlos dahin. Türen, Türen und noch mehr Türen reihten sich aneinander. Erst nach einer halben Minute merkte ich, dass der Gang in einer leichten Kurve verlief. Das hieß, wenn ich nicht bald einen Ausgang finden würde, würde ich bald wieder an der Tür meiner Zelle herauskommen. Nein danke!
Ich versuchte, klar zu denken. Ich musste jedes Detail, das ich bemerkte, in mich hineinsaugen wie eine dieser monströsen Maschinen der Menschen. Staubfresser, oder so ähnlich nannten sie die.

Plötzlich vernahm ich Geräusche. Je weiter ich den Gang entlangstolperte, desto lauter wurden sie. Es klang nicht nach einem Kampf - was schon mal gut war. Auch wenn ich auf wundersame Weise kein Loch mehr im Bauch hatte, fühlte ich mich müde und ausgelaugt. Ich hatte nicht mehr viel Kraft und Nerv für ein zweites Gerangel mit Vampiren übrig.
Bald kam noch eine Tür in Sicht. Diese hier war jedoch einen winzigen Spalt offen. Ich hatte zwar keine Lust auf einen weiteren Kampf, aber dann übermannte mich meine Neugier und ich spähte hindurch.

Und was ich sah, ließ meinen Atem für einen Moment stocken.

Wenn der Mond scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt