15.

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Inzwischen waren seine beiden Gesprächspartner Adam deutlich zu nah auf die Pelle gerückt. Sie fauchten ihn drohend an, wie Katzen. Erbärmlich.
Und er ließ sich von ihnen so anpacken? Kein Adam, egal aus welchem Universum, würde je so etwas mit sich machen lassen. Außer, er hatte einen Plan.

Und dann tat Adam etwas, dass wieder so gar nicht zu ihm passte. Er nickte. Die Vampire blickten ihn argwöhnisch an. Anscheinend passte das gar nicht zu der Unterhaltung - die ohnehin nur aus Fauchen, Zischen und Zähneblecken bestand und relativ einseitig war.

Adam nickte nochmal, diesmal heftiger. Er warf seinen Kopf herum, seine dunklen Haare flogen hin und her. Die Vampire sahen sich verwirrt und zugleich wütend an. Wahrscheinlich dachten sie sich so etwas wie: Was fällt diesem Idiot eigentlich ein, hier so ein Theater zu veranstalten? Jetzt ist unsere ganze Einschüchterungs-Aktion im Eimer.

Als Vorsichtsmaßnahme packten sie Adam an den Händen, um ihn stillzuhalten.

Dann rastete er richtig aus. ,,Mal ehrlich Nova! Wie lange willst du da noch rumstehen? Hilf mir endlich!" Mit einem Ruck befreite er sich aus der Umklammerung seiner Doch-Nicht-Kumpels und stolperte rückwärts. Beinahe wäre er zu Boden gegangen. Doch ich hatte mich noch rechtzeitig aus meiner Starre lösen können und packte ihn an den Oberarmen. Schnell den Gang hinunter! Ich warf die Tür hinter mir zu, was ein wenig half, da die Vampire in ihrer Rage anscheinend etwas zu oft danebengriffen, was uns einen kleinen Vorsprung verschaffte. Ich zog Adam hinter mir her.

,,Wo willst du hin?", rief er mir zu. ,,Willst du wirklich die Wahrheit hören?", gab ich zurück. Adam antwortete nicht. Immer noch rannten wir wie die Irren den nie enden wollenden Gang entlang, ich traute mich nicht, mich umzudrehen. Immerhin konnte ich die Vampire nicht hören. Das musste zwar nicht unbedingt etwas Gutes heißen, beruhigte mich aber zumindest ein wenig.

Aus den Türen rechts und links des Ganges drangen leise Geräusche, die ich nicht richtig identifizieren konnte. Es war eine Art leises Geschrei, vermischt mit gelegentlichem Winseln und Zischen.
,,Hör bloß nicht hin!", riet mir Adam. ,,Lauf einfach weiter. Und beeil dich gefälligst, ich höre sie kommen!" Das stimmte zwar, doch er lief auch nicht viel schneller als ich, hatte daher meiner Meinung nach nicht das Recht sich zu beschweren.

Jetzt hörte ich sie auch. Nicht besonders laut waren sie, aber schnell. Und sie kamen immer näher. Nichts Gutes, nichts Gutes, nichts Gutes, ertönte es in meinem Kopf. ,,Denk nicht so viel!", zischte Adam. ,,Und wie, bitte schön, soll ich das-" Adam zog mich blitzschnell an die Wand. Oder besser: in einen der Räume. Er zerrte an meiner Hand, stieß mich dann in die Raummitte und knallte die Tür zu. Während er damit beschäftigt war, mit einem Bolzen die Tür zu verbarrikadieren - Schande über mich, dass ich ihm nicht half - sah ich mich um.

Der Raum war nicht besonders hell erleuchtet, eigentlich fast gar nicht. Die einzige Lichtquelle war ein Streichholz. Es steckte in einer Öllampe. Wer steckte ein Streichholz in eine Öllampe, ohne auf die Idee zu kommen, die Lampe überhaupt anzuzünden?
Der Boden und die Wände waren aus Stein, grob behauen und kalt. Nicht zu sehr, und doch nicht mehr angenehm.

Ich ließ mich auf dem Steinboden nieder und lehnte mich an die Wand. Ober der Bolzen halten würde? ,,Sicher tut er das." Adam setzte sich neben mich. ,,Was sollen wir jetzt tun?", fragte ich. Er schwieg kurz, bevor er sagte: ,,Ich dachte, du hättest eine Idee." ,,Ich? Eine Idee?" Allmählich würde ich wütend.

,,Ich habe keine Ahnung, wo du mich da hineingezogen hast, geschweige denn, wo wir jetzt sind! Bis du aufgetaucht bist, war mein Leben gut! Jetzt bin ich verschleppt worden, habe den schlimmsten Hunger meins Lebens und sitze in einem eiskalten Verlies! Womöglich werde ich nie wieder Tageslicht sehen! Diese Vampire jagen mich und ich weiß nicht mal wieso!" Für meine letzten Worte holte ich tief Luft und schrie sie ihm ins Gesicht. Vielleicht hatte ich ein wenig übertrieben, doch wen kümmerte das schon?
,,Du übertreibst", kam prompt die Antwort. Beleidigt verschränkte ich die Arme. Okay. Vielleicht - aber nur ganz vielleicht - verhielt ich mich gerade wie ein kleines Kind. Aber das meiste von dem, was ich gesagt hatte, stimmte.

Neben mir regte sich etwas. Oder jemand. Und diese Person war definitiv nicht Adam.

,,Du meine Güte. Ich dachte, ich hätte es schwer gehabt. Aber gegen dich war das offensichtlich ein Klacks." Ein Gesicht schob sich ins Licht der kleinen Flamme, den Mund zu einem belustigten Grinsen verzerrt.

,,Hi. Ich bin Rob."



Wenn der Mond scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt