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Mit einem Schlag wachte ich auf. Ich wusste nicht, weshalb. Ich tastete nach Adam, der noch beim Einschlafen neben mir gelegen hatte. Doch jetzt war er nicht mehr da. Überhaupt war ich nicht mehr auf dem Baum. Ich spürte keine Rinde mehr unter mir und nahm nicht mehr den frischen Geruch des Waldes war. Stattdessen roch es leicht modrig und ich fuhr mit den Fingern nicht über den hubbeligen, dicken Stamm einer Eiche, sondern über kalte, starre Wände.

Erschrocken öffnete ich die Augen und das erste, was ich sah, war grau. Auch als ich noch einmal genauer hinschaute, sah ich nichts anderes. Ich lag mit dem Rücken an der Wand, fast aufrecht, und ich befand mich nicht mehr in der Natur, sondern in einem Raum, der - wie konnte man es anders erwarten - in der Farbe grau gestrichen worden war. Ich sprang auf und mit ein paar Schritten war ich an der Tür. Die natürlich verschlossen war. Sie war schwarz gestrichen und in dem Holz konnte ich klar und deutlich lange, tiefe Risse erkennen.

Ich konnte mich nicht länger mit der Tür befassen, denn ein Schiebefenster öffnete sich. Es war nicht viel größer als meine Hand. Durch das Fenster starrten mich kleine, schwarze Augen böse an. ,,Hallo, Süße", erklang eine schnarrende Stimme. Sie war unangenehm, wie ein Fingernagel, der auf glatten Steinen kratzt. ,,Ich hab hier was für dich!" Derjenige, der vor der Tür stand, schob einen Teller durch den Spalt. Ich erwartete, darauf etwas zu essen zu sehen. Doch falsch gedacht. Denn auf dem Teller lag ein Finger. Und an dem Finger steckte ein Ring, den ich gut kannte.

,,PAPA!", schrie ich. Ich hämmerte an die Tür und versuchte, durch das Fenster demjenigen auf der anderen Seite die Augen auszukratzen. Doch bevor ich das schaffte, packte eine Klaue mein Handgelenk. Und wenn ich Klaue sage, dann meine ich das auch. Ich sah lange, dürre Finger, aus denen rissige Fingernägel wuchsen. Ich zog meine Hand sofort zurück. ,,Braves Mädchen!", ertönte wieder die Fingernagel-auf-Stein-Stimme. Eine Träne rollte über meine Wange. Doch ich wischte sie energisch weg. Ich durfte jetzt nicht weinen! ,,Wer sind Sie? Was wollen Sie?", fragte ich leise. Ich versuchte, mehr als nur die Augen von demjenigen zu sehen, doch in diesem Moment wurde mir das Schiebefenster direkt vor dem Gesicht zugeschlagen. Ich zuckte zusammen. ,,Das wirst du zu gegebener Zeit erfahren!", antwortete die Stimme hämisch. Ich schlug mit meinen Fäusten auf die Tür ein. ,,Das ist sinnlos!", teilte mir die Stimme mit. ,,Hier unten hört dich niemand!" Ich wich von der Tür zurück, stolperte und fiel auf den staubigen Boden. ,,Viel Spaß noch!" Ich hörte Schritte. Die Stimme entfernte sich. ,,Warten Sie! Ich mache alles, was Sie wollen! Lassen Sie mich nur raus!", forderte ich. Doch als Antwort bekam ich nur ein schrilles Lachen, gefolgt von einem Brüllen. Einem unmenschlichen Brüllen. Ich zitterte inzwischen und schlich wieder auf die Tür zu.

Dann brüllte das Etwas erneut. Es klang näher und nicht so eingesperrt wie ich. Meine Aufmerksamkeit lag wieder auf den seltsamen Rissen. Welche Krallen auch immer sie hervorgebracht hatten, ich wollte das Wesen auf keinen Fall kennenlernen, das dies getan hatte.

Dann hörte ich es. Ein Kreischen und Zischen. Und dumpfe Schläge auf dem Boden. Das Wesen kam näher. Stetig.
Und dann ertönte noch einmal das Brüllen. Direkt vor der Tür meines Gefängnisses...


Kapitel zehn! Yeah!!! Ich bin stolz, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Gleichzeitig kann ich euch nur ein  vergleichsweise kurzes Kapitel bieten. Vielleicht wird das nächste wieder etwas länger. Aber bleibt auf jeden Fall dran, bis dahin
Colourfance🎨

Wenn der Mond scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt