16.

2 0 0
                                    

Ich rückte automatisch von dem bisher körperlosen Gesicht ab. Etwas stieß gegen meine rechte Schulter. Adam, der sich schnell bewegt hatte.
,,Wer zur Hölle bist du denn?", fragte er. ,,Ich bin die Person, dessen Zelle ihr euch als Bunker ausgesucht habt. An dieser Stelle muss ich mich nochmal ausdrücklich bei euch beschweren. Einen schlechteren Ort hättet ihr nicht wählen können." Jetzt gesellte sich zu dem sommersprossigen Gesicht noch ein schmächtiger Oberkörper. Ich schätzte den Jungen auf zwölf Jahre. Was hatte ein Kind wie der in einem Gefängnis wie diesem zu suchen?

Die Mundwinkel des Jungen zuckten. ,,Ihr fragt euch sicher, was ich hier verloren habe, nicht wahr?" Er hob beide Hände. Im Hintergrund hörte ich unsere Verfolger gegen die Tür hämmern. ,,Das ist echt nicht meine Schuld. Ist einfach so passiert. Und wenn die einen erst haben, kannst du auch nicht mehr davonlaufen. Da passiert alles Schlag auf Schlag -" Adam unterbrach ihn: ,,Was kannst du denn angestellt haben, damit die Vampire dich direkt hier einsperren? Mal ehrlich. Du bist bestimmt erst zwölf -" ,,Vierzehn." Adam ließ sich nicht unterbrechen. ,,- und da wirst du einfach so, zum Spaß, in ein Hochsicherheitsgefängnis gesteckt?" Hochsicherheitsgefängnis? Das klang nach Regeln. Regeln klangen nach Regierung. Und von etwas Derartigem bei den Vampiren hatte ich noch nie gehört. Immerhin galten sie als gesetzlos.

Adam warf mir einen Blick zu. ,,Natürlich gibt es eine Regierung bei uns - ich meine, bei den Vampiren. Sonst würde ja alles drunter und drüber gehen."

,,Wart mal. Du bist ein Vampir?" Rob rückte von Adam ab, zurück ins Dunkel. ,,Was macht ein Werwolf zusammen mit einem Vampir in einer Zelle? Und noch dazu in meiner Zelle! Macht, dass ihr rauskommt, sofort!"

,,Wir können da jetzt nicht raus. Die verfolgen uns!" Ich versuchte, ruhig zu bleiben und Rob nicht an den Schultern zu packen.

,,Geht jetzt! Geht!" Robs Stimme war schrill geworden, hysterisch mit den Armen wedelnd zeigte er zur Tür. ,,RAUS!" Sein Schrei ließ die Kerzenflamme erzittern und veranlasste die Vampire draußen vor der Tür, noch schneller und stärker gegen die Tür zu schlagen. Sicher, im Hinblick auf den Balken, den wir - also Adam - zum Verbarrikadieren vor die Tür geklemmt hatten, hörte sich das nicht schlimm an. Aber wenn wir nicht gleich etwas unternahmen, saßen wir mir nichts dir nichts wieder im Korridor und würden mit offenen Armen von den Vampiren empfangen werden.

Ich packte Rob am Arm. ,,Beruhige dich doch mal! Ist ja nicht so, als würde er dich direkt in Fetzen reißen!" Adam sah tatsächlich einfach nur genervt aus. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und verzog das Gesicht zu einem eindeutig falschen Lächeln. Es sah aus, als versuchte er mit hundert Nadeln im Gesicht das Wort Kirsche zu sagen. Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu, während er ein kleines Stückchen näher rutschte.
Sofort begann Rob wieder zu strampeln.

Adam zischte mir ein leises ,,Ich hasse dich" ins Ohr, dann half er mir, Rob an der Wand zu fixieren. Na ja, so konnte man es nicht gerade nennen. Er schaffte es mehr schlecht als recht, Rob mit einem Kabelbinder die Hände zu fesseln. Ich blickte ungläubig auf die Plastikkordeln. 

,,Woher hast du die denn?"

,,Geklaut."

,,Na klar."

,,Schön. Sie haben mir damit die Hände zusammengebunden, bevor sie mich hergebracht haben. Als wir drin waren, haben sie sie mir wieder abgenommen. Danach hab ich sie geklaut. Zufrieden?"

Ich seufzte. ,,Damit schon." Mit unserer derzeitigen Lage eher nicht, fügte ich in Gedanken hinzu. Adam nickte unmerklich. ,,Wer mag diese Zelle schon?", flüsterte er.

Trotz der Tatsache, dass Adam sehr leise gesprochen hatte, wandte Rob den Kopf und blickte Adam direkt ins Gesicht. Er verengte schnell und leicht die Augen und zog die Augenbrauen zusammen. Das passierte im Bruchteil einer Sekunde. Hätte ich geblinzelt, hätte ich diese Veränderung in Robs Gesicht nicht bemerkt.
Danach nahm es wieder denselben Ausdruck an wie vorher: leicht angespannt, aber er war auch neugierig, denn er sagte: ,,Ich kenne einen Weg hier raus. Wenn ihr wollt, zeige ich ihn euch." 
Im selben Moment schlug etwas mit großer Wucht gegen die Tür. Ich zögerte nicht lange und sagte: ,,Klar. So schnell wie möglich bitte."

Adam jedoch starrte Rob unverwandt ins Gesicht. ,,Wir wissen nicht, ob er die Wahrheit sagt, Nova. Wir haben ihn gefesselt. Dann würde ich auch alles versprechen, um wieder die Hände frei zu haben."

,,Wir werden nie herausfinden, ob er lügt oder nicht, wenn wir ihm nicht vertrauen." Ein Riss bildete sich in der Tür, der Balken ächzte. ,,Beeilung!" Ich blickte hektisch von der Tür zu Adam zu Rob. ,,Was ist jetzt?", fragte dieser. ,,Machst du mich los?" Adam presste die Lippen aufeinander.

Drei Sekunden später brach die Tür endgültig auseinander. Gleichzeitig schossen fünf Vampire in den Raum. Weitere strömten nach. Sie fauchten und bleckten die Zähne. Doch es half nichts.

Die Zelle war leer.


Hallöchen! Mal (endlich) wieder ein Kapitel von dieser Geschichte. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein Feedback hierlassen könntet. Das hilft und ich würde mich gerne verbessern🤗. Ansonsten dann bis zum nächsten Kapitel!

LG Colourfance 🎨


Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 03 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Wenn der Mond scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt