14.

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Ich konnte es nicht fassen. Denn wer stand mitten im Raum und unterhielt sich laut mit seinen Gegenübern?

Adam.

Wie konnte er? Hatte er mich angelogen? Wahrscheinlich. Arbeitete er mit diesen Kerlen zusammen? Oder war er doch ihr Gefangener? Doch danach sah es nicht gerade aus.
Er gestikulierte wild und versuchte seinen Gesprächspartnern - beide Vampire, den komplett schwarzen Augen nach zu urteilen - offenbar irgendwas mitzuteilen.

Erst jetzt betrachtete ich die Umgebung. Der Raum war mindestens drei Mal so groß wie meine Zelle - was auch nicht besonders schwierig war.
Ein ovaler Tisch mit vielen Stühlen nahm den meisten Platz ein. Ich riskierte es, die Tür noch ein wenig weiter zu öffnen, um einen Blick in die Ecke werfen zu können. Es lohnte sich: Die weiße Tafel an einer der kürzeren Seiten des Raumes war bedeckt von irgendwelchen Lageplänen. Wirre Kritzeleien waren anscheinend nachträglich eingefügt worden, die rote Farbe stach deutlich hervor.
Mit schwarzen Markern waren Linien, Pfeile, Kreise und seltsame Ecken gezeichnet worden. In den Kreisen Schrift. Vielleicht Namen oder Bezeichnungen.

Ich wurde aus diesem Tafelbild einfach nicht schlau. Was sollte es sein, welchen Nutzen könnte es für die Vampire haben, oder besser: War es von Bedeutung für uns Wölfe? Heckten die Vampire wieder irgendeinen Wir-werden-euch-unterjochen-Plan aus?
Ich konnte nicht umhin, die Augen zu verdrehen. Da schrieben sie sich mal einen Plan - mehr oder weniger - säuberlich auf eine Tafel in ihren Besprechungsraum, ließen sogar die Tür offen stehen und mich anscheinend wichtige Gespräche belauschen. Und dann verstand ich kein Wort davon. Na toll.

Moment mal. Mein Wolfsgespür schlug an.
Sie schickten mir einen mordlustigen, aber leicht zu überwältigenden Vampir. Sie ließen die Tür offen stehen. Sie ließen mich ihre Pläne belauschen. Es gab keine Wachen.

Keine Wachen!

Keine Wachen?

Niemand, sei derjenige noch so dumm, würde eine Gefangene ohne Wachen festhalten.
Bis auf vier Vampire - Adam eingeschlossen - war ich noch niemanden begegnet, der mich hatte aufhalten wollen. Und es war nicht nur das. Hier waren noch viel mehr Leute in Zellen eingesperrt. Und - ich schaute kurz nach links und rechts - keine einzige Patrouille in Sicht. Das konnte nur zwei Dinge bedeuten:

1. Die Vampire waren dumm - ein überzeugendes Argument - und ließen mich und andere Gefangene unbeaufsichtigt. Oder...

2. Das war eine Falle und derjenige, der meinen Fast-Mörder getötet hatte, wollte mich jetzt umbringen. Aber warum nicht schon früher? Das ergab keinen Sinn.

Ooooder...

Ich war einfach paranoid und brauchte dringend eine Pause, frische Luft und eins von diesen schwarzen Menschen-Gebräuen, die mir nur mit Milch und Zucker schmeckten, weil sie sonst zu bitter waren. Kafeeh oder so.

Meine Gedanken hatten mich vom Geschehen im Besprechungsraum abgelenkt. Und was sich in der Zwischenzeit abgespielt hatte, sah nicht gut aus.


Ich habe mal wieder was hochgeladen. Ich weiß, wieder ein Cliffhänger... Ich setze mich direkt ans nächste Kapitel. Bis hoffentlich demnächst,

Colourfance 🎨

Wenn der Mond scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt