Kapitel 13

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„Ginsterpfote", rief die kleine, weiße Kätzin mit den schwarzen Pfoten in den Wald. „Ginsterpfote!" Ihre Rufe blieben unerwidert.
Es war schon einige Zeit nach dem Kampf, die Sonne stand bereits hoch am Himmel aber von Ginsterpfote war keine Spur weit und breit.
„Nein!" ein lautes Schluchzen ließ sie umkehren und Wolkenpfote lief auf die Lärmquelle zu. Da kauerte er, neben dem Körper eines weißen Kater und schluchzte. Erst, als Wolkenpfote näher an den beiden dran war, wusste sie, warum Ginsterpfote so laut geschluchzt hatte. Der Kater war tot, der Hals war offen und daraus sickerte noch immer Blut, hell und rot.
„Das ist..." stotterte Wolkenpfote irritiert. „Das ist doch Schneekralle!" „Was?" fragte Ginsterpfote und dann weiteten sich seine Augen. „Nein, nein, nein, nein!" „Hast du... also... hast du ihn", Wolkenpfote brachte es nicht übers Herz, weiter zu sprechen, aber Ginsterpfote hatte verstanden. „Ja", knurrte er und fiel wieder neben die Leiche des Katers. Ginsterpfote schien gebrochen, er hatte einen Kater ermordet, einen Kater, der nicht einmal ein Feind gewesen war.
„Es tut mir so leid", miaute Wolkenpfote mit schwacher Stimme. „Schneekralle!", jaulte da auf einmal eine Kätzin hinter ihnen. Wolkenpfote fuhr erschrocken zusammen und sah eine kleine, grau weiße Kätzin auf die beiden zurennen. „Wer war das? Wer war das?" fauchte sie dabei wie verrückt und ließ sich zitternd neben dem weißen Kater nieder. „Wer hat meinem Bruder das angetan?" Wolkenpfote sah, wie Ginsterpfote schon zu reden ansetzte, aber sie war schneller. „Einer aus der anderen Gruppe, Ginsterpfote ist ihnen hinterher gerannt, aber es war zu spät, als er hier ankam war Schneekralle schon tot." „Tut mir leid", krächzte Ginsterpfote und ließ den Kopf hängen.
Lichtschweif erwiderte nichts daraufhin, doch ihr gesträubtes Nackenfell verliert, dass sie Ginsterpfote doch etwas die Schuld an dem Tod ihres Bruders gab. „Wir sollten ihn zur Gruppe bringen", miaute Wolkenpfote nach einiger Zeit schließlich leise. Die anderen beiden nickten und Lichtschweif half Wolkenpfote dabei, Schneekralle auf Ginsterpfotes Rücken zu hieven, danach halfen Lichtschweif und Wolkenpfote Ginsterpfote beim tragen des toten Katers.

„Schneekralle!" erstaunte und traurige rufe hallten durch das Lager, als die Dreiergruppe mit dem Leichnahm ins Lager kam. Es dauerte dann nicht mehr lange, bis er in die Mitte des Lagers gelegt wurde und zwei Heilkundige ihn mit Lavendel und Rosmarin eingerieben hatten.
Während sich die Gruppe um den gefallenen Kameraden versammelte und leise Geschichten über ihn austauschten. Ginsterpfote, Frostpfote und Wolkenpfote ließen sich einige Katzenlängen entfernt sinken und blieben einige Momente still, bis Frostpfote schließlich das erste Wort miaute: „Ich vermisse den Clan." „Ich auch", Ginsterpfotes Augen wurden trüb vor Kummer und Heimweh. „Denkt ihr, Dunkelstern denkt wir sind tot? Denkt Moospfote vielleicht, wir sind tot?" „Kann sein", meldete sich Wolkenpfote leise zu Wort und schlechtes Gewissen regte sich in ihr. „Ich hätte euch nicht mitkommen lassen dürfen. Ihr wärt jetzt schon Krieger und jetzt seid ihr hier bei mir, fern ab von eurer ganzen Familie und noch immer Schüler und nur der Sternenclan weiß ob wir je wieder zurückkommen." Nun schnaubte Frostpfote entrüstet: „Ist das dien ernst, Wolkenpfote? Selbst wenn du uns gebeten, nein, sogar angefleht hättest, nicht mitzukommen, wir wären trotzdem mit dir Gegangen. Vielleicht wärst du erfroren, wenn wir nicht gewesen wären, an Übermüdung verrückt geworden oder hättest den Baum nicht gesehen und wärst bei dem Versuch, durch den Fluss zu schwimmen ertrunken! Du trägst keine Schuld daran, dass wir jetzt nicht beim Clan sind. Das war unsere Entscheidung und ja, vielleicht wären wir jetzt Krieger, aber hier behandelt man uns doch wie Krieger." -Stimmt- dachte Wolkenpfote, nachdem Frostpfote geendet hatte. -Wir haben weder einen Mentor, noch werden wir zum säubern irgendeines Baues angeheuert. Wir werden in Patrouillen eingeteilt wie alle Krieger und werden mit Respekt behandelt, das einzige, was uns jetzt hier noch zu Schülern macht ist unser Name und der Bau, in dem wir schlafen.-
„Frostpfote hat recht", bekräftigte Ginsterpfote und stellte die Ohren auf. „Es war unsere Entscheidung und ich bin mehr als froh, bei dir hier zu sein. Ich hätte dich niemals alleine gehen lassen. Du gehörst doch zu mir!" -Was?- während Wolkenpfote diesen Gedanken dachte sah sie, wie Ginsterpfote verlegen den Kopf senkte und etwas entschuldigend nuschelte, während er in den Bau schlüpfte.
„Wir sollten jetzt alle schlafen gehen", miaute Frostpfote und gähnte, ob es echt war wusste Wolkenpfote nicht zu behaupten. „Wir sind Morgen früh zu einer Patrouille eingeteilt und sollten ausgeschlafen sein." „Du hast recht", miaute Wolkenpfote und versuchte die schmerzenden Gelenke zu ignorieren, die sie durch die Kälte und den harten Boden bekommen hatte. Außerdem schmerzten ihre Flanken und ihre Nase, doch die Kratzer waren nicht schlimm und auch Frostpfote hatte kaum Wunden. -Weil wir aufeinander aufgepasst haben- dachte Wolkenpfote stolz und tappte in den Schülerbau, um sich dort in ihrem warmen Nest zusammen zu rollen. -Ich wünschte nur, ich hätte auch auf Ginsterpfote acht geben können-

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„Sei gegrüßt, Wolkenpfote und entschuldige, dass ich dich gestern Nacht nicht im Traum empfangen konnte", miaute Flutstern und senkte höflich den Kopf. „Ich hatte eine... kleine Auseinandersetzung mit meinem Bruder und dann mit den Sternenclan Heilern..." „Oh", miaute Wolkenpfote und rückte etwas näher, um die Wunden des grauen Katers genauer sehen zu können. „Haben sie sie versorgt?" wunderte sich Wolkenpfote als sie keine hinweise auf Kräuter sah. Flutstern nickte: „Das haben sie, aber die Kräuter sind über den Tag abgefallen und ich werde nach deinem Besuch wieder die Heilerkatzen aufsuchen müssen." „Ich will dich keinesfalls daran hindern", miaute Wolkenpfote schnell. „Tust du nicht", miaute Flutstern freundlich und etwas amüsiert. „Ich habe dir etwas von dem Kampf zu erzählen, der sich ereignet hat. Zwischen mir und meinem Bruder. Du musst unbedingt dafür sorgen, dass keine Katze Feuerstern dem Lügner glauben schenkt. Verstehst du?" Eindringlich blickte Flutstern die jüngere Kätzin an. „Natürlich", miaute Wolkenpfote prompt und sah durch den Wald Richtung Grenze zum Wald der Finsternis. Diese Grenze hatten sie und Flutstern bereits besucht und Wolkenpfote hatte sich bei dem Geruch, dem Aussehen und... einfach allem an diesem finsteren Wald bedroht gefühlt.
Während Flutstern den Kampf schilderte spähte Wolkenpfote immer wieder vorsichtig hinüber zur Grenze, die ihr jetzt so viel näher vorkam.
„Vertraust du mir?" fragte Flutstern und beäugte sie eindringlich. Sofort spitzte Wolkenpfote wieder aufmerksam ihre Ohren und nickte. „Gut, dann möchte ich, dass du folgendes für mich tust..."
Und während Wolkenpfote später verblasste, konnte sie kaum glauben, was Flutstern von ihr verlangt hatte.

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Frostpfote, weiße Kätzin mit frostigen blauen Augen
Wolkenpfote, kleine weiße Kätzin mit schwarzen Pfoten, Schwanzspitze, Ohrenspitze und türkisenen Augen
Ginsterpfote, brauner Kater mit weißem Tiegermuster und Bernsteinfarbenen Augen
Schneekralle, weißer Kater mit dunkelgrünen Augen
Lichtschweif, kleine, grau-weiße Kätzin mit besonders flauschigen Schweif
Flutstern, grauer Kater mit schwarzen Musterungen und dunkelblauen Augen

Das Verbrechen der Schüler Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt