14.12.2023

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Jung Hoseok

Hoseok runzelte die Stirn. Er war wirklich durch mit den Nerven. Er hasste es auf seinen Stiefbruder aufzupassen. Taehyung war zwar schon zehn Jahre alt, aber leider konnte er dennoch nicht alleine sein. Vor einigen Tagen war alles gut gewesen, da waren sie mit Namjoon und Seokjin, Namjoons Mann, Eislaufen gegangen. Aber ab dem Zeitpunkt, ab dem Seokjin und Namjoon sich nur noch geküsst hatten, anstatt auf Taehyung aufzupassen, war Hoseoks Tag versaut gewesen. Hoseok hasste generell viel mit seinen vierzehn Jahren.

Er war felsenfest davon überzeugt, dass dies an der Zusammenstellung seiner sehr fragwürdigen Familie lag. Seine Mutter hatte bereits mit achtzehn ihr erstes Kind bekommen, Namjoon, Jahre später hatte sie einen Freund gefunden und mit ihm dann mit frischen 46 Hoseoks gezeugt. Hoseok hatte also Eltern Anfang sechzig, einen vierzig Jährigen Halbbruder und natürlich mussten sich seine Eltern auch noch einem Adoptiv- Pflegesohn besorgen.

Hoseok war also mit Taehyung über Weihnachten alleine zuhause, weil seine Mutter auf Kur war und sein Vater arbeiten musste. "Komm bitte essen.", murmelte Hoseok eher zu sich, als dass er wirklichen den Jüngeren rief. Trotzdem stand Taehyung sofort neben ihm. "Du hast zwei Minuten zu spät gerufen.", stellte Taehyung ruhig fest und schaute wieder auf seine grüne Armbanduhr. Hoseok war es egal, ob das Essen perfekt um 12 Uhr fertig war, fünf Minuten später oder früher, aber Taehyung sah darin ein riesiges Problem, auch wenn er sich für seinen älteren Bruder bemühte, bekam er nicht selten deswegen einen Heulkrampf. Hoseok entschuldigte sich also schnell und setzte sich zu Taehyung. Sie aßen schweigend. Über was sollten sie schon sprechen, abgesehen davon, dass Taehyung nie von sich aus sprach, außer er wollte wissen los werden ode etwas haben.

Deswegen war er auch so überrascht, dass Taehyung ihn kurz darauf umarmte und sich für das Essen bedankte. Quitschend verschwand der Grundschüler wieder in seinem Zimmer und Hoseok stand alleine mit dem Abwasch da. Er entschied sich allerdings, erstmal Namjoon für all das an zu meckern, da er eigentlich überhaupt nicht in der Lage war auf ein hilfebedürftiges Kind aufzupassen. "Ja?", meldete sich Namjoon und sofort machte sich ein kleines Schuldgefühl in dem rumorenden Magen von Hoseok breit. "Taehyung nervt.", meinte er, nicht mehr so überzeugt wie vor einigen Minuten noch. Eigentlich hatte er Taehyung echt gern, aber ihn nervte es, dass seine Mutter ihn nie fragte, ob es okay für ihn wäre auf ihn aufzupassen. "Seokjin arbeitet noch und ich auch, aber wenn es nicht mehr geht, kann ich in einer Stunde da sein." "Quatsch.", hauchte Hosok und plötzlich wollte er Taehyung gar nicht mehr los werden und seinem viel älteren Bruder auch nicht. Es war nur dieses schrecklich schlimme Gefühl, dass seine Eltern ihn nicht ausreichend fanden und deswegen Taehyung aufgenommen hatten. "Ich möchte nur Weihnachten nicht mit ihm alleine sein.", fragte er mehr, als dass er es sagte.

Eyes²⁰²³DezemberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt