Kapitel 2: Die Auserwählung

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Quinn träumte in dieser Nacht schlecht. Schon lange waren die Nächte nur eine Verlängerung der endlosen Stunden im Club gewesen, doch diese Nacht schien nie enden zu wollen. Um so dankbarer war sie, als der nächste Tag angebrochen war und sie den Schlag von Maxim für einen Moment als Geschenk betrachtete. Er konnte sie ja unmöglich mit diesem unästhetischen Fleck im Gesicht in den Club lassen- doch als er ihr stumm eine Dose Puder in die Hand drückte zerbrach ihr Traum eines freien Tages in tausend Stücke.

"Heute scheint ein besonderer Tag zu sein.", flüsterte Adriana ihr ins Ohr als sich die zwölf Mädchen des Clubs zum Abendessen in der alten Küche trafen. Quinn war zwar froh durch Maxim einen Schlafplatz und geregelte Mahlzeiten zu bekommen, aber die Schulden die sich dadurch anhäuften waren bei ihrem Verdienst auch in fünfzig Jahren nicht zu begleichen.

Ein Küchenjunge streckte ihr eine Schale mit verdünnter Kohlsuppe entgegen und wartete bis Adriana an der Reihe war, um ihr mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ihre Schale zu überreichen. "Danke mein Lieber.", entgegnete sie ihm, während die Wangen des Jungen anfingen zu glühen.

"Was meinst du?", fragte Quinn stirnrunzelnd, als sie sich an ihrem üblichen Platz direkt am Fenster an dem gigantischen Tisch in der Küche niederließ. Der Platz entpuppte sich durch die schlecht gedämmten Fenster im Winter zwar als sehr eisiges Unterfangen, doch der große Holzkochofen schenkte dem Raum eine wollige Wärme.

"Maxim war heute sehr aufgeregt.", beantwortete Adriana ihre Frage, die sich an den Platz gegenüber von Quinn gesellte und immer für Klatsch und Tratsch zu haben war. "Der ist doch immer aufgeregt.", lachte Agnes, welche neben Quinn saß und von allen zwölf Mädchen wohl schon am längsten in dem Club hauste.

Ihre Kohlsuppe löffelnd schüttelte Adriana hastig den Kopf. "Nein, er ist ganz anders als sonst. Er hat mir heute eine Dusche erlaubt, obwohl Donnerstag ist." Auch wenn diese Tatsache in anderen Situationen wohl zur Belustigen beitragen konnte, blickten die anderen Mädchen am Tisch sie nun alle ungläubig an, denn duschen durfte hier nur jeder montags und freitags.

"Und er hat Quinn Puder gegeben.", ergänzte sie noch, woraufhin die Mädchen nun in Quinns frisch gepudertes Gesicht starrten.

"Ja, er scheint tatsächlich aufgeregt zu sein.", stimmte Agnes nun doch Adriana zu. "Ich habe noch nie etwas von ihm geschenkt bekommen.", fügte Marisol hinzu, um Adrianas Bemerkung über Maxim zu bestätigen. Als hätte Maxim gespürt, dass über ihn gesprochen wurde, betrat er in seinem feinsten Anzug die Küche, obwohl auch dieses edle Kleidungsstück nicht sein ungepflegtes Äußere zunichte machen konnte. "Worauf wartet ihr denn noch?!", schrie er entgeistert in die Runde, während ihm Schweißperlen über die rote, aufgequollene Stirn liefen. "Macht euch endlich fertig."

Keiner wagte es Maxim zu Wiedersprechen, weshalb die halb vollen Schalen mit Kohlsuppe in die Spüle getragen wurden und jedes der Mädchen wortlos an ihm vorbei ging, um ihren Dienst anzutreten.


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