21. Neuanfang

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Wenn ich hier sterbe...

Wozu wurde ich dann geboren?

Ich habe nicht. Absolut nichts was ich je erreicht habe.
Aber warum sollte ich jetzt überhaupt sterben?

Es tat so weh.
So als würde er meine gesamte Lebenskraft aus mit heraus saugen.
Ist es wirklich das Schicksal was mich bis hierher gebracht hat?
Das Schicksal zeigt einen immer nur die man manchmal gehen kann und nicht die, die man gehen möchte.
Das ist mir schon länger bewusst.

Doch trotzdem...kann ich dies alles nicht nur dem Schicksal in die Schuhe schieben.

Es ist allein meine Schuld, das ich hier sterben werde.

Der Vampir, welcher über mir liegt und mir gerade das Leben aus dem Leib saugt hat es mir klar gemacht.

Meine eigenen Entscheidungen haben mich hierher geführt.
Hätte ich mich anders entschieden...wäre...all das nicht passiert...

Aber...von welchen Entscheidungen ist hier die Rede?
Ich habe mich doch nie dazu entscheiden, zu heiraten.
Ich habe nichts der gleichen gewollt...
Oder rede ich mir all dies nur ein?
Ich schätze nicht.

Aber....

Ich will leben.
Ich will glücklich sein und all die Dinge erleben, die ich nicht erleben konnte.
Das Schicksal oder die Entscheidungen meiner Eltern können mich mal.

Ich will gebraucht werden!
Ich will jemanden anderen brauchen und mögen!
Ich will nicht darüber nachdenken müssen, ob wirklich Interesse oder Vertrauen besteht oder nicht. Ich will es einfach bestehen haben und genießen!
Doch ich glaube daran...das es eine Person geben wird...die mich akzeptieren und mögen wird!
Und wenn ich in vielleicht sogar naher Zukunft so eine Person gefunden habe...werde ich bei dieser Person bleiben!

Alles in mir verkrampfte sich.
Mein Körper wurde kalt und ich hatte das Gefühl kaum noch Blut in meinen Körper zu haben.
So kalt...so unfassbar kalt...
Meine Sicht war verschwommen.

Ich spürte wie meine Bisswunde schmerzte und der Vampir seine Zähne aus meinem Nacken zog.
Doch ich regte mich kein bisschen.

,, Bist du fertig, Harry?" fragte die Stimme außerhalb des Zimmers.
., Jo!" antwortete er fröhlich und wollte aufstehen...doch ich lies ihn nicht.
Mein Körper...gehorchte mir nicht mehr.

Meine Hand griff urplötzlich nach seinen Arm und packte zu.
Meine Augen fingen förmlich an zu brennen.
Ich spürte die Schmerzen der Bisswunde nicht einmal mehr und konnte seinen Arm nicht loslassen.

Der junge Vampir schaute mich überrascht an.
,, Kai! Ich hab Mist gebaut!" rief er plötzlich.

Meine Gedanken spielten verrückt.
Jeder Muskel von mir verkrampfte sich innerlich.

Meine andere Hand griff plötzlich mitten in sein Gesicht.
Er lies ein fragendes Geräusch von sich.

Ich schloss die Augen.
Ich spürte dennoch wie meine Finger in etwas hineinfuhren.

Und ehe ich mich versah spürte ich etwas feuchtes, nasses auf meiner Fingerspitze.
Etwas kaltes.
Es war ebenso in meinem Gesicht.

Langsam öffnete ich die Augen...

Der Vampir...hatte verblutete Augenhüllen.
Ich spürte wie mein Körper anfing zu zittern, dennoch mir nicht gehorchte.
D-das war ich nicht...oder?
Nein, nein, nein...
Das kann ich doch gar nicht gewesen sein...

,, Hä? Wie lustig. Sowas ist mir wirklich noch nie passiert." sagte der Mann.
I-ich muss hier weg.
Schnell.
Ihr blöden Beine...jetzt bewegt euch doch schon..
Die klebrige Flüssigkeit war immer noch auf meinem Gesicht verteilt.

Was passiert hier?

Tatsächlich sprang ich auf und schnappte mir ein Messer, welches ich einst auf meiner Kommode gelegt hatte.
Der Grund war ein einfacher...das Messer, welches ich immer auf meiner Kommode liegen hatte, diente dazu mich vor meinem Mann zu schützen.
Im schlimmsten Fall.

Mein Körper hörte immer noch nicht.
Alles in mir zog und spannte sich an.
Es fühlte sich so an, als würde jemand anders meinen Körper steuern.

Der Vampir kam mir näher.
Immer näher, bis er nur noch wenige Meter vor mir stand.
Er blutete immer noch stark und seine Augenhüllen wurden vollkommen von mir zerquetscht.
Dieses Bild...war wirklich abgrundtief widerwärtig.

Er schleuderte mich mit voller Wucht, durch einen Tritt gegen das Fenster.
Es zersprang darauf direkt, so das ich nun im kalten Schnee lag mit dem Messer in der Hand.

Es war wahrlich naiv von mir zu glauben, das diese kleine Waffe mich jetzt retten noch würde.
Ich habe ohnehin nichts zu verlieren.
Ich habe nichts mehr.
Rein gar nichts.

Doch ich musste mich aufrappeln..

Die beiden Vampire waren mir nicht nach draußen gefolgt...
Ich muss aufstehen und fliehen, bevor sie mich endgültig töten.
Das einzige was ich habe ist die Kette, die mir Rose anvertraut hatte.
Das Amulett, welches mir Kraft schenken sollte, wenn ich sie brauchte.

Doch es war wohl nur eine Schönredung.

Mein Körper...entspannte sich wieder.
Alles an mir lockerte sich und ich gewann wieder die Kontrolle über mich selbst.
Eilig rappelte ich mich auf und begann durch den Schnee zu stampfen.
Ich weiß nicht wie lange ich gelaufen bin...

40 km?
Nein...eher 50...

Hinter mir lies ich eine Blutspur.
Der Tritt hatte echt gesessen.
Es schmerzte wie die Hölle, doch ich fragte mich immer noch was mit mir geschehen war.

Nach einiger Zeit verspürte ich einen riesigen Durst.
Nach Blut.
Nach der Flüssigkeit, die in mir floss.
Naja...ich hoffe das tat sie noch.
Ich hatte so schrecklich Durst.

Irgendwann konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten, weshalb ich zusammenklappte und mich versuchte mit der Kette zu heilen.
Jedoch...hatte es keinen Sinn, denn ich wurde ohnmächtig.
Ich schlief ein und wurde zugeschneit.

Bis...

Ich deine Schritte hörte...

Die Schritte, die mir Hoffnung auf einen Neuanfang gaben.

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