14 | Offene Fragen

7 0 0
                                    

POV: Luciano

Diese Frau hinterlässt mehr Fragen als Antworten in meinem Kopf. Am liebsten hätte ich sie gerade gepackt und aufs Bett geschmissen. Noch nie konnte mich eine Frau so dermaßen reizen, dass ich beinahe meine Fassung verloren hätte. Dennoch habe ich die Risse in ihrer Fassade bemerkt, egal wie sehr sie versucht hat, es zu verstecken. Sie ist wirklich gut darin, aber nicht gut genug, dass es mir nicht aufgefallen wäre. Sie soll ruhig weiter in dem Glauben bleiben, dass sie mit mir auf Augenhöhe ist oder irgendeine Form der Macht besitzt.

Wieder mit ihrer steinernen Maske im Gesicht läuft sie auf die Haustür zu, an der sie Aurelio geradewegs abfängt.

„Beehre uns gerne bald wieder mit deiner Anwesenheit Cinderella"

Provokation ist sein zweiter Vorname und wenn er sie häufiger sehen sollte, dann wird er es auch in kürzester Zeit schaffen ihr Temperament zu entfachen, da bin ich mir sicher.

„Aurelio!", rufe ich zu ihm runter und schon ergreift die kleine die Flucht. Lauf so lange du es noch kannst, ich werde immer dafür sorgen, dass du nicht weit kommst. Bis ich dein kleines Geheimnis kenne Bellezza und dann werden wir sehen was ich mit dir mache. Vielleicht behalte ich dich so lange, bis du mich langweilst, danach... finde ich bestimmt eine Verwendung für dich.

„Hol Adrian, wir müssen was besprechen"

Im Wohnzimmer angekommen, lasse ich mich auf das königsblaue Sofa fallen.
In Gedanken versunken, merke ich erst zu spät, wie mein Bruder und Cousin den Raum betreten.

Immer wieder schweifen meine Gedanken zur letzten Nacht zurück, als sie nackt vor mir kniend auf meinem Bett saß. Ihr runder Arsch mir entgegengestreckt und so willig.

Aber warum ist sie so panisch an dem Morgen abgehauen, dass sie sogar ihre Schuhe vergessen hat? Sie ist regelrecht geflüchtet. Hat sie irgendetwas gesehen, von dem ich vielleicht wissen sollte? Es war definitiv Angst in ihren Augen, als ich sie aus dem Fenster beobachtet habe.
Davon abgesehen passt ihr Name überhaupt nicht zu ihrem Erscheinungsbild. Ich würde eher auf Spanierin, Italienerin oder Griechin tippen.

„Na, grübelst du immer noch über Cinderellas wahrer Identität?", versucht mich mein Cousin aufzuziehen.
„Aurelio, wie wäre es, wenn ich dir einfach dein scheiss Maul stopfen würde?", frage ich gereizt.

Es ist purer Frust, was diese Frau bei mir hinterlässt. Ich hätte sie eben nochmal durchnehmen sollen. Einfach nur um ein wenig Dampf abzulassen.

„Wie vielen Frauen bist du in unserem Business begegnet, die wissen, wer wir sind und sich trotzdem nicht einschüchtern lassen?", abwartend mustere ich die beiden.

„Hat sie dir den Kopf verdreht?", entkommt es lachend meinem Bruder und Aurelio steigt mit seiner hässlichen Lache ebenfalls ein.

Fluchend greife ich nach dem Whiskyglas auf dem Tisch und schmeiße es in seine Richtung. Seine Reflexe sind zu meinem Bedauern so gut, dass er ihm gekonnt ausweicht.
„Entspann dich Fratello", lacht dieser Wichser.
Mit glühender Wut in meinen Augen erhebe ich mich, um ihm eine zu verpassen. Ich hasse es, wenn er mich lächerlich macht. Er sollte besser aufpassen, dass er sich nicht noch unbeliebter bei mir macht, als er sowieso schon ist.

„Er hat recht", durchdringt die dunkle Stimme meines Onkels den Raum. Adrians und Aurelios Lachen verstummen. Er steht angelehnt im Türrahmen zum Wohnzimmer und beobachtet das Geschehen, sowie er es immer tut. Er hält sich im Hintergrund, aber seine Worte bringen jeden zum Schweigen. Camillo ist der denkende Kopf in unserer Familie, der immer mehr weiß als er je zugeben würde und insbesondere seine Menschenkenntnisse haben uns schon oft genug vor einer Katastrophe bewahrt.

„Eine Frau in einem solchen Geschäft mit einer derartigen Selbstbeherrschung und ohne Angst kann sehr gefährlich sein, weil sie immer unterschätzt wird. Ihr solltet also schnellstens herausfinden, wer sie wirklich ist, ehe sie irgendeinen Schaden anrichten kann."

Eindringlich durchbohrt er mich mit seinen Blicken. Ich weiß genau was das heißt. Er will dass ich mich darum kümmere, aber ich hatte auch nichts anderes vor.

„Ich weiß die Italienerin gefällt dir, aber lass dich nicht um den Finger wickeln", fügt er noch hinzu.

„Woher weißt du dass sie Italienerin ist? Sie könnte genauso gut Griechin sein", entgegne ich eine Spur zu gereizt.

Lachend schüttelt er den Kopf „An dem Morgen, als sie vor dir geflohen ist, habe ich sie auf italienisch fluchen gehört"

Das erklärt so einiges, aber zu wissen dass sie Italienerin ist, macht das ganze vielleicht noch ein bisschen interessanter.

„Aurelio, lass deine Kontakte in Italien spielen, vielleicht findest du etwas über sie heraus"

„Ich muss etwas an dem Morgen übersehen haben.."

____________________________

Capo de la CataniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt