Kapitel 15

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Rune:

Nach Niklas' ersten Worten bin ich schon aus dem Bett gesprungen, ziehe mich während dem Telefonat an und springe dann sofort ins Auto. Ich fahre schnell zur Wohnung der Landins und klingle wie besprochen dreimal an der Haustür. Sie wird eine halbe Minute später einen spaltbreit geöffnet. „Arne?", frage ich leise, „hier ist Rune, lässt du mich rein?" Die Tür wird weiter geöffnet. Ich blicke auf Arne, der einen Schlafanzug trägt und mich mit müden Augen anschaut. „Danke, Großer", lächle ich, „wo ist denn dein Papi?" „Küche", murmelt Arne verschlafen. Ich betrete die Wohnung, schließe die Tür und hebe den Kleinen auf meinen Arm. „Wir schauen jetzt nach deinem Papi und dann gehen wir ins Bett", entscheide ich. „Nein!", ertönt Louis' Schrei aus der Küche. Schnell laufe ich zu ihm und sehe ihn auf dem Küchenboden kauern. Ich setze Arne ab und knie mich neben meinen Mitspieler. „Hey, hier ist Rune. Ganz ruhig Louis. Ich tue dir nichts an, in Ordnung? Hier tut dir niemand etwas an. Du bist sicher Louis", beruhige ich ihn. „Nein, hör auf", stottert er überfordert. „Louis, ganz ruhig", beruhige ich ihn, „hier tut dir niemand etwas an. Hier ist Rune, ich möchte dir helfen. Atme einmal tief ein und dann wieder aus." Seine Atmung wird wieder gleichmäßiger und er schaut mir unsicher in die Augen. „Hier", murmle ich und reiche ihm ein Taschentuch. „Ich bringe Arne kurz ins Bett und komme dann nochmal zu dir. Du bist hier sicher. Hier sind nur Arne und ich", erkläre ich ihm, „okay?" „Ja", murmelt er. „Einen Moment", bitte ich ihn und hebe Arne hoch, der bisher im Halbschlaf noch auf dem Boden saß. Ich orientiere mich kurz und entscheide mich dann für eine Richtung, wo sich zum Glück auch Arnes Zimmer befindet. Ich trage ihn zum Bett, lege ihn auf die Matratze und decke ihn zu. „Schlaf gut Großer", flüstere ich, „ich kümmre mich um deinen Papi." Er kuschelt sich in seine Decke und dreht sich zur Wand. Ich verlasse leise sein Zimmer und gehe wieder in die Küche, wo Louis noch auf dem Boden sitzt. „Und dich bringen wir jetzt auch ins Bett", beschließe ich und helfe ihm auf die Beine. Dann führe ich ihn zu seinem Schlafzimmer und er legt sich in sein Bett. „Du kannst morgen ausschlafen. Ich melde uns vom Training ab und kümmere ich um Arne", versichere ich. „Danke", murmelt er. „Kein Problem", winke ich ab, „jetzt schlaf erstmal." Er schließt seine Augen und dreht sich zur Wand, genau wie Arne gerade. Ich verlasse das Zimmer, schließe die Tür und gehe ins Wohnzimmer. Dort setze ich mich auf das Sofa und informiere Niklas kurz, dass die beiden jüngsten Landins jetzt schlafen. Anschließend suche ich mir eine Decke und lege mich hin.

Am nächsten Morgen werde ich von meinem Handywecker geweckt. Ich schalte ihn aus und melde mich dann erstmal bei Filip.

Rune: Hallo Filip, Louis und ich können heute beide leider nicht zum Training kommen. Es tut uns wirklich leid.

Filip: Das ist kein Problem Rune. Aber was ist bei euch los?

Rune: Louis ging es in der Nacht nicht gut und ich bin jetzt bei ihm, um mich um ihn und Arne zu kümmern. Vielleicht schaffen wir es heute Nachmittag.

Filip: Macht euch keinen Stress. Melde dich später einfach nochmal.

Rune: Mache ich.

Anschließend gehe ich zu Arne ins Zimmer. Der Kleine schläft noch ruhig, aber ich habe trotzdem vor mit ihm abzusprechen, ob er in den Kindergarten möchte. Also setze ich mich an seine Bettkante und streiche durch seine Haare. Er dreht sich müde um, schläft aber weiter. „Na komm, wach auf", lache ich. Arne grummelt jedoch nur und schläft weiter. „Arne, du musst aufstehen", sage ich und er öffnet endlich seine Augen. „Guten Morgen", lächle ich. „Papi?", fragt er überfordert. „Der schläft noch", erkläre ich, „willst du heute in den Kindergarten gehen?" „Ja", nickt er, „mit Leon spielen." „Na dann", grinse ich, „was willst du denn anziehen?" „Trikot von Papi", fordert er. „Ich glaube nicht, dass du eins hast", seufze ich, „wie wäre es mit einem von Niklas? Dann ist es auch nicht zu kalt." „Okay", nickt er. „Zeigst du mir wo das ist?", bitte ich ihn. „Ja", nickt er freudig und klettert aus dem Bett. Er öffnet etwas schwerfällig die Tür von seinem Kleiderschrank und deutet auf das kleine blaue Trikot. „Na dann", murmle ich und ziehe es aus dem Schrank. Ich nehme noch eine saubere Hose, Unterwäsche und Socken und lege alles auf das Bett. „Kannst du das alleine?", frage ich ihn, „oder soll ich helfen?" Ich würde mich ehrlich gesagt etwas unwohl fühlen ihn umzuziehen. Er ist ein kleiner Junge und wir kennen uns nicht gut. Für sowas müsste ich eigentlich das Einverständnis seines Vaters brauchen. „Alleine", entscheidet er. „Alles klar", nicke ich, „ich warte in der Küche, okay?" „Ja", antwortet er grinsend und ich gehe zu dem besagten Raum. Da Arne bei der Auswärtstour immer Müsli gegessen hat bereite ich auch jetzt Müsli für ihn vor. Dann hole ich auch für mich einen Teller aus dem Schrank und warte auf Arne.

Eine Stunde später sind wir beim Kindergarten. Ich habe Louis einen Zettel geschrieben und Magnus und Niklas auf den neusten Stand gebracht. „Wo ist denn deine Gruppe?", frage ich Arne. „Da!", sagt er und zieht mich einfach hinter ihm her durch den Kindergarten. Ich folge ihm lachend und schaue mich neugierig um. Er bleibt vor der Garderobe stehen und streift sich die Jacke ab. „Kannst du meine Schuhe aufmachen?", bittet er, weil er ein paar Probleme mit den Schnürsenkeln hat. „Natürlich", nicke ich und helfe ihm. Dann zieht er mich in die Gruppe, wo uns sofort ein Erzieher entgegenkommt. „Wer sind Sie?", fragt er mich sofort. „Ich heiße Rune", stelle ich mich ruhig vor, „ich bin ein Freund von Arnes Vater und seinen Onkeln." „Tja, also ist er doch nicht fähig sich um seinen Sohn zu kümmern", murmelt er und verdreht seine Augen. „Louis ist ein guter Vater", verteidige ich den Jüngeren, „es kommt eben manchmal zu unvorhersehbaren Ereignissen. Ich oder Louis werden Arne später wieder abholen." Er entgegnet nichts darauf, sondern verschränkt nur augenrollend seine Arme. Ich ignoriere ihn und knie mich zu Arne runter. „Viel Spaß", wünsche ich ihm, „wie sehen uns später wieder. Vielleicht kann dein Papi dich auch abholen." „Bis später", verabschiedet er sich. „Bis später", lächle ich und gehe nach draußen zu meinem Auto.

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