Kapitel 37

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Louis:

Eine halbe Stunde später geht es los zum Rathaus Balkon. Bevor es raus geht organisiert Niklas für uns den Pokal, damit wir zu dritt ein Bild damit machen können. Meine Brüder lassen mich den Pokal halten und legen jeweils einen Arm um meine Schulter. Wir grinsen zu dritt in die Kamera, während Emil das Foto macht und Mathias meinen Sohn kurz festhält. Die beiden besten Freunde sind wirklich lustig zusammen und haben sich schnell bereit erklärt ein Foto zu machen. Nachdem wir ein paar Fotos zu dritt haben knien wir uns hin, damit Arne zwischen meinen Beinen stehen kann, und wir gemeinsam den Pokal halten können. Wir machen noch ein Bild zu viert und eins zu zweit, bevor ich mir mein Handy von Emil zurücknehmen und mich bei den beiden bedanke.

Es dauert noch einen Moment, bis Niklas mit dem Pokal den Rathausbalkon betritt und mit tosendem Applaus begrüßt wird. Nacheinander gehen auch die Spieler nach draußen und Familienangehörige folgen ihnen. Magnus zieht mich zu sich an den Rand und ich habe Arne mittlerweile sicherheitshalber auf den Arm genommen. Ich blicke runter und sehe so viele Menschen applaudieren und filmen. „Willst du kurz winken?", frage ich meinen Sohn und er winkt für wenige Sekunden in die Menge. Nacheinander wird der Pokal von allen hochgehoben und die Mannschaft wird gefeiert. Ich blicke nochmal runter und erkenne auch meine Eltern in der Menge. „Da sind Oma und Opa", flüstere ich Arne zu und er winkt den beiden nochmal extra. Ich lasse meinen Blick nochmal durch die Menge schweifen und er bleibt bei zwei bekannten Gesichtern hängen. Ich stocke, was machen die denn hier? „Ich muss hier weg", sage ich zu Magnus und kämpfe mich durch das Gedränge zurück zur Tür nach drinnen. Magnus folgt mir und schaut mich fragend an: „Was ist los, Lou?" „Geh nach draußen", winke ich ab, „genieß es, ich rufe Mama und Papa an, dass sie herkommen sollen." Gestresst laufe ich auf und ab, habe aber die ganze Zeit einen Blick auf meinen Sohn. „Lou", seufzt Magnus, „ich lasse dich jetzt nicht alleine." „Geh zurück", protestiere ich, „ich fahre jetzt nach Hause und du feierst hier noch." „Ich lasse dich hier nicht alleine Louis, dir geht es nicht gut", sagt Magnus. „Ich komme klar", winke ich ab, „ich will nur nach Hause." Ich zücke mein Handy und rufe meine Mutter an. „Lou, wo seid ihr?", will sie sofort wissen, sobald sie den Anruf annimmt. „Können wir fahren?", frage ich leise. „Klar", kommt es sofort zurück, „kommst du raus?" „Ja", murmle ich, „danke." „Kein Problem", versichert sie, „bis gleich." Ich lege auf und greife dann nach Arnes Hand. „Louis, sag mir wenigstens was los ist", bittet Magnus und er hält mich an der Jacke fest. „Seine Eltern sind da", erkläre ich dann also. Ich sehe in Magnus Gesicht wie er versteht wen ich meine. „Was wollen sie hier?", frage ich verzweifelt, „sie haben sich nie für Handball interessiert. Was ist, wenn sie Arne wollen? Er ist ihr Enkel." Arne blickt bei seinem Namen auf und schaut mich verwirrt an. „Alles gut", versichere ich ihm. „Er ist NICHT ihr Enkel, Louis", sagt Magnus bestimmt, „Arnes einzige Großeltern sind unsere Eltern, niemand sonst." Ich nicke und ziehe dann erstmal Arne fest in meine Arme. Ich brauche das jetzt einfach. „Ich bringe euch jetzt erstmal raus", beschließt Magnus. Er nimmt Arne an seine Hand und ich folge ihnen mit zittrigen Beinen. Vor dem Rathaus treffen wir auf unsere Eltern und mein Vater schnappt sich sofort Arne, der sehr verwirrt und dadurch etwas aufgelöst ist. Meine Mutter schlingt einen Arm um meine Hüfte und wir gehen zum Auto, nachdem wir uns von Magnus verabschiedet haben. Ich helfe meinem Vater kurz mit Arnes Kindersitz, während meine Mutter schon den Fahrersitz einstellt. Sie wird Niklas Auto zu meinem Elternhaus fahren, während unser Vater das Auto meiner Eltern übernimmt. Ich will mich gerade auf den Beifahrersitz setzen, als ich von hinten angesprochen werde. „Louis." Ich erkenne die Stimme sofort und bleibe versteinert stehen. Scheiße. Ich schließe die Autotür wieder und drehe mich dann um. „Was wollt ihr?", will ich mit zittriger Stimme wissen. „Uns für unseren Sohn entschuldigen", antwortet meine ehemalige zweite Mutter, „was mein Sohn gemacht war falsch und wir beide werden es ihm nie verzeihen können. Danke, dass du ihn endlich angezeigt hast, es war das Richtige. Es tut uns so unendlich leid, dass du wegen ihm durch solche Qualen gehen musstest und er dir das Leben ein bisschen zerstört hat, auch wenn du, wie ich es sehe, glücklich bist. So haben wir unseren Sohn nicht erzogen. Wir wollten dich wirklich nicht so überfallen, aber hier hin zu kommen war die einzige Chance unseren Enkel ein einziges Mal richtig zu sehen." „Er ist nicht euer Enkel", wiederhole ich die Worte von Magnus und versuche selbstbewusst zu klingen, „ich bin sein einziger Vater, sein einziges Elternteil. Und ich wollte mit euch allen eigentlich nichts mehr zu tun haben." „Okay", nickt sie, „wir wollten nicht stören. Du bist für uns wie ein zweiter Sohn und falls du bei irgendwas Hilfe brauchst sind wir für dich da." Ich nicke ihr zu und öffne wieder die Tür: „Du warst immer meine zweite Mutter, aber ich möchte die Entscheidung mit euch in Kontakt zu sein meinem Sohn überlassen. Und das werde ich tun, wenn ich finde, dass er alt genug ist eine solche Entscheidung zu treffen und dabei auch alles zu verstehen." „Okay", seufzt sie, „nochmal Entschuldigung für meinen Sohn. Darf ich wissen wie dein Sohn heißt?" „Arne", antworte ich, woraufhin sie kurz schlucken muss. „Nach meinem Arne?", fragt sie zittrig. „Sein Tod hat Arnes Erzeuger stark belastet, stärker als er zugeben wollte. Es fehlte immer ein Stück von ihm und trotz seinem Wandel zu einer schlechten Person hat er mich jahrelang unterstützt. Und in mir war immer die kleine Hoffnung, dass er doch zu mir zurückkommt, sich entschuldigt und Interesse an dem Kleinen zeigt. Er hat es nie, aber wegen dieser klitzekleinen Hoffnung habe ich meinen Sohn nach dem verstorbenen Zwillingsbruder seines Erzeugers benannt." Ihr fließen ein paar Tränen die Wangen herunter, doch sie lächelt mich glücklich an: „Danke, dass du es mir erzählt hast. Dein Arne macht meinen bestimmt sehr glücklich und stolz." „Das hoffe ich", flüstere ich und schaue dann zum Auto, „ich glaube ich muss dann mal los. Hier sitzt jemand im Auto der dringend ins Bett muss." „Klar", nickt sie mit nassen Augen, „darf ich dich einmal umarmen?" Ich nicke einfach und umarme sie für wenige Sekunden. „Tschüss", murmle ich und steige endgültig ins Auto. „Alles gut?", will Mama wissen. „Ja", nicke ich, „ich habe mich vollkommen umsonst verrückt gemacht." „Da bin ich beruhigt", seufzt sie erleichtert, „wir fahren jetzt nach Hause, Arne geht ins Bett und wir beide kuscheln uns aufs Sofa, hmm." „Klingt gut", finde ich. „Schreib aber bitte Magnus und Niklas, dass es dir gut geht. Magnus hat sich wirklich Sorgen gemacht", bittet sie mich. „Mache ich", verspreche ich und tippe sofort eine Nachricht an meine großen Brüder in mein Handy ein.

Zur Feier des Tages noch ein Kapitel

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