Kapitel 38

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Louis:

Zu Hause bringt mein Vater, der schon länger wieder zu Hause ist, meinen Sohn ins Bett und legt sich dann selber schlafen. Währenddessen kuschle ich mich zu meiner Mutter aufs Sofa und zeige ihr ein paar Bilder von Arne. Wir hatten schon immer eine sehr enge Bindung zueinander. Enger als meine Bindung zu meinem Vater und die Bindung zwischen meinen Brüdern und ihr. Als einziges Mädchen war ich immer ihr kleines Baby und das hat sich nach meinem Outing auch nicht geändert. Mit der Schwangerschaft ist unser Verhältnis sogar noch besser geworden und ich liebe es eine solche ruhige Zeit mit ihr zu verbringen. „Wie süß", schwärmt sie bei einem Bild von Arne mit Harry. „Arne liebt Harry", verrate ich, „es ist wirklich niedlich wie sehr er sich immer freut ihn zu sehen." „Harry ist wirklich ein toller Mensch", meint sie, „wie läuft es denn eigentlich mit deinem Jugendzentrum?" „Frag nicht", stöhne ich, „ich habe mir vielleicht zu viel vorgenommen. Aber ich will das machen, ich will anderen helfen. Ich werde das schon auf die Beine gestellt bekommen." „Davon gehe ich aus", lächelt meine Mutter, „ich bin so stolz auf dich." „Danke", murmle ich, „ich gehe glaube ich aber auch langsam mal ins Bett." „Na komm", nickt sie und wir gehen gemeinsam nach oben. Ich gehe schnell ins Bad und lege mich dann neben Arne in mein Bett in meinem ehemaligen Kinderzimmer.

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Am Dienstag hole ich mittags meine Brüder ab und wir fahren gemeinsam zurück nach Kiel. Dort mache ich dann mit Arne einen Spaziergang zu einem Spielplatz damit er sich endlich mal wieder austoben kann. Wieder zu Hause hat Niklas bereits das Abendessen gekocht und wir lassen es uns endlich mal wieder zu viert schmecken. Im Anschluss schicke ich Arne zum Spielen in sein Zimmer, um mich dann mit meinen Brüdern über den Kindergarten unterhalten zu können. „Lass uns morgen nach dem Training einfach dort hinfahren", entscheidet Niklas, „dann reden wir mit den Leitern und klären das. Und am Besten reden wir, oder nur du Lou, nochmal mit Arne und finden heraus, was genau sein Erzieher gesagt hat." „Okay", nicke ich, „das klingt gut. Ich rede dann morgen mit Arne. Am besten alleine, dann wirkt das nicht so konfrontierend und dramatisch." „Das klingt doch gut", findet Magnus, „wir bekommen das hin Kurzer." Empört schaue ich ihn für den Kosenamen an. „Nenn mich nicht so", beschwere ich mich. Magnus grinst mich nur an streckt mir die Zunge raus. „Kinder", murmelt Niklas, woraufhin er von uns beiden jeweils einen Tritt gegen das Schienbein bekommt. „Kinder, sag ich doch", meint Niklas nur lachend.

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Nach dem Training fahren wir am nächsten Tag wie besprochen zum Kindergarten. Wir holen Arne noch schnell bei Haralds Familie ab, da er dort Zeit mit seinen Kindern verbracht hat. Ich habe vor dem Training bereits mit meinem Sohn gesprochen und er hat mir alles genau erzählt. Ole, sein Erzieher, hat wohl immer wieder zwischendurch erwähnt, dass Arne ja noch einen Vater hätte und der das Sorgerecht beantragen könnte. Zusätzlich hat er sich immer sehr negativ über mich geäußert, was Arne natürlich schon alleine sehr verunsichert hat. Wir kommen beim Kindergarten an und da Arne mich ängstlich anschaut nehme ich ihn kurzerhand auf den Arm. Mittlerweile wird er dafür echt schwer, aber ich möchte jetzt so handeln, dass er sich am wohlsten fühlt. Wir betreten zu viert den Kindergarten und Arne klammert sich sehr stark an mich. „Es ist alles gut", flüstere ich ihm zu, „ich bleibe die ganze Zeit bei dir." Ich habe heute Morgen schon die Leiterin des Kindergartens angerufen und mit ihr abgesprochen, dass wir vorbeikommen. Ich klopfe bei ihrem Büro an und auf ihr „Herein" öffne ich die Tür. Sie steht sofort von ihrem Schreibtisch auf und reicht uns allen einmal die Hand. Dann setzen wir uns auf die drei Stühle die ihm Raum stehen und sie schaut uns erwartungsvoll an. Ich erkläre ihr alles was ich von Arne weiß und sie nickt verstehend. „Arne, dein Papi ist dein Papi und du wirst bei ihm bleiben", versichert sie dann zuerst meinem Sohn, „mach dir da mal keine Sorgen." Ich schaue sie dankbar an und fahre durch Arnes Haare. Er sitzt dicht an mich gekuschelt auf meinem Schoß und hat sein Gesicht in meiner Brust vergraben. „Ich kann das natürlich nicht durchgehen lassen", fährt die Leiterin fort, „ich werde Arnes Erzieher entlassen und mich um einen guten Ersatz kümmern. Einer solchen Person möchte ich nicht um die 30 Kinder zumuten. Die armen Kinder. Das kann natürlich jetzt etwas dauern, solange werden wir die Kinder auf die anderen Gruppen aufteilen müssen. Ich denke Arne möchte mit Leon zusammenbleiben?" Zustimmend nicke ich und schaue zu Arne runter, der sich aber nicht weiter bewegt hat. „Du möchtest mit Leon in eine Gruppe, richtig mein Schatz?", frage ich also nochmal sicherheitshalber. „Und Fiete", murmelt er leise, „er ist sonst alleine." „Und Fiete", gebe ich dann an die Leiterin weiter. „Ist notiert", verspricht sie, „ich werde das dann alles hier planen und dann eine E-Mail an alle Eltern mit den Ergebnissen schicken." „Perfekt, danke", nicke ich zufrieden. „Kein Problem", winkt sie ab, „ich hoffe Arne bald wiederzusehen." „Natürlich", antworte ich und wir stehen alle auf. Wir verabschieden uns mit einem Händeschütteln und verlassen dann den Kindergarten wieder. „Das lief doch jetzt gut", findet Niklas. „Ja", stimme ich zu, „ich hoffe mal, dass Arne bald zurückgehen kann. Er braucht den Kindergarten als Ausgleich." „Sie kümmert sich ja drum", meint Magnus, „das wird wieder alles." Wir steigen wieder ins Auto und machen einen kurzen Abstecher beim Supermarkt um etwas Essen zu kaufen.

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Am Freitag geht es dann endlich wieder für Arne in den Kindergarten. Seitdem ich ihm gestern Abend erzählt habe, dass er wieder gehen darf ist er sehr aufgeregt, was ich zufrieden zur Kenntnis nehme. Er drängelnd morgens sogar richtig, damit wir endlich losfahren. Er ist jetzt zwischenzeitlich in seiner ursprünglichen Gruppe, weshalb wir den Weg dorthin schnell finden. Ich helfe ihm beim Ausziehen seiner Kleidung und begleite ihn dann noch in den Gruppenraum, wo er sofort Leon entdeckt und auf seinen kleinen Beinen zu ihm rennt. Ich rufe ihm noch ein „Tschüss Großer" hinterher, aber er reagiert gar nicht mehr. „Da freut sich aber jemand", meint die Erzieherin lachend. „Oh ja", nicke ich, „zum Glück." „Schön zu sehen, wie viel besser es ihm im Kindergarten mittlerweile geht", findet sie, „mit Leon in eine Gruppe zu gehen tat ihm gut." „Ja, das war die beste Entscheidung", stimme ich zu, „ich hole ihn dann heute Nachmittag wieder ab." „Alles klar", nickt sie zufrieden, „bis dann." „Bis später", verabschiede auch ich mich und gehe wieder zum Auto um erst nach Hause und dann zum Training zu fahren.

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