„Nimm es mir nicht übel, Niall, aber deine Projektgruppe ist ein Albtraum", war das Erste, was Harry mir mitteilte, als er die WG betrat. „Vor allem die Braunhaarige mit dem Rock. Was ist das denn für eine Diva?"
Ich seufzte. „Ich weiß. Tut mir leid. Aber du hast das wunderbar gehändelt. Bei der Sache mit den Todesfällen dachte ich kurz, ich muss eingreifen, aber du hast dich gut geschlagen." Dann knuffte ich ihm gegen den Arm. „Sag mal, wieso meldest du dich denn nicht? Seit einer halben Ewigkeit möchte ich mit dir über die Leute aus meiner Gruppe lästern, aber du scheinst dein Handy ja buchstäblich zu ignorieren."
„Krieg dich wieder ein, ich hatte einfach Stress. Dafür bin ich jetzt ja persönlich hier, oder? Das zählt mehr als ein Telefonat."
„Im Gegenteil. Es zählt überhaupt nicht." Resolut griff ich nach meinem Rucksack. „Jetzt muss ich nämlich los. Projekttreffen."
„Etwa mit den Leuten?" Harry grunzte. „Mein Beileid."
„Danke. Ich bemitleide mich selbst auch sehr. Vielleicht sehen wir uns danach noch? Ich sollte in ein paar Stunden wieder da sein."
Er überlegte kurz. „Normalerweise schon. Außer Louis wirft mich raus, aber das bezweifle ich mal."
„Horan, jetzt verpiss dich endlich!", dröhnte Louis prompt aus der Küche. „Harry und ich haben noch was vor!"
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was dieses Vorhaben beinhaltete. Ich hoffte nur, sie suchten sich einen einigermaßen zivilisierten Ort, um ... nun ja, ihren privaten Aktivitäten nachzugehen.
„Halt, bevor ich es vergesse." Warnend stach ich Harry mit dem Zeigefinger in die Brust. „Mein Bett ist tabu."
Wie erwartet lief mein bester Freund bis unter die Haarwurzeln knallrot an. „Niall! Was zum ..."
„Bis später!"
Aus den Augenwinkeln sah ich nur noch, wie Louis Harry von der Tür wegzerrte, dann fiel diese auch schon ins Schloss.
Noch nie hatte ich es eiliger damit gehabt, die Treppen hinabzulaufen und aus dem Haus zu kommen. Die beiden waren einfach unfassbar, vor allem Louis, dieser Idiot. Harry besaß im Gegensatz zu ihm wenigstens noch einen Funken Anstand. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel die Nachbarn mitbekamen.
Kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle – weiterhin so in Gedanken versunken, dass ich die Gestalt, die sich nun aus dem Schatten eines Hauseingangs löste und mir unauffällig zu folgen begann, nicht im Geringsten bemerkte.
Wyatts Strahlen war so breit wie eh denn je, als er mir die Wohnungstür öffnete, mich mehr oder weniger hineinzog und dann ohne Umschweife wie vom Band zu plappern begann.
Mit einem peinlich berührten Lächeln ließ ich es über mich ergehen, schob nur möglichst verstohlen seine Hand von meinem Arm. Dieser Typ freute sich eindeutig ein wenig zu sehr, mich zu sehen.
„Okay." Wyatt führte mich an einer kleinen Küchenzeile vorbei in einen Wohnraum. Hinter der anderen Tür befand sich dann wohl das Bad, und das war es mit den Zimmern auch schon wieder gewesen. Ich musste mich gar nicht groß umsehen, um zu wissen, dass es sich um eine typische Studentenbude handelte. „Ich habe leider kein krasses Wohnzimmer oder so, aber ich denke, der Schreibtisch tut es genauso."
„Kein Stress." Ich ließ mich auf dem Sitzball nieder, den Wyatt mir zurollte, und platzierte meinen Laptop auf besagtem Schreibtisch. „Hätte ich vermutlich auch nicht, würde ich nicht in einer WG wohnen, die sich das mit geballten finanziellen Mitteln leisten kann."
... und mit dem Geld, das wir durch YouTube verdienten. Damit könnten wir uns auch eine Wohnung mit fünf Wohnzimmern und noch mehr Wohnzimmertischen gönnen, aber das musste ich diesem Fanboy hier nicht unbedingt auf die Nase binden.

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Todgeküsst (Ziall Slow-Burn; Side-Larry)
FanfictionLost-Place-YouTuber Niall Horan zieht mit seinem Team von einem verlassenen Ort zum nächsten, um Klicks in Millionenhöhe zu erzielen - bis er auf einem seiner Ausflüge eine merkwürdige Begegnung erleidet. Der unfreundliche, mit seltsamen Gerätschaft...