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„Niall, du hast einen Stalker", war das Erste, was ich am nächsten Morgen von Louis zu hören bekam, dicht gefolgt von: „Und wo warst du letzte Nacht überhaupt?"

Müde ließ ich mich gegen die Tür sacken und sorgte somit dafür, dass diese ins Schloss fiel. Abschätzend musterte ich Louis' neugieriges, herausforderndes Gesicht und beschloss, dass es sinnlos wäre, ihm irgendwelche lahmen Lügen aufzutischen.

„Ich war bei Zayn", antwortete ich also wahrheitsgemäß. „Und davor ..."

„Bei Zayn?" Schlagartig wirkte mein Mitbewohner fünf Zentimeter größer als sonst. „Hattest du schon wieder einen geisterhaften Krampfanfall?"

Ich widerstand dem Bedürfnis, das Gesicht in den Händen zu vergraben und zu stöhnen. Louis' Bezeichnungen wurden einfach nicht besser.

„Nein, nur fast. Ich dachte, ich beuge dem nächsten ein wenig vor." In einem halbherzigen Motivationsschub stieß ich mich von der Tür ab und schob mich an Louis vorbei, der sich breitbeinig im Flur aufgebaut hatte.

Im Gegensatz zu letztem Mal hatte Zayn beim Aufwachen ebenfalls geschlafen, also hatte ich mich blitzschnell dazu entschieden, seine Wohnung zu verlassen, um mir daheim einen Kaffee zu gönnen. Eigentlich hatte ich mir nur eine seiner Eisentabletten abholen wollen, zusammen mit ein wenig Weihwasser und eventuell einer kleinen Portion seines blöden Tees. Zayn jedoch sah mich kaum auf der Türschwelle stehen, da packte er mich schon wortwörtlich am Kragen und stopfte mich auf einen Küchenstuhl, um eigenhändig mit seiner Kräuter- und Weihwasserbehandlung zu beginnen.

Ob besagte Behandlung etwas geholfen hatte? Aber hallo. Ich fühlte mich wie neugeboren.

Nein, nicht ganz, aber ich fühlte mich nicht mehr ganz so halbtot wie davor.

Während ich mich an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, spürte ich Louis' skeptischen Blick in meinem Rücken brennen.

„Sag mal", begann er dann auch schon. „Ist bei dir alles in Ordnung? Seit unserem Ausflug ins Schwimmbad hast du ständig diese Ausfälle. Nach dem Krankenhaus-Livestream erst recht. Kann dieser Zayn dir wirklich helfen?"

Irritiert sah ich auf. Das war erstaunlich viel offene Besorgnis für den sonst so barschen Louis. „Kann er", antwortete ich langsam. „Hoffe ich jedenfalls."

Den letzten Part murmelte ich nur leise zu mir selbst, doch angesichts dessen, wie Louis' Miene sich verdunkelte, wusste ich, dass er nicht leise genug gewesen war.

„Niall, gibt es noch irgendeine andere Anlaufstelle, an die du dich wenden kannst?" Er marschierte durch die Küche, um sich neben der Kaffeemaschine auf die Anrichte zu setzen. „Nimm's mir nicht übel, aber Zayn erscheint mir nicht gerade der sympathischste Typ zu sein. Gibt es nicht noch andere Leute, die sich mit dem Bullshit hier auskennen?"

Ich zuckte die Achseln. „Es gibt bestimmt noch andere Anlaufstellen, aber da müsste ich mich bei Zayn danach erkundigen. Außerdem weiß er, was er tut. Er hat mir schon ein paar Mal den Arsch gerettet."

Louis bedachte mich mit einem seltsamen Blick. „Anscheinend. Pass lieber auf, was er sonst noch so alles mit deinem A-..." Er hielt inne und runzelte die Stirn, als sein Handy einen Benachrichtigungston von sich ab. „Hast du Stress mit Harry?"

Gequält schloss ich die Augen. „Natürlich hat er dir schon Bericht erstattet."

„Nein, hat er nicht." Louis schlug ein paar Mal mit der flachen Hand auf die Kaffeemaschine, als diese mal wieder pfeifende Geräusche von sich gab, die sie definitiv nicht von sich geben sollte. „Er hat gefragt, ob wir uns heute bei ihm treffen können. Mit der deutlichen Botschaft zwischen den Zeilen, dass er dir nicht über den Weg laufen will. Also?"

Todgeküsst (Ziall Slow-Burn; Side-Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt