Wie der Titel des Kapitels schon sagt: Achtung, Erwähnungen von Blut!
-------------------
Meine Augenlieder waren unangenehm verklebt, als ich sie aufzuschlagen versuchte. Vergeblich. Alles schien verklebt und zäh zu sein, allem voran meine Fähigkeit zu denken. Nur langsam registrierte ich, dass ich auf hartem, kaltem Untergrund lag, vermutlich irgendwo auf dem Boden. Ich fror erbärmlich. Warum fror ich denn so? Instinktiv wollte ich mich zur Seite drehen und mich zu einem Ball zusammenrollen, in der Hoffnung, so den letzten Funken Wärme in meinem Körper retten zu können.
Dabei gingen mir zwei Sachen auf.
Erstens: Ich konnte mich nicht bewegen. Meine Muskeln wollten den Befehlen aus meinem Gehirn einfach kein Gehör schenken, verdammten mich dazu, regungslos auf dem Rücken liegenzubleiben.
Und zweitens: Meine Jacke. Weg. Ich lag in mein kurzärmliges Shirt und Jeans gekleidet auf dem Boden herum. Kein Wunder, dass mir die Kälte nach und nach den Garaus machte.
Geräusche drangen an meine Ohren. Gedämpft und verzerrt und unmöglich, sie zuzuordnen.
Und dann erst kehrte schlagartig die Erinnerung zurück. Mein Besuch im Hotel. Wyatt, der sich als Betreiber des fragwürdigen Stalker-Blogs entpuppt hatte. Junias plötzliches Auftauchen. Wyatts Zusammenbruch. Der Pfeil in seinem Nacken. Der Schmerz in meinem eigenen Hals, die Schwärze.
Junia.
Junia hatte uns in der Lobby des Hotels abgeschossen. Mit Betäubungspfeilen.
Hieß das etwa, dass ...
Augenblicklich begann mein Herz zu rasen, pumpte die aufkeimende Panik bis in die letzte Zelle meines Körpers.
Die Todesanbeter. Junia war eine von ihnen. Nicht Wyatt, den Zayn so verbissen verdächtigt hatte, sondern Junia, meine Projektkollegin und Kommilitonin, um die ich mich auch noch gesorgt hatte. Welch Ironie.
Und jetzt lag ich hier irgendwo in einem finsteren Winkel des verfluchten Hotels, vermutlich umgeben von Todesanbetern, die eifrig das nächste Ritual zur Beschwörung der bösartigen Seelen planten, von denen es hier sicherlich nur so wimmelte. Mit meinem Blut.
Ich musste mich mächtig zusammenreißen, um nicht in Hyperventilation zu verfallen. Zayn hatte mir zwar versichert, dass sie nur mein Blut brauchten, nicht mein Leben, aber trotzdem brodelte da eine Angst in mir, wie ich sie noch nie zuvor verspürt hatte. Todesangst. Was, wenn diese Pfosten es sich anders überlegten und mich doch einfach umbrachten, weil man für ein Opferritual ja nie genug Blut haben konnte?
Wollte ich sterben? Nein, nicht wirklich. Schon gar nicht so.
Schritte näherten sich, und schlagartig fanden meine Gedanken ein Ende. Das Rascheln von Kleidung erklang, gepaart mit gemäßigtem, ruhigem Ein- und Ausatmen. Ich witterte förmlich, wie jemand neben mir in die Hocke ging und sich über mich beugte. Im nächsten Moment wurde nach meinem Handgelenk gegriffen, erstaunlich sanfte Finger glitten über die weiche Haut an der Innenseite meines Unterarms entlang. Tastend, suchend.
Suchend.
Nach der perfekten Stelle, an mein Blut zu kommen?
Mithilfe der Panik, die aus dieser Erkenntnis hervorging, gelang es mir trotz allem, mich zu regen. Nur schwach und unter größer Anstrengung, aber immerhin. Proteste lagen mir auf der Zunge, Verwünschungen, vielleicht auch flehentliches Betteln.
Eine Schnittwunde am Arm dürfte noch das geringere Problem sein. Von einer Seele heimgesucht zu werden und dabei womöglich endgültig den Verstand zu verlieren, statt nur tagelang mit Albträumen und Visionen geplagt zu sein, fürchtete ich mich schon eher.

DU LIEST GERADE
Todgeküsst (Ziall Slow-Burn; Side-Larry)
FanfictionLost-Place-YouTuber Niall Horan zieht mit seinem Team von einem verlassenen Ort zum nächsten, um Klicks in Millionenhöhe zu erzielen - bis er auf einem seiner Ausflüge eine merkwürdige Begegnung erleidet. Der unfreundliche, mit seltsamen Gerätschaft...