Die ganze Fahrt über schwieg ich und versuchte Kadens fragenden Blick zu ignorieren. Stattdessen sah ich aus dem Fenster und versuchte meine Gefühle im Zaum zu halten. Mir wurde gerade klar, dass es egal war, wo ich mich aufhielt. Die Vergangenheit holte mich immer wieder ein. Niemals würde ich dem entfliehen können und da war noch etwas. Dieser unsagbare Schmerz, der meine Brust in zwei riss und mir alle Kraft nahm.
»Wenn du mir doch nur sagen würdest, was ich falsch gemacht habe, Ash«, hörte ich Kaden sagen, wobei er seine Augen auf die Straße gerichtet hielt. »Ist es wegen Sergio? Ich kann dir versichern, er und ich ... da ist -.«
»Da gibt's nichts zu erklären. Du hast nichts falsch gemacht, Kaden. Fahr mich einfach nur heim.« Mein Blick richtete sich wieder aus dem Fenster, an dem die Häuser und Straßenlaternen vorbei zogen und miteinander zu einem Lichtstrahl verschmolzen.
Angekommen stieg ich nicht sofort aus. Kurz saßen wir stillschweigend nebeneinander und warteten darauf, dass einer etwas sagen würde. Kaden war es, der die Stille durchbrach, sich zu mir umdrehte und seine Hand auf mein Knie legte.
»Ich habe das ernst gemeint, dass ich dich kennenlernen möchte. Aber ehrlich gesagt, du machst es mir nicht gerade leicht. Immer wenn wir unsere Beziehung vertiefen wollen, steuerst du direkt zurück. Was macht dir Angst?« Angst?»Ich habe keine Angst, Kaden.«
»Was ist es dann? Gerade war alles gut und dann plötzlich willst du heim.« Mein Blick richtete sich zur Mittelarmkonsole, wo das Bild seiner kleinen Nichte hervorlugte.
»Ich hatte eine Tochter«, begann ich zu erzählen, nahm das Bild und rollte es langsam auseinander. »Sie war drei Jahre alt, als sie ... als sie -.« Mein Daumen strich über die bunten Linien auf dem Blatt Papier. Dann schaute ich in Kadens beunruhigtes Gesicht.
»Ich wusste nicht, dass du ein Kind hast.«
»Hatte, sie ist gestorben.«
Kaden zog seine Hand von meinem Knie und wischte sich wie in Zeitlupe über die Lippen.
»Oh, Ash. Das tut mir so fürchterlich leid. Das habe ich nicht gewusst, es -.«»Schon gut. Ich muss mich bei dir entschuldigen, dafür, dass ich dir andauernd davon laufe.« Kaden lächelte, blickte zu seinen Händen in seinem Schoß und wieder zu mir. Er ahnte wohl, dass ich darüber jetzt auf keinen Fall sprechen würde.
»Wenn du darüber reden willst, du weißt -.«
»Schon gut. Ein andermal vielleicht.« Mir fiel dieses Grübchen auf der rechten Seite seiner Wange auf und erwischte mich dabei, wie ich es anstarrte und meine Fingerspitzen es sanft berührten. »Ich wette du bist ein toller Mann. Nur glaube ich, dass ich nicht das bin was du suchst.«Kadens Finger ergriffen meine Hand und er küsste meine Innenfläche. Diese sanfte Geste ließ mich trocken schlucken. Sein lodernder Blick traf mich und langsam entzog ich ihm meine Hand. Mir war sehr wohl klar, was er suchte.
»Woher willst du wissen, welche Art Mann mein Typ ist?«, fragte er und kam mir immer näher.
»Wahrscheinlich, weil ich besser recherchiert habe«, scherzte ich und lachte leise.
»Lass mich das doch einfach selbst entscheiden, okay? Und jetzt lade mich endlich ein, mit nach drinnen zu kommen.« Seine Fingerspitzen glitten sacht an meinem Reverts entlang. »Ich will dir endlich aus deinen Sachen helfen.«
DU LIEST GERADE
All Your Colors (MxM)
RomantizmKaden steckt seit den Kinderschuhen in der Modedynastie seiner Familie fest. Auch fluchtartige Auslandsaufenthalte können daran nichts ändern. Das exklusive Modelabel Shachoo hängt an ihm, ob er will oder nicht. Als sein Vater sich eine Auszeit gön...