Kapitel 1

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Das geschichtsträchtige Fabrikgebäude aus roten Backsteinen verschluckte meine missmutigen Schritte, als ich durch die Produktion marschierte und das Büro meines Vaters ansteuerte

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Das geschichtsträchtige Fabrikgebäude aus roten Backsteinen verschluckte meine missmutigen Schritte, als ich durch die Produktion marschierte und das Büro meines Vaters ansteuerte. Es war meine Schwester Kendra, die mich herbestellt hatte und mir meinen Samstagmorgen vermieste. Eigentlich befand ich mich auf der Aftershow-Party einer Vernissage und hatte nicht vor, diese um halb acht Uhr morgens zu verlassen, um ausgerechnet hierher zu fahren. Was konnte schon so wichtig sein? In meinen Augen nichts, was nicht auch bis später oder sogar Montag hätte warten können. Ich wusste aber genauso gut, dass sie nicht aufhören würde, mich zu nerven. Deshalb hatte ich mich von der Truppe beim Chill-out auf dem Dach eines Hotels in London verabschiedet und genauso von dem schönen Sonnenaufgang, den ich eigentlich mit einem der Kellner von der Vernissage genießen wollte. Später würde ich meiner Schwester noch beibringen müssen, dass ich noch etwas bei ihr gut hatte.

Die Treppe ins Obergeschoss hinter mir gelassen, schlenderte ich den Flur entlang, an dessen Ende sich das Büro meines Vaters befand. Doch nicht er steckte kurz vor meinem Erreichen den Kopf durch die Tür, sondern mein Bruder Kale.

»Na endlich! Es schadet nicht, wenn du einen Schritt zulegst und nicht weiter unsere Zeit verschwendest«, motzte er gleich zur Begrüßung.
»Ich kann auch gerne wieder gehen«, sagte ich müde, als ich das Büro betrat und meine Schwester an die Fensterbank gelehnt stehen sah. Sie drückte sich davon ab und kam auf uns zu.
»Nein, das wirst du nicht. Wir haben nämlich ein Problem.«

Das hatte mir noch gefehlt. Wenn Miss Optimismus von Problemen sprach, war sprichwörtlich die Kacke am dampfen. Normalerweise würde ich jetzt das Weite suchen, doch da nicht unser Vater anwesend war, dafür aber alle seine Kinder, wurde mir mulmig zumute.

»Was ist hier los?«, fragte ich mit verbrauchter Stimme und verschränkte meine Hände im Nacken, wobei ich abwechselnd von Kale zu Kendra sah. Kale bewegte sich als erster, ging zum Schreibtisch unseres Vaters und nahm einen Zettel auf. Von Weitem würde ich sagen, dass es eine ausgedruckte E-Mail war.

»Unser Vater hat sich etwas ganz Besonderes für uns ausgedacht«, sagte er und senkte seinen Blick auf das Blatt Papier in seinen Händen. Dann begann er davon abzulesen:

Meine lieben Nachfolger!

Ich habe mir eine dringend nötig gewesene Auszeit genommen. Doktor Sherman riet mir dazu und verordnete mir strikte Ruhe. Auch wenn es mir nicht genehm war, hörte ich auf seinen Rat und befinde mich jetzt an einem sehr schönen Ort.

Das heißt für euch, dass ihr für die nächsten vier Wochen das Ruder in der Hand haltet und damit auch, dass ihr die Präsentation der Sommer-Kollektion mit der damit verbundenen Show organisieren werdet.

Ich möchte, dass Kale die Sicht über die Finanzen und die Pressemitteilungen behält, Kendra mit Lilli alles in der Produktion und mit Nuray die letzten Fragen am Design bespricht und du, mein lieber Kaden, wirst die Location für die Show mit allem Drum und Dran besorgen.

All Your Colors (MxM)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt