Kapitel 4

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Als ich zur Toilette wollte, die gegenüber meines Zimmers war, hörte ich Quasimodo stöhnen. Ich öffnete die Tür meines Zimmers und sah Quasimodo, der sich unruhig hin und her wälzte und schließlich von meinem Sofa kullerte. Dann sah ich etwas, was ich kaum glaubte: Quasimodos Körper schien immer mehr zu verblassen, bis ich fast wie ein Gespenst durch ihn hindurch sehen konnte. Jasmin trat an meine Seite und sagte leise: "Hey, das das erinnert mich an..."
Ich nickte: "Das Raum-Zeit Paradoxon."
Wenn eine Person unter gewissen Umständen sich in einer anderen Zeit aufhält, kann es passieren dass Die Zeit seine Existenz abstößt. Was mit ihm dann passiert, ist mir nicht bekannt. Es kann sein, dass er ausgelöscht wird. Davor graute es mir.
Doch dann plötzlich erwachte Quasimodo und setzte sich auf. Er blickte mich so verloren an, dass ich Mitleid mit ihm hatte. Ich reichte ihm meine Hand, um ihm aufzuhelfen. Dabei fiel sein Blick auf die Vitrine, die neben dem Sofa stand. Dort war u.a. meine Glöckner Sammlung sicher drin aufbewahrt. Ein großes Modell von Notre Dame füllte fast eine ganze Etage aus. Vor dem Modell standen 2 Porzellanfiguren. Eine von Quasimodo und eine von Esmeralda, wie sie im Disney Film aussahen. Natürlich sah der Quasimodo hier vor mir etwas anders aus aber dennoch... auch er schien die Ähnlichkeit zu erkennen.
"Was ist das?", fragte Quasimodo und drückte dann mit seinem Finger auf die Glastür der Vitrine, auf Höhe der Quasimodo Porzellanfigur. "Diese Figur sieht aus wie ich."
"Ja... ähm...", Ich druckste vor mich hin, bis Jasmin neben mich trat und mir aufmunternd zunickte. Ich wandte Quasimodo zu mir, damit er mich verstehen konnte. Eine Konversation mit ihm dauert deutlich länger als normalerweise. Obwohl Quasimodo von den Lippen lesen konnte musste ich doch was ich sagte sehr betonen, damit er mich verstand. Quasimodo hingegen spricht langsamer als andere Menschen, weil er das Sprechen nicht mehr gewohnt war. Er hatte ja fast sein ganzes Leben nur Frollo als einzige Kontaktperson gehabt.
"Ich sammele so viel wie möglich was mit dir zu tun hat, denn weißt du...", ich wandte mich kurz von ihm ab und holte aus meinem Regal schräg gegenüber der Vitrine an der Wand ein Buch. Ich wandte mich wieder zu Quasimodo und reichte es ihm: "Deine Geschichte ist sehr bekannt in dieser Zeit. Viele Menschen kennen zumindest deinen Namen oder dein Zuhause. Ich war 10, als ich das erste mal davon hörte. Damals verstand ich leider noch nicht alles, ich war noch zu jung. 6 Jahre später dann war ich reifer und befasste mich intensiver mit deiner Geschichte. Zu dieser Zeit verfiel ich deiner Geschichte vollends und sie hat mich seither nicht mehr los gelassen."
Quasimodo blätterte fassungslos in dem Buch und schien immer wieder bekannte Namen zu finden, wo er stockte. Dann keuchte Quasimodo plötzlich auf. Er sank auf die knie und sein Körper begann wieder zu verblassen. Doch das war noch nicht alles. Gleichzeitig schienen die Wände meines Zimmers zu schwanken.
"Was ist los?", fragte Quasimodo keuchend.
Bis plötzlich alles sich wieder beruhigte. So plötzlich wie es angefangen hatte.
"Du gehörst nicht in diese Zeit.", sagte Jasmin, als sie sie zu ihm hinunterbeugte: "Das hat Auswirkungen. Größere, als wir dachten."
"Und nun?", fragte Quasimodo.
"Du musst zurück in deine Zeit.", sagte Jasmin, als sich Quasimodo wieder erhob.
"Warum? Dort gibt es nichts mehr für mich. Dann löse ich mich lieber hier in Luft auf.", sagte Quasimodo verbittert.
"Deine Anwesenheit hat auch Auswirkungen auf uns.", sagte Jasmin mit trauriger Stimme.
"Und wie soll er zurück? So ein Mist. Ich habe so oft über Zeitreisen geschrieben. Nun bin ich selber in so einer Geschichte und völlig überfordert!", fluchte ich.

Der Glöckner und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt