Kapitel 6

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Aus dem Schatten trat ein Mönch. Etwa 40 Jahre alt. Er trug eine braune Kutte und hatte die braunen Haare bis auf einen Kranz rasiert.
"Bruder Martin...", hörten wir Quasimodo murmeln.
Der Mönch kam näher, sah uns und bekreuzigte sich: "Bei allen heiligen! Warum tragt ihr Hosen? Ihr seid doch Frauen!"
"Das ist... eine lange Geschichte...", sagte Jasmin und guckte ganz unschuldig in der Gegend herum.
"Wo warst du, mein Sohn? Wir haben uns alle große sorgen um dich gemacht. Immerhin... Was ist Notre Dame ohne ihren Glöckner?", sagte Bruder Martin, begleitend mit ein paar Gebärden.
"Sie haben mich gefunden und zurück gebracht.", sagte Quasimodo verbittert. Dann ging er an dem Mönch vorbei und stieg die Stufen zum Turm hinauf. Jasmin und ich standen da wie bestellt und nicht abgeholt.
"Dann bin ich Euch wohl dank schuldig... trotz Eurer absonderlichen Gewänder.", sagte Bruder Martin, als er uns einmal umkreiste.
Mir war dieser Bruder Martin kein begriff. Ich kannte ihn nicht aus dem Roman, also beschloss ich, nachzufragen: "Verzeiht, aber wer seid Ihr?"
"Ich bin Bruder Martin. Ich kenne Quasimodo, seit Erzdiakon Frollo, Gott hab ihn selig,", er bekreuzigte sich wieder, "Ihn aufnahm. Meine Eltern brachten mich mit 5 Jahren in das angrenzende Kloster. Seit über 25 Jahren diene ich nun hier in dieser wunderschönen Kathedrale. Ich habe Quasimodo eingewiesen in das Glockenläuten."
"Ich verstehe.", sagte ich.
"Ihr dürft gerne bleiben. Aber zunächst solltet Ihr euch anders kleiden.", sagte Bruder Martin und führte uns zum angrenzenden Kloster, das Hotel Dieu. Dort nahm uns eine Nonne in Empfang und wir mussten uns umkleiden. Jasmin ging das gegen den Strich, aber wir waren nun mal in einer anderen Zeit. Hier herrschten andere Bräuche. Frauen hatten in diesem Jahrhundert keine Hosen zu tragen und mussten hochgeschlossene Kleider Tragen. Nicht so wie Jasmin, die an heißen Tagen mal gerne Ihr Dekolletee zeigte wie an diesem Tag. Wir beide kamen in einer Nonnenkluft (Abgesehen von der Kopfbedeckung, wir waren ja keine echten Nonnen) wieder in die Kathedrale. Wir quälten uns die hundert und aberhundert Stufen hinauf bis in den Turm. Hier sah ich, wie Quasimodo einen Holzbalken umfasst hielt und mit dem Kopf immer wieder dagegen schlug.
"Was zum Teufel tut er da?!", fluchte Jasmin, während ich auf Quasimodo zustürzte und ihn an den Schultern packte. Die Platzwunde an seiner Stirn war wieder aufgeplatzt und Blut rann über Quasimodos Gesicht herab.
"Hör auf damit...", sagte ich, nahm ein Taschentuch und presste es auf die blutende Wunde.
Quasimodo knurrte und schüttelte den Kopf. Er wollte nicht das ich ihn aufhielt.
"Hör auf, dich selbst zu verletzen...", flehte ich und begann zu schluchzen.

Der Glöckner und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt