Kapitel 8

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Wenige Stunden später weckte uns das nächste Glockengeläut. Erschrocken schreckten wir aus dem Schlaf hoch. wir hatten zwar noch das Wachs in den Ohren, aber der hielt nicht viel ab wie gesagt. Wir standen auf und sahen verwundert, dass Quasimodo die Glocken läutete. Das dauerte ein paar Minuten, bis er von einer der Glocken in die Tiefe sprang und vor uns landete. Unbeschadet, aber außer Atem.
"Quasimodo, was tust du da?", fragte ich verständnislos.
"Meine Arbeit. Ihr habt ja geschlafen.", sagte er.
"Was macht deine Verletzung?", fragte ich.
²Es tut nicht mehr weh.", sagte er und lächelte mich an.
Dieses Lächeln war so voller Herzenswärme, dass ich fast dahingeschmolzen wäre.
"Soll ich euch alleine lassen?", fragte Jasmin schelmisch.
Ich boxte ihr spielerisch in die Seite: "Lass das!"
"Was denn?", sagte sie ganz unschuldig.
Ich ging an ihr vorbei auf die Balustrade.

Quasimodo war verwirrt von Reginas Reaktion auf ihn. Und wie sie ihre Freundin stehen ließ... Jasmin verzog verärgert das Gesicht und verließ den Glockenturm. Quasimodo blickte Ratlos Jasmin nach und wandte sich dann Regina zu, die an der Balustrade stand.
"Deine Freundin ist gegangen.", hörte ich Quasimodo sagen.
"Was? Wohin?", sagte ich erschrocken, nachdem ich mich zu ihm umgedreht hatte.
"Hinunter.", sagte Quasimodo.
"Wir sollten besser nicht getrennt werden...", sagte ich besorgt.
"Wir könnten sie einholen.", sagte Quasimodo und kam auf mich zu.
Ich ahnte was er vorhatte und hob meine Hände vor meinen Körper: "Oh nein... nein... nein..."
Quasimodo wollte mich hinunter tragen, an der Fassade entlang. Doch ich habe ein Problem... Höhenangst. Schon als ich an die Balustrade getreten war, hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch und wagte es gar nicht, nach unten zu sehen...
"Das ist der einzige Weg.", sagte Quasimodo und packte mich plötzlich. Er hob mich über seine Schulter. Dann kletterte er wirklich mit mir, die kreischend und wimmernd über seiner Schulter lag, die Fassade hinunter. Das Grauen! Als wir unten ankamen, zitterte ich am ganzen Körper.
Ich erhob die Hand: "Tu das NIE WIEDER!"
Quasimodo zuckte kurz zusammen, als er befürchtete, ich wollte ihn schlagen
Ich ließ meine Hand sinken, als ich begriff, wie meine Gebärde auf ihn wirkte.
"Entschuldige. Ich wollte dir nicht böse sein. Du hast mich nur überrumpelt.", sagte ich.
In diesem Augenblick öffnete sich das Hauptportal und Jasmin trat heraus.
"Was machst du denn hier?", fragte Jasmin.
"Ich denke es wäre nicht gut, wenn wir uns trennen. Immerhin kommen wir beide aus der gleichen Zeit.", erklärte ich.
"Ich dachte, es wäre das beste, dich kurz in ruhe zu lassen.", sagte Jasmin.
"Und wo wolltest du hin?", fragte ich.
"Mir die Stadt ansehen?"
"Da bin ich dabei!", sagte ich.

Ich blickte zu Quasimodo, der sich abwandte und wieder die Fassade hochklettern wollte.
Jasmin legte mir eine Hand auf die Schulter: "In Notre Dame ist er sicher.", sagte sie.
"Ja, solange er nicht einen seiner "Anfälle" bekommt.", sagte ich.
Dann folgte ich Jasmin die Straße entlang bis wir auf einen Markt stießen, der auf einem kleinen Platz im Schatten der Kathedrale stand. Wir gingen über den Platz, sahen uns die stände an und sahen eine Gruppe Zigeuner musizieren im Zentrum des Platzes. Da kam mir eine Idee.
"Was, wenn Quasimodos Familie noch lebt?", sagte ich plötzlich.
"Wie meinst du das?", fragte Jasmin.
"Seine Eltern werden im Roman gar nicht erwähnt. Und auch in der Disney Verfilmung nicht. Man sieht nur, wie die Zigeuner mit ihm nach Paris wollen. Vielleicht können die Zigeuner uns Antworten geben. Denn ich weiß, wo Quasimodo aufgetaucht ist. Vielleicht war einer der Zigeuner damals in Reims.", sagte ich
"Dann frag mal.", sagte Jasmin schulterzuckend.
Dann lauschte sie der Musik und wippte ein bisschen mit. Einer der tanzenden Zigeuner lud sie ein, mit ihm zu tanzen, was sie auch tat.
Ich beobachtete hinter diesen musizierenden Zigeunern 3 Männer, die miteinander zu tuscheln schienen. Zu denen ging ich.
"Verzeiht meine Herren.", sagte ich etwas nervös.
Die drei in Lumpen gekleideten Zigeuner blickten mich an, als hätte ich sie beleidigt.
"Oh seht her!", sagte der eine.
"Wir sind für sie "Herren"? Woher kommst denn du, dass man Bettler als Herren bezeichnet?", sagte der zweite, der eine Art Krone auf dem Kopf trug.
"Ich wollte nicht unhöflich sein.", erwiderte ich.
"Hmm irgendwie gefällt mir die kleine.", sagte der mit der Krone.
"Ich schätze mal, Ihr seid Clopin, der König der Bettler.", sagte ich.
"Hm... und wenn dem so wäre?", fragte er.
"Dann könntet Ihr mir vielleicht eine Frage beantworten.", sagte ich.
Clopin trat vor: "ich höre?"
"Wart Ihr vor ca. 20 Jahren in Reims?" Fragte ich ihn.

Der Glöckner und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt