11 | Die Spuren

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Als Ana am nächsten Morgen aufwacht, fühlt sie sich extrem gerädert, obwohl sie sehr gut geschlafen hatte; doch der Grund, weshalb sie sich so fühlte, wurde ihr schnell klar. Die letzten Tage steckte weder ihr Körper, noch ihr Kopf so einfach weg. Immerzu war sie mit den Gedanken bei dem ermordeten Jeffrey und bei der Leiche von Drew.

Immer wieder hatte sie die Bilder von ihm vor Augen, wie er blutüberströmt auf seinem Schreibtisch liegt. Den Geruch seines Blutes hatte sie noch immer in ihrer Nase, als hätte sich etwas von der roten Flüssigkeit darin abgesetzt.

Doch, obwohl es sie erschrecken müsste, verspürte sie rein gar nichts. Sie hatte keinerlei Emotionen für den Mord an Drew übrig und das machte ihr Angst. War sie denn mittlerweile genauso skrupellos, wie Nick? Allein schon der Gedanke an Nick ließ sie aufseufzen.

Hatte sie sich wirklich in ihn verliebt?
In einen Mörder?
In denjenigen, der ihr locker alles in die Schuhe schieben könnte?

Sie wusste, dass sie sich in Gefahr bringen würde, wenn sie sich noch länger mit ihm abgeben würde; doch sie wusste auch, dass sie einfach nicht stark genug ihm gegenüber war. Jedes Mal, wenn er sie mit seinen blauen Augen fixierte, erstarrt sie förmlich und traut sich nicht mehr sich zu bewegen. Seine Art, sein Auftreten und ja, auch das Gefährliche reizte sie zunehmend.

»Nick«, murmelte sie in ihr Kissen, ehe sie sich langsam auf die andere Seite umdrehte; doch da war niemand; die linke Bettseite war leer und auch seine Sachen waren weg - Nick war weg.

Seufzend ließ sich Ana wieder ins Kissen fallen und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Wie hätte sie auch erwarten können, dass er die ganze Nacht bei ihr bleibt? Er! Nicolas Williamson, der Aufreißer von ganz Boston.

Sie machte ihm keinen Vorwurf, denn immerhin wusste sie schon sehr lange, wie er war; was mitunter ein Grund war, dass sie ihn nie an sich herangelassen hatte. Aber tief in ihrem Inneren hatte sie es sich gewünscht; sie hatte sich gewünscht, dass er sich in dieser Hinsicht ändern würde - für sie!

»Wie naiv«, lachte sie kurz auf und schüttelte den Kopf; dann lehnte sie sich zur Nachtkonsole rüber und griff nach ihrem Handy. »Nein..«, hauchte sie, als sie mehrere Anrufe in Abwesenheit auf ihrem Display sah; Anrufe von Simon Moore und sogar Clifton Fox.

Der Fall, der ihren Vater am Vortag so aufgeschreckt hatte, hatte also doch etwas mit Drew zu tun. Doch wie konnten sie ihn so schnell finden?

Das Klingeln, was durch die ganze Wohnung hallte, schreckte die junge Frau auf. Ihr Herz raste, denn bei dem Blick auf die Uhr, wusste sie, dass es nur die Anrufer sein konnten, die in diesem Moment vor ihrer Tür stehen.

War das der Grund, weshalb Nick nicht mehr bei ihr war? Wusste er, dass sowas passieren würde?

Mit einem flauen Gefühl im Magen stieg sie aus dem Bett und zog sich etwas an. Sie hatte keine Zeit dafür lange vor ihrem Schrank zu stehen, um zu schauen, was das perfekte Outfit für so einen Besuch war. So schnappte sie sich einfach ihre schwarze Jogginghose, ihren weißen Sport-BH und ein lockeres Shirt; das musste genügen.

Entschlossen lief sie dann zur Tür und lugte durch den Spion; doch sie musste feststellen, dass sich ihre Befürchtungen bewahrheiteten. Simon Moore und Clifton Fox standen vor ihrer Tür und während der unfreundliche und eklige Kriminalpolizist den Klingelknopf malträtierte, indem er immer und immer wieder draufhämmerte, stand Clifton einfach nur hinter ihm.

»Nun mach endlich auf. Ich weiß, dass du zu Hause bist, Ana«, brüllte er gegen die Tür, was ihr das Blut bereits in den Adern gefrieren ließ.

Langsam drehte sie den Schlüssel um und zog die Tür auf, doch als sie in das wütende Gesicht von Simon sah, lief ihr schlagartig ein kalter Schauer über den Rücken. Seine Augen funkelten sie an, während seine Augenbrauen eng zusammenstanden. Seine Nasenflügel bebten, während sein Brustkorb sich kräftig hob und senkte.

Murder for love - Dark Romance-Thriller - 18+ ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt