10 | Unerwarteter Besuch

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Unsicher verließ Ana die Veranda und lief zu ihrem Auto, was direkt an der Straße parkte. Da sie Nick weit und breit nicht sehen konnte, stieg sie ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.

Gedankenverloren sah sie durch die Frontscheibe nach draußen und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.

Sollte sie ihrem Vater hinterherfahren?
Sollte sie nach Hause fahren?

Sie wusste, wenn die Leiche von Drew gefunden wurde, dass alle, die zur Familie gehörten oder ihn aus dem Büro kannten, erneut zur Befragung müssten. Könnte Ana einer erneuten Befragung standhalten?

Kopfschüttelnd holte sich die junge Frau wieder zurück in die Realität. Sie könnte nicht riskieren, irgendwie mit dem Tod in Verbindung gebracht zu werden, weshalb sie den Motor startete und auf dem direkten Weg nach Hause fuhr.

Als sie ihr Auto im Hinterhof parkte, atmete sie tief durch. Noch immer konnte sie nicht fassen, was sie in den letzten Stunden getan hatte. Dass sie Nick dabei geholfen hatte, seinen Vater im Wald zu verschachern. Nick. Dem Mann, den man beim besten Willen nicht trauen konnte. Der seine Versprechen nie hielt und wenn sie noch so klein waren. Er würde sie nie aus dieser Sache heraushalten und sie einfach komplett mit hineinziehen.

Seufzend verließ sie das Auto, schloss es ab und lief ins Haus. Da sie keine Lust hatte auf den Fahrstuhl zu warten, lief sie die vielen Stufen hoch, die sie letztendlich ins Dachgeschoss brachten.

Vollkommen übermüdet, schloss sie die Wohnungstür auf und drückte sie hinter sich wieder zu. Sie schmiss den Schlüsselbund in die Schüssel auf ihrer Kommode im Flur und zog sich ihre Schuhe aus. Dann lief sie ins Schlafzimmer, was durch die Jalousie bereits abgedunkelt war. Sie schob ihren Pullover über den Kopf, legte ihn auf den Stuhl und öffnete dann ihre Hose.

Plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne und horchte in den Raum hinein. Sie hatte ein Geräusch gehört, allerdings wusste sie nicht zu was dieses Geräusch gehörte.

War es ein Stöhnen?
Ein Seufzen?

Unwohlsein machte sich in ihr breit, als sie langsam zum Lichtschalter lief und diesen drückte. Dann drehte sie sich vom Schalter weg und erschrak so sehr, dass ihr Herz für einen kurzen Moment aussetzte. Sie konnte nicht fassen, wer da auf ihrem Bett lag. Dreist und mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

»Nick!«, empörte sie sich und das war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Namen ansprach; viel zu wütend war sie gerade auf ihn, um höflich zu sein oder förmlich zu reagieren.

»Mach ruhig weiter, die Show hat mir gefallen«, grinste er, schwang dann allerdings seine Beine vom Bett und stand auf.

Ana blieb stehen; bewegte sich keinen Zentimeter, als wären ihre Beine aus Beton. Sie hatte einfach keine Ahnung, weshalb sie sich so extrem zu ihm hingezogen fühlte, obwohl er ein mieses Arschloch war; und jetzt sogar ein Mörder.

»Verschwinde hier, Nick. Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«, wollte sie wissen, während sie einen Schritt rückwärts lief; doch weiter kam sie nicht, denn hinter ihr war die Wand mit dem Lichtschalter.

»Mit dem Schlüssel«, erwiderte er rau und hielt den besagten Schlüssel hoch.

Hatte er tatsächlich einen Schlüssel nachgemacht?
Einen Schlüssel von ihrer Wohnung?
Von dem Platz, wo sie dachte, sie wäre sicher?

»Du verdammtes Arschloch«, zischte sie ihn an, was er nur schnalzend beantwortete und den Kopf schüttelte.

Da Ana sich noch weiter gegen die Wand drückte, drückte sie zeitgleich den Lichtschalter aus, womit sie den Raum wieder verdunkelte. Beinahe panisch versuchte sie das Licht wieder einzuschalten, doch Nick war schneller. Er legte eine Hand an ihren Hals und drückte sie somit noch weiter gegen die Wand, was sie erschrocken aufkeuchen ließ.

Murder for love - Dark Romance-Thriller - 18+ ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt