14 | Im Wald

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Unbeirrt fuhr die junge Frau die Straße entlang; ohne zu wissen, wohin der Weg sie führen würde, ohne zu wissen, was sie jetzt machen sollte. Sie war verzweifelt, denn sie wusste, dass ihre Schwester recht hatte. Sie wusste, dass Nick nicht gut für sie war und doch kam sie einfach nicht von ihm los.

Seufzend lenkte sie ihr Auto auf den rechten Grünstreifen, stellte den Warnblinker an und holte ihr Handy aus der Hosentasche. Obwohl sie Abstand von Nick nehmen müsste, wollte sie sich mit ihm treffen und wenn es nur noch für ein einziges Mal wäre. Sie wollte noch 1-mal seine Nähe spüren; dieses tiefe Verlangen von ihm, seine Berührungen; obwohl sie wusste, dass das genau der falsche Weg war.

Nick
Ich muss dich sehen.
Ich fahre jetzt in den Wald; wenn ich da bin, schicke ich dir den Standort und ich hoffe, du machst dich dann auf den Weg!
Ana

Er würde schon wissen, was sie ihm mit dieser Nachricht sagen will; schließlich war das jetzt noch das einzige, was er von ihr wollen würde. Sie wusste, dass er sich nie komplett auf sie einlassen würde; dafür war er einfach kein Typ. Nicolas Williamson verliebte sich nicht, warum sollte er dann ausgerechnet bei ihr eine Ausnahme machen?

Ein letzter Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass er die Nachricht zwar gelesen hatte, aber bereits wieder offline war. Er hatte ihr keine Antwort hinterlassen; doch sie wusste, dass er sich den Sex mit ihr nicht entgehen lassen würde; dafür hatte er einfach viel zu lange gekämpft, um sie endlich ins Bett zu kriegen.

Ungehindert schaltete sie den Warnblinker aus und fuhr wieder auf die Straße. Ihr war nicht bewusst, dass sie bereits verfolgt wurde, weshalb sie irgendwann auf den Waldweg abbog und immer tiefer in den dicht bewachsenen Wald hineinfuhr.

Weit und breit war nichts zu sehen.
Keine Häuser oder Hütten.
Keine Spaziergänger; nicht mal irgendwelche Tiere.

An der Stelle, wo sie parkte, war einfach nichts; doch Ana hatte keinerlei Angst. Sie freute sich einfach nur darauf, Nick zu begegnen; obwohl ihr die Worte ihrer Schwester nicht für eine Sekunde aus dem Kopf gingen.

»Er wird dein Untergang sein«, hallte es in ihrem Kopf wieder und wieder; doch was hatte er bisher groß getan? Er hatte sich an seinen Vater gerächt, weil dieser seine einzige, wichtige Bezugsperson wegen eines Briefes umgebracht hatte; war er deswegen schon ein abgrundtief schlechter Kerl?

Kopfschüttelnd seufzte Ana; wie konnte sie bloß diese Gedanken haben?
Wie konnte sie einen Mörder nur so decken?
Wie konnte sie einen Mörder nur an sich heranlassen?

Ihre Gedanken waren wirr und bereiteten der jungen Frau wahrlich Kopfschmerzen; deswegen schnallte sie sich ab und stieg aus. Sie schickte Nick den genauen Standort und schob das Handy wieder in ihre Hosentasche.

Der Wald war ruhig.

Zu ruhig für ihren Geschmack; doch sie musste den Wald als Treffpunkt wählen; niemand dürfte sie zusammen mit Nick sehen. Jeder würde wissen, dass die beiden unter einer Decke steckten.

Ein lautes Knacken; etwa von einem zerbrochenen Stock; ließ die junge Frau so sehr aufschrecken, dass ihr Herz für einen kurzen Moment aussetzte. Sie hoffte, dass es Nick sei, weshalb sie sich in die Richtung umdrehen wollte, aus der das Geräusch kam; doch noch bevor sie reagieren konnte, wurde sie hart gegen das Auto gepresst.

Sie erkannte nicht, wer hinter ihr stand, denn der Angreifer hatte sie so sehr in die Mangel genommen, dass sie sich kaum bewegen konnte. Als sie den warmen Atem dieser Person an ihrem rechten Ohr spürte, schluckte sie so hart, dass ihr Hals trocken wurde.

»Auf diesen Moment habe ich gewartet«, knurrte derjenige ihr ins Ohr, doch als sie erkannte, wem diese Stimme gehörte, wurde ihr plötzlich ganz anders.

Murder for love - Dark Romance-Thriller - 18+ ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt